II. Inkunabelkunde.

Daß Darstellungen und Abhandlungen über Technik und Geschichte des Frühdrucks unverständlich bleiben müssen, wenn dem Leser nicht zugleich die Drucke selbst vor Augen geführt werden, ist der Grund für die Fülle von Reproduktionen auf diesem Gebiet. Neuartig und nicht ganz unbedenklich erscheint der Weg, der in zwei Veröffentlichungen Haeblers beschritten wird ( 63, 64). Indem der Verlag, wie versichert wird, lückenhafte Inkunabelexemplare aufkaufte und zerschnitt, konnte er Originaltypenbeispiele für Studienzwecke zur Verfügung stellen, die Haebler sachkundig mit Erläuterungen versah. Hassingers Studie ( 66) beschäftigt sich mit drei deutschen Weltkarteninkunabeln, die, obwohl schon mit dem neuzeitlichen Reproduktionsmittel hergestellt, noch ganz in mittelalterlichen geographischen Vorstellungen befangen sind. Die Pierpont Library in Newyork besitzt die eine, die Würzburger Universitätsbibliothek die andere. Eine dritte entdeckte der Verfasser im Deckel eines Bibeldrucks Johannes Zainers der Stadtbibliothek in St. Gallen. Sie gehören zu den sehr seltenen vor 1500 gedruckten Karten und sind sicher die ersten kartographischen Einblattdrucke in deutscher Sprache, vielleicht die ersten Kartendrucke überhaupt. Das gleiche Titelschriftband beweist ihre Verwandtschaft untereinander. Der Verfasser, der ihren Inhalt eingehend analysiert, macht es wahrscheinlich, daß die Newyorker Karte, ein kolorierter Holzschnitt Hanns Rüsts, als Vorlage für die beiden Nachschnitte Hanns Sporers gedient hat.


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