I. Urkundenforschung und Urkundenlehre im allgemeinen.

Es liegen nicht nur Abhandlungen über Einzelfragen der Urkundenforschung vor. Mit welchen Schwierigkeiten diese noch lange nach der Zeit Mabillons (zu diesem auch 378) zu kämpfen hatte, beleuchtet Müller durch Schilderung der Auseinandersetzungen über die Veröffentlichung der älteren Urkunden St. Gallens ( 120). -- Bittner berichtet über die -- in der Hauptsache vergeblichen -- Bemühungen J. Frh. v. Reinharts, Direktors des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Metternich zur Schaffung von Einrichtungen für entsprechende, namentlich hilfswissenschaftliche


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Schulung der künftigen Archivbeamten an der Wiener Universität zu veranlassen ( 61). --Hampe würdigt Bresslaus Schaffen ( 135 a) und Redlich weist auf die Bedeutung einiger, in den letzten Jahren erschienener Arbeiten, besonders des Bittnerschen Buches (vgl. Jahresberr. 1, S. 164) für die Entwicklung der Urkundenlehre hin ( 376). --Lodolini versucht, den Laien unter vorwaltender Berücksichtigung des italienischen Urkundenwesens in unser Fach einzuführen ( 377), gibt aber, schon weil er Darlegungen über Paläographie, Zeitrechnungslehre, Siegel- und Wappenkunde unverhältnismäßig viel Raum gönnt, die neuere deutsche und französische Forschung unerwähnt und ihre Ergebnisse großenteils unberücksichtigt läßt, den Blick von allem, was nicht unmittelbar zum Handwerkszeug des Archivbenützers gehört, abwendet und statt genauer Angaben über wichtige Einzelheiten allgemeine Redensarten bietet, kein auch nur einigermaßen brauchbares Bild von Entwicklung, derzeitigem Stand und Aufgaben der Urkundenforschung. Dankenswert sind nur manche Hinweise auf einschlägige Leistungen der Forschung und derzeitigen Unterrichtsbetrieb der Urkundenlehre in Italien. Auch die maßgebenden italienischen Fachgenossen dürften die Aufnahme dieser Arbeit in die so rühmlich bekannten Manuali Hoepli bedauern.


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