III. Wappen- und Siegelkunde.

Zu der Frage der Entstehung der Flaggen Schwarz-Rot-Gold und Schwarz-Weiß-Rot hat E. Zechlin im wesentlichen auf Grund der Reichsakten aus der Reichsgründungszeit einen wertvollen Beitrag geliefert, der in diese verhängnisvolle Streitfrage Klärung und Ruhe bringt ( 503). Die aufgeregte Polemik dagegen, die er über diese Frage und über das mit verschiedenen Ergebnissen verwertete Material mit Veit Valentin ausgefochten hat ( 502), ist ein wenig erfreulicher Beleg für deutschen Gelehrtenstreit. Entgegen der sonst allgemein vertretenen Ansicht, daß die Entstehung des Dreifarbs Schwarz-Rot-Gold auf die Farbe der Jenaer Urburschenschaft (Schwarz-Rot mit goldenem Zweig) und die Uniform der Lützower zurückzuführen ist, vertritt Czermak (Der deutsche Herold 1927, 24) die auch von der Familie v. Lützow geteilte Ansicht, daß die Farbenfolge Schwarz-Rot-Gold auf die »Paradeuniform« der mecklenburgischen Landsmannschaft »Vandalia« in Jena zurückgeht. Zechlin zieht diese Möglichkeit immerhin ernstlich in Erwägung, während Erman ( 501) sie als »offenbaren Unsinn« ablehnt.

Das große Siebmachersche Wappenwerk hat in der Abteilung V (Bürgerliche Wappen) mit dem ersten Bande einer neuen Folge begonnen ( 486).

Eine eingehende Untersuchung hat A. B. E. von der Oelsnitz der Frage der Herkunft und der Wappen der Hochmeister des Deutschen Ordens 1198--1525 ( 498) im Rahmen der Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung (Heft 1) gewidmet. Die Untersuchung der älteren Wappenreihen, wie sie seit dem 15. Jahrhundert in den Geschichten des Ordens geführt wurden und trotz der seit einem halben Jahrhundert hervorgetretenen Zweifel bislang maßgebend blieben, ergibt, daß sie durchgängig von ganz zweifelhaftem Wert und nur mit Vorsicht zu gebrauchen sind. Von der Oelsnitz hat aus Urkunden, Siegeln und Denkmälern alles zusammengetragen,


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was wirklich als feststehend hinsichtlich Herkunft und Wappen der Hochmeister angesehen werden kann. Auffallend ist schon die Dürftigkeit der Nachrichten über die Lebensschicksale dieser Männer. Die festgestellten Wappen sind in Umzeichnungen beigegeben. Der Mangel an Wappen wird z. T. darauf zurückgeführt, daß die ersten Mitglieder des Ordens meist Abkömmlinge kleiner Geschlechter gewesen seien, die damals ein Wappen überhaupt noch nicht besaßen (S. 18); wo es aber nur möglich war, haben die Ordensritter das Wappen ihres Stammes schon in ziemlich früher Zeit angebracht (S. 19). Das Ordenswappen selbst verdankt seine Entstehung nicht fürstlicher Gnade, sondern einem dem erwachsenden Bedürfnis gerecht werdenden freien Ermessen, indem man »das zum Schildzeichen gewordene schwarze Gewandkreuz auch als Wappen des Ordens« verwendete (S. 25).


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