§ 2. Archivwesen.

(V. Loewe.)

Im Berichtsjahre ist ein Band der Archivalischen Zeitschrift nicht erschienen, der Ertrag an einschlägiger Literatur von allgemeinerer Bedeutung ist daher diesmal nur gering. Eine Gelegenheitsskizze, die sich mit dem Material zur niedersächsischen Geschichte in nordischen Archiven beschäftigt ( 45), mag dazu dienen, wieder einmal das Bewußtsein dafür zu wecken, daß für die planmäßige Ermittlung der Stoffmassen namentlich zur neueren deutschen Geschichte in ausländischen Archiven mit wenigen Ausnahmen noch alles zu tun ist.

In der Pflege der Geschichte des 19. Jhd., die durch die Ereignisse des letzten Dezenniums so starke Antriebe empfangen hat, sind die preußischen Provinzen auffallend im Rückstand gegenüber den kleineren deutschen Ländern. Die Provinzialgeschichte dieser Epoche, die Geschichte des öffentlichen Lebens sowohl wie die der Verwaltung, ist zugleich preußische Gesamtstaatsgeschichte, sie erfordert daher auch die Heranziehung des Materials der Zentralstellen, das oft vollständiger erhalten und wertvoller ist als das der Provinzialbehörden. Den äußeren und inneren Schwierigkeiten, die sich bei der Feststellung und Zusammentragung dieser vielfach verstreuten und schwer zu ermittelnden Stoffmassen erheben, werden Wegweiser durch die Berliner Materialien wenigstens zu einem Teile abhelfen können. Auf solche Wegweiser zielen auch die im vorjährigen Berichte erwähnten Anregungen Müsebecks zur Schaffung kritischer Inventare hin, Ausführungen, die freilich bisher, soviel ich sehe, noch keinen Widerhall gefunden haben. Die erwünschte Ergänzung eines künftigen Führers durch die Bestände des Berliner Geheimen Staatsarchivs wird das Heft sein, in dem Rohr eine Übersicht und Würdigung der militärischen Bestände des Geheimen Staatsarchivs in ihrer Bedeutung für die Personen- und Familienforschung gibt ( 52).


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