V. Bauernkrieg.

Die Fülle der Veröffentlichungen über den Bauernkrieg läßt allmählich nach. Die Frage des Verhältnisses zwischen Bauernkrieg und Reformation hat von Schubert ( 1815) in einem Vortrag noch einmal zusammenfassend behandelt, wobei er rückgreifend auch für die Zeit vor der Reformation die Beziehungen zwischen der religiösen und der sozialen Bewegung verfolgt. Er betont sehr stark die Einwirkung des Auftretens und der Lehre Luthers auf die bäuerliche Bewegung, hebt aber auch deren sehr komplexen Charakter hervor. Sehr wertvoll sind die ausführlichen Anmerkungen. Erwähnt sei daraus, daß der Verf. die 12 Artikel lieber Lotzer als Hubmaier zuweisen möchte, und der Hinweis auf die Bedeutung der Umwandlung des Heerwesens für den Bauernkrieg.

An einer ziemlich verborgenen Stelle, in der »Erkenntnis«, dem monatlichen Beiblatt der »Gemeinde«, die vom Verein für christliche Freiheit in Frankfurt a. M. herausgegeben wird, hat Archivrat Dr. H. Gerber in sehr gründlicher Weise über »Luthers Stellung zum Bauernkriege von 1525 und ihre Beurteilung« gehandelt. Bezüglich der Streitfragen, die sich an die Geschichte des Bauernkrieges knüpfen, hält der Verfasser mit seinem Urteil zurück, auf die Haltung Luthers geht er sehr ausführlich ein und berücksichtigt dabei auch Äußerungen Luthers, die sonst meist nicht erwähnt werden, z. B. einzelne Briefe und Predigten, so daß man ein recht vollständiges Bild erhält. Weniger erschöpfend ist der Überblick über die Urteile neuerer Forscher über Luthers Haltung im Bauernkrieg.

Zur Geschichte des Bauernkrieges in Süddeutschland ist nur anzuführen, daß Bossert ( 796) seine Studien über Feuerbacher zu Ende geführt hat. Wie im ersten Teile seiner Abhandlung bringt er viel wertvolles Detail über die bäuerlichen Bewegungen in Württemberg und über den Gegensatz zwischen dem vernünftigen und gemäßigten, allerdings seiner Aufgabe nicht ganz gewachsener Feuerbacher und der zügellosen Masse, der schließlich kurz vor der Schlacht bei Böblingen zur Absetzung F's führte. Der Prozeß Feuerbachers,


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über den wie auch über seine weiteren Schicksale berichtet wird, gewährt einen Einblick in das Verfahren am kaiserlichen Hofgericht zu Rottweil.

Am meisten ist über die Vorgänge in Thüringen erschienen. Der Schönbergbund hat das ganze 4. und einen großen Teil des 6. Heftes seiner Heimatblätter »Forschung und Leben« dem Bauernkriege gewidmet. Hervorzuheben ist daraus die Zusammenstellung von Quellen und Literatur zur Geschichte des Bauernkrieges in Thüringen, die Delius ( 798) liefert. Er macht auf manche recht entlegene Erscheinung aufmerksam, andrerseits fehlen allerdings einige der wichtigsten Schriften, bei andern sind die Verfassernamen durch Druckfehler entstellt. Aus dem übrigen Inhalt der Hefte seien die Arbeiten von Frd. Schmidt über den Bauernkrieg in der goldenen Aue, von O. Landmann über »Stolberg im Bauernkrieg«, von Karl Meyer über den Bauernkrieg in Nordhausen und seiner Umgebung und von Walter Bubbe über den Bauernkrieg im Unstruttal genannt. Bei Schmidt und Meyer vermißt man jede Quellenangabe.

Eine neue Biographie Müntzers -- in französischer Sprache -- liefert uns Walter ( 795). Der Verfasser hat sehr gründliche Studien gemacht, schreibt auch recht gut, besonders die Milieuschilderungen sind gut gelungen. Material, das ihm Clemen zur Verfügung gestellt hat, ermöglicht ihm manches genauer darzustellen, als noch Joachim Zimmermann. Er nimmt zu manchen Streitfragen selbständig Stellung, mit dem Versuch, die Schrift »An die Versammlung gemeiner Bauerschaft« Müntzer zuzuweisen, wird er allerdings wohl kaum Erfolg haben. Der Verf. bemüht sich, unparteiisch zu sein, eine gewisse Abneigung gegen Luther glaubt man aber doch zwischen den Zeilen zu lesen. Kleine Entstellungen deutscher Namen und die Verwechslung des Erzgebirges mit dem Harz tun dem Wert des Buches keinen wesentlichen Abbruch. -- Mit einigen auf die literarische Tätigkeit Müntzers bezüglichen Einzelfragen beschäftigt sich Metzger ( 797). Er benutzt die angeblichen Thesen des Egranus, um Müntzers Theologie in seiner Zwickauer Zeit daraus zu konstruieren, zeigt, daß die »Questio M. Tome Munczer disputanda« Müntzer zur Einführung in Böhmen als Anhänger Luthers erscheinen lassen sollte, sucht zu beweisen, daß Müntzers »Protestation oder empiettung« jünger ist als die Schrift »von dem getichten Glauben«, klärt die Entstehungsgeschichte der »ausgetruckten Emplößung« und der »hochverursachten Schutzrede« auf und bringt einige Ergänzungen zu Böhmers Übersicht über Müntzers Briefwechsel.


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