A. Ihre Entwicklung im allgemeinen.

Hier ist zunächst der -- auf den ersten Blick kaum übersehbare -- Ertrag der gewaltigen, bei Inangriffnahme der Hispania pontificia vollbrachten Leistung Kehrs zu buchen. Fördert dieser Meister der Urkundenforschung schon durch die Veröffentlichung der 275 noch ungedruckten oder in Deutschland kaum bekannten Papst- und Kardinalsurkunden aus den Pontifikaten Leos III. (Fälschung) und


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seiner Nachfolger (bis 1198), die er in den von ihm durchsuchten und eingehend geschilderten Archiven Kataloniens fand ( 168), und durch Herausgabe von Teilabbildungen der 12 ältesten in jenen Archiven befindlichen Urschriften päpstlicher Ausfertigungen auf Papyrus (10 Stück) und Pergament (2 Stück) aus der Zeit von Formosus bis Benedikt VIII. und der Nachzeichnung einer vermutlich von Johannes XIX. ausgestellten Urkunde ( 167) unsere Kenntnis sehr wesentlich (vgl. u. a. R. v. Heckel, Deutsche Literaturzeitung, 48, Sp. 2215--2221), so legt er in der zu diesen Tafeln gehörigen Abhandlung eine grundlegende Untersuchung über Schrift, Textgestaltung und Herstellung der Papsturkunden des 9.--11. Jahrhunderts vor, die z. T. völlig neue Einsichten in den behandelten Gegenstand eröffnet. Im Rahmen dieses Berichtes ist es unmöglich, die Tragweite der einzelnen, hier niedergelegten Forschungsergebnisse (so über die Entwicklung der Kuriale und ihr Verhältnis zur Minuskel, über die eigenhändige Beteiligung des Papstes an der Urkundenfertigung, über die Kanzleigeschichte und über das Vorkommen echter, von den üblichen Formen der Papsturkunden ganz abweichender Ausfertigungen) auch nur anzudeuten. Es mag die Bemerkung genügen, daß das von Kehr Gebotene den Ausgangspunkt für alle Forscher bilden muß, die sich der älteren Papsturkunde zuwenden. Daneben sind aber auch noch andere Arbeiten aus dem in Rede stehenden Gebiet zu nennen. Hufe behandelt in einer noch nicht gedruckten Doktorschrift die Poenformeln der mittelalterlichen Papsturkunden ( 381), Michael- Schweder in einer von Erben eingeleiteten, mit Abbildungen ausgestatteten Abhandlung die Schrift auf den Papstsiegeln des Mittelalters ( 353) und Schiaparelli in einem von 3 Tafeln begleiteten Aufsatz den Ursprung der Kuriale ( 349).


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