V. Zeitrechnungslehre.

Einige Grundbegriffe der Zeitrechnungslehre behandelt, mit besonderer Rücksicht auf italienische Verhältnisse Lodolini ( 377). Die wichtigste Neuerscheinung auf dem hier in Rede stehenden Gebiet (hierzu auch 408b) dürfte der zweite Band von Schroeters großem Haandbog


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i kronologi ( 408 a) sein. Aufmerksam gemacht sei auf die zweite, von E. Mahler bearbeitete, mit einem Anhang »das türkische Sonnenjahr« versehene Auflage von F. Wüstenfelds und E. Mahlers Vergleichungstabellen der mohammedanischen und christlichen Zeitrechnung (41 S.). Grotefend legt -- gewissermaßen als Ergänzung zu seinem Taschenbuch der Zeitrechnung -- in alphabetischer Folge 85 rätselhaft scheinende Datierungen vor, deren wahre Bedeutung sich meist durch Annahme leicht erklärbarer Lesefehler ermitteln läßt ( 409). Die bei den englischen Bauern des nordwestlichen Midlands noch im 16.--18. Jahrhundert gebräuchlichen clogs almanacs, immerwährende Holzkalender, die Sonntagsbuchstaben, goldene Zahlen und stehende Feste angeben, das Jahr entgegen dem sonstigen Brauch mit dem 1. Januar beginnen und im Gegensatz zu den entsprechenden Stücken Skandinaviens, Deutschlands und Frankreichs die Form vierkantiger, eingekerbter Klötze besitzen, beschreibt und erläutert Schnippel unter Beigabe mehrerer Abbildungen und eines Verzeichnisses der bekanntgewordenen deutschen Holzkalender ( 413). Collijn behandelt das älteste, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende schwedische Birgitinerkalendarium, das dem von Birgit Sigfustochter im Kloster Munkaliv bei Bergen geschriebenen Psalterium eingefügt ist ( 414). Santifaller veröffentlicht das in drei Abschriften überlieferte, vom Brixner Dompropst Winther in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts geschriebene, mit einem Totenbuch und zwei Urbaren verbundene Kalendar mit reichlichen Erläuterungen ( 411, 1729; vgl. auch 1730). Marot zeigt, daß -- entgegen der Annahme Girys -- in Toul seit der Mitte des 13. Jahrhunderts nicht der Oster-, sondern der auch im übrigen Lothringen übliche Annunziationsstil verwendet wurde, der erst 1581 dem Zirkumzisionsstil wich ( 410; zur niederländisch-flamischen Zeitrechnung 399, 412; für Cluny 411 a). Endlich gibt Krusch, auch auf sachliche Fragen eingehend, einen vor allem mit Hilfe der chronologisch wichtigen, aus dem 9. Jahrhundert stammenden Handschrift Digby 63 (hierzu 3 Tafeln) verbesserten Text der auf Darlegungen des Dionysius Exiguus beruhenden, im Jahr 526 an Papst Johannes I. gerichteten suggestio des Primicerius notariorum Bonifatius in Sachen der Osterfeier ( 1889; über die florentinischen Johannisfeste, 2063 a).


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