§ 46. Posen.

(A. Lattermann.)

Bis zum Zusammenbruch lag das Schwergewicht der geschichtlichen Arbeit auf deutscher Seite und war in den Veröffentlichungen der »Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen« zusammengefaßt. Die damals erschienenen beiden Zeitschriften werden (mit Ausnahme je der ersten 10 Jahrgänge, für die schon früher entsprechende Veröffentlichungen erschienen waren) nunmehr durch ein äußerst dankenswertes Register von W. Kohte ( 12) der Benutzung erschlossen. Ebenso ist eine Zusammenstellung der sehr zahlreichen, teilweise weit verstreuten Aufsätze und Bücher des besten Kenners des Gebietes zu preußischer Zeit, Prof. M. Lauberts ( 149) erschienen.

Von der Urgeschichte bis in die südpreußische Zeit führt der erste Teil einer außerordentlich fleißigen, auch das slawische Schrifttum stark heranziehenden Dissertation von W. Maas ( 427). Wie schon der Untertitel zeigt, ist darin die häufig ungünstig wirkende zu starke Besonderung der Einzelwissenschaften überwunden und sind verschiedene zu ihrem Recht gekommen. Verständlich ist allerdings, daß Verf. nicht in jeder gleich beschlagen sein konnte und daß so wohl jede Wissenschaft gegenüber Einzelheiten Einwendungen zu machen haben wird, zumal bisweilen der eigene Standpunkt des Verf. nicht recht erkennbar ist, sondern nur eine Reihe Ansichten sachlich nebeneinander gestellt werden. Der Kulturanteil des Deutschtums wird zwar nicht in allem erschöpfend behandelt, aber doch deutlich, hauptsächlich bezüglich der siedlungsmäßigen Seite. Nützlich besonders in bezug auf die letzte Zeit, in der Verf. als Leiter der Hauptgeschäftsstelle der deutschen Abgeordneten in Bromberg am meisten zuständig ist, ist eine kurze Einführung in die Geschichte


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des gesamten Deutschtums der abgetretenen Gebiete in Posen und Westpreußen aus der Feder von Studienrat F. Heidelck ( 428). Einige Druckfehler und Kleinigkeiten sind nach Deutsche Wissensch. Zeitschr. f. Polen (abgekürzt: Z.) Heft 13, S. 173 zu berichtigen.

Die eindrucksvolle Reihe der Veröffentlichungen M. Lauberts vergrößerte sich zu seinem 50. Geburtstag durch einen 2. Band Studien ( 149), den er dem vor 20 Jahren erschienenen 1. folgen ließ. Diesmal war hauptsächlich der Gesichtspunkt maßgebend, Möglichkeiten des Vergleichs der Behandlung von Minderheiten seitens des alten Preußens und Polens zu bieten. Da die Einzelbeiträge zu verschiedenen Gebieten gehören, sollen sie im folgenden bei den betreffenden Abteilungen behandelt werden. Hier darf nur der Schluß aufgeführt werden, zu dem Verf. kommt, daß einst alle preußischerseits gehegten Hoffnungen auf Selbstbesinnung der Polen verflogen seien, da »der in weitestem Maße geübte Minderheitsschutz und die zugestandene kulturelle Autonomie schnöde mißbraucht wurden. So ist die Ursache für das manche Härten unvermeidlich machende preußische System der späteren Jahre nicht bei dem Übelwollen der Regierung, sondern bei der Taktik ihrer Gegner zu suchen. Preußen hatte nach 1815 freiwillig eine Nachsicht und ein Entgegenkommen bewiesen, die heute den vertraglich zum Schutz ihrer Minderheiten verpflichteten Staaten zum Vorbild dienen könnte«. Ähnlich wie der genannte Band verschiedene Fragenkreise berührt, bringt auch eine neue Zeitschrift (Posener Heimatblätter) kleinere Beiträge hauptsächlich zur Geschichte und Kultur des Judentums in preußischer Zeit.

Zur Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte sind mehrere Laubert sche Aufsätze anzuführen. Der 1. der »Studien« ( 149) berichtet über die Zustände zur poln. Zeit des Herzogtums Warschau auf Grund einer späteren Beschwerde deutscher Bewohner aus den Kreisen Wongrowitz und Obornik: »Seit dem unglücklichen Krieg von 1806 haben die deutschen Bürger und Landleute dieser Provinz schreckliche Erfahrungen und Bedrückungen aller Art gemacht, die weder wir noch unsere Vorfahren seit der ersten Niederlassung im hiesigen Lande gekannt haben«, besonders bezgl. des Rechtswesens. Äußerungen von polnischer Seite dazu standen leider nicht zur Verfügung. In übertriebener Rücksichtnahme auf den durch eine weitgehende Versöhnungspolitik für Preußen zu gewinnenden polnischen Adel wurde diese Beschwerde behördlicherseits abgewiesen. Wie sorgfältig dagegen sehr weitreichende Verlangen stellende polnische Eingaben geprüft wurden, zeigt der nächste Aufsatz über Polentum und Minderheitschutz nach 1815. Sehr im Gegensatz zu kürzlichen Erfahrungen von polnischer Seite lockte Preußen damals schon ausgewanderte Polen geradezu wieder zurück und behielt möglichst alle, auch nicht qualifizierte Beamte wie Diätare bei. Allerdings die Beschwerde darüber, daß preußische Beamte die im Kampf gegen Napoleon, Polens Bundesgenossen, erworbenen Ehrenzeichen trügen, ging sogar Hardenberg zu weit. So wie selbst für überwiegend deutsche Kreise zunächst polnische Landräte bestimmt wurden, so war auch der polnische Fürst Radziwiłł Statthalter des Königs. Kennzeichnend ist nun, daß dieser nur ein Schreiben an den Staatskanzler abzusenden brauchte ( 989), um durch eine königl. Ordre seine Wünsche buchstäblich erfüllt zu sehen, und selbst während des Aufstandes in Kongreßpolen 1830/31, der von seiten der preußischen Polen mit über 2000 Überläufern


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und großen Geldbeihilfen unterstützt wurde, kämpfte der so häufig als polenfresserisch verklagte Oberpräsident. Flottwell und der Oberkommandierende der mobilisierten östlichen 4 Grenzkorps, Gneisenau, in hochherziger Weise gegenüber den vom grünen Tisch aus regierenden Ministerialstellen dafür, daß der Verkehr mit polnischen Zeitungen aus dem Aufstandsgebiet freigegeben wurde ( 2123). Bei der Ziehung der westpr.-posenschen Grenze hatten, wie ein weiterer Beitrag der Studien zeigt, die fast völlig deutschen Kreise Kamin und Deutsch-Krone Verwahrung dagegen eingelegt, zu Posen zu kommen, und wollten durch Verbleiben bei Westpreußen sich den »teuren Namen« Preußen bewahren. Um das Gleiche kam der überwiegend deutsche Netzegau, also die Gegend um Bromberg und Nakel, ein, ja sogar die in der Mehrheit polnische Ritterschaft der Kreise Michelau, Thorn und Culm. Bezeichnend für die Harmlosigkeit der vormärzlichen preuß. Regierungen in völkischen Dingen ist auch die Frage des Niederlassungs- und Grundstückserwerbungsrechts der Juden, die im umfangreichsten Aufsatz der Studien behandelt wird. So wie man untätig zusah, daß die deutschen Tuchmacher abwanderten und eine Industrie in Kongreßpolen aufbauten, ähnlich, noch unbegreiflicher fand Minister Rochow 1837 die Abwanderung der im Posenschen damals noch sehr zahlreichen und den deutschsprachigen Bevölkerungsteil verstärkenden Juden für erwünscht. Wie zu herzoglich Warschauer Zeit, waren auch in der 2. preuß. zunächst die die Juden betreffenden Verhältnisse noch ungeklärt geblieben und erst allmählich endgültig geregelt worden.

Den Übergang zur Wirtschafts- und Siedlungsgeschichte bildet ein (einen anderen in Z. Heft 8 ergänzender Aufsatz) von Laubert ( 1582), der zeigt, welche Schwierigkeiten die preußische Verwaltung gehabt hat, allmählich die bei der Öffentlichkeit und den großenteils aus dem Herzogtum Warschau übernommenen Beamten allgemein im Schwang befindlichen Betrügereien durch spätere strenge Kontroll- und Ausmerzmaßregeln zu verringern, was allerdings mehrfach zum Ruin der Betroffenen führte. Weiter zurück in die Vergangenheit führt eine erfreuliche polnische Arbeit von P. Groth aus dem Seminar für mittelalterliche Geschichte an der Posener Universität, die die Handelsbeziehungen der Stadt Posen mit Deutschland im Mittelalter darstellt (S. 682, Nr. 41). »Ursprünglich führen den Posener Handel überwiegend Deutsche«, nach Ausweis der Namen sogar fast ausschließlich. Kein Wunder, da damals die Stadt noch hauptsächlich deutsche Bewohner hat (genaueres vgl. Z. Heft 15, S. 167 f.). Der Direktor des Statistischen Amtes der Stadt, Z. Zaleski, steuert eine ausführliche Geschichte der Posener Schneiderinnung (S. 688, Nr. 140) bei, für die auf einen späteren ausführlichen deutschen Auszug (Deutsche Blätter in Polen 1928, S. 143 ff.) hingewiesen werden kann. Leider läßt wieder wie so häufig bei solchen Arbeiten das Bestreben, den deutschen Anteil herabzusetzen, keine reine Befriedigung an der fleißigen Arbeit aufkommen. Im 16. Jhd. war keineswegs »die Posener Bürgerschaft schon geradezu völlig polnisch«, wenn noch Prediger für die deutschen Katholiken vorhanden waren, ungerechnet die Protestanten und Juden. Die Schneiderzunft hatte sich 1499 noch ein deutsches Zusatzstatut gegeben. Nach Zeiten starker Verpolung folgte im 18. Jhd. wieder deutscher Zuzug. Ein kleiner Beitrag des Lissaer 2. Bürgermeisters Sobkowiak (S. 686, Nr. 111) berichtet von der Töpferzunft dieser Stadt, die so deutsch war, daß sie sogar im 18. Jhd.


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beschloß, keine Polen als Lehrlinge aufzunehmen. Nachdem sie in der letzten Niedergangszeit der alten Adelsrepublik auch zurückgegangen war, blühte sie dann unter preußischer Herrschaft wieder auf (näheres Z. Heft 15, S. 170 f.). Einen kurzen Abriß des gesamten Apothekenwesens hauptsächlich auf Grund deutscher Arbeiten, gibt L. Kostrzenski (S. 683, Nr. 64), der auch viele lehrreiche Nachrichten gerade für das Posensche bringt. Eine nützliche Zusammenstellung am Schluß zeigt, daß 1793 nur 2 Apotheken in polnischer Hand waren und erst unter preußischer Herrschaft diese Zahl auf 57 im Jahre 1918 stieg, während die der deutschen in unverhältnismäßig geringerem Maße zunahm. Dagegen wurde in den wenigen Jahren der polnischen Herrschaft bis 1926 die Zahl der deutschen Apotheken von 100 auf 24 herabgedrückt und ist jetzt noch geringer (vgl. Z. Heft 15, S. 168 f.). Zur Siedlungsgeschichte ist erwähnenswert, daß Hämpel ( 428 a) nachweist, daß für die Posener Städte die Zahl der Typen, deren Meier nach dem Grundriß bei den westdeutschen Städten 6 unterscheidet, auf 2 zusammenschmilzt; im Posener Teil der Grenzmark tritt sogar nur der ostdeutsche Kolonialtyp auf. Für die gleiche Gegend ergibt sich nach einem Beitrag von Warnke ( 428 a) der 5 Urkunden aus dem 17. und 18. Jhd. abdruckt, daß die meisten Namen der genannten Einwohner der Dörfer Zippnow, Briesenitz, Freudenfier und Stabitz schon damals deutsch waren. M. Laubert berichtet von einer infolge der Kurzsichtigkeit der preuß. Regierungsstellen nicht in die Tat umgesetzten Möglichkeit, einen Teil der schwäbischen Auswanderungslustigen nach der Provinz Posen zur Stärkung des dortigen deutschen Bauerntums entweder in der Herrschaft Koschmin oder Tomischel anzusiedeln ( 1583), da selbst der vielbeschrieene Oberpräsident Flottwell noch 1840 eine Staatsunterstützung dafür als Bevorzugung der deutschen Bevölkerung ablehnte. Den Übergang zur Kirchengeschichte bildet ein kleiner namenloser Aufsatz über einige Schulzendörfer (In: Grenzmärk. Heim. Bl. Jg. 3, S. 35--42). Aus 2 Eintragungen von königl. Urkunden in die Grodakten geht hervor, daß in einer Anzahl Dörfer der Starostei Usch schon 1607 (Druckfehler 1609), nämlich Krumfließ, Hüttchen, Gr. Wittenberg, Hasenberg, Kattun, Springberg, Schönfeld, Erpel, Kramke, Plietnitz, Plötzmin, Kresandowo, Borkendorf, der Stadt Jastrow und im Kirchspiel Schmilau deutsche Protestanten gewohnt haben, die durch das Dekret zur Lieferung von Meßgetreide an den katholischen Geistlichen veranlaßt wurden, und daß weiter 1619 die Königin als Patronin der dem Einsturz nahen kath. Kirche Schneidemühl eine neue massive bauen ließ und sie ausstattete.

Zur Kirchengeschichte beleuchten einige Arbeiten von M. Laubert die ersten Jahrzehnte der preuß. Politik. Er stellt die provisorische Regelung der geistlichen Gerichtsbarkeit in den durch den Wiener Vertrag zerschnittenen Kirchenprovinzen ( 1806) bis zur Regelung durch die Bulle von 1821 und die schwierige Entschädigung der Geistlichkeit, besonders des Erzbischofs, für die durch die neue Grenzziehung entstehenden Verluste dar, die nach dem Grundsatz des Oberpräs. Zerboni durchgeführt wurde: »Vor allen Dingen muß man hier wie überall gerecht sein.« Auch bei der Versorgung der Insassen der erst nach dem Aufstand von 1830 in beschleunigtem Tempo aufgehobenen Klöster zahlte Preußen vielfach über die festgesetzten Summen hinaus, mehr als in den anderen rein deutschen Landesteilen und mehr, als verdiente Staatsbeamte empfingen ( 1806). Den Plan, für die Theologen des Posen-Gnesener


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Erzsprengels ein Konvikt in Breslau zu schaffen, brachten die Erzbischöfe Dunin und Przyluski trotz zunächst erklärter Zustimmung dann durch Verklausulierungen, Verschleppung und geschickte Benutzung kurzsichtigster Geldstreitigkeiten der Berliner Stellen zu Fall, bis Friedrich Wilhelm IV. den Plan zu Grabe trug. Ein weiterer Beitrag zum Posener Mischehen-Konflikt ( 1807) zeigt die hoffnungslose Befangenheit, mit der man in Berlin die Dinge sah und aus der Niederlage der weltlichen Macht noch einen Erfolg zu machen suchte, wohl z. T. infolge der Einflüsterungen Metternichs, denen von den beiden Friedrich Wilhelm und ihren Ministern höchstes Gewicht beigelegt wurde.

Zur evangelischen Kirchengeschichte war hauptsächlich die 300. Wiederkehr des Todestages von Val. Herberger, des »kleinen Luther« oder »ev. Abraham von Sancta Clara« die Veranlassung zu Gedenkveröffentlichungen. Der Fraustädter Heimatverein widmete ihm eine Schrift ( 1909 a), in der F. Lüdtke ein Bild der damaligen deutschen Kultur zeichnet und der Kenner der Kirchengeschichte W. Bickerich-Lissa seine Gestalt als Geistlicher, Schriftsteller und Liederdichter unter Erschließung neuer Quellen lebendig macht. Die durch ein Versehen ausgelassene Vorrede ist im »Ev. Kirchenblatt, Monatsschr. f. ev. Leben in Polen« Juli S. 248/9 abgedruckt (vgl. Z. Heft 13, S. 173). Weiter bringt Dr. Matthias unter Hinzufügung von Anmerkungen einen von Mag. David Stölzlin in der Ulmer Neustadt 1668 verfaßten »Lebens-Lauf Herren Valerii Herbergeri seelig, auss seinen Büchern mit seinen eigenen Worten beschrieben« ( 1909 a).

Zur Kultur- und Bildungsgeschichte ist zunächst eine gut ausgestattete, umfangreiche und fleißige Arbeit von Frau Dr. M. Wojciechowska zur Geschichte des Buches in Posen im 16. Jhd. erschienen (S. 687, Nr. 131). Aus den vielen deutschen Namen und Beziehungen ist deutlich der große Einfluß der deutschen Kultur auf das polnische Buch ersichtlich; leider vermeidet es die Verf., darüber zu sprechen, wie man aus der Rezension von Dr. Steuer (Z. Heft 13, S. 162 ff.) feststellen mag. Derselbe Herr erschließt uns dankenswerter Weise durch einen ausführlichen Auszug ein polnisch geschriebenes Büchlein von Dr. Białkowski über das nächste Jahrhundert, das allerdings infolge seiner Quellen hauptsächlich die Schattenseiten aus der Geschichte des polnischen Adels und seines Verhältnisses zu Bürgern und Juden vor Augen führt (Skizzen aus dem Leben Großpolens im 17. Jhd. Dte. Bll. in Polen 4, 188--203). Eine Reihe kürzerer Beiträge beleuchtet weiter das Schulwesen. Am umfangreichsten ist der Aufsatz von Dr. L. Ręgorowicz (S. 685, Nr. 96), der unter einem irreführenden Titel die gesamte Entwicklung in den an Preußen gefallenen polnischen Gebieten bespricht. Über die südpreußische Zeit besitzen wir eine größere deutsche Arbeit, so daß wir sie hier übergehen können. Während zur Zeit des Herzogtums Warschau alle deutschen und deutschfreundlicher Gesinnung verdächtigen Professoren entfernt wurden, wurden in neu-preußischer Zeit nach 1815 »keine Schikanen (rugi) durchgeführt«, »Lehrsprache blieb weiter das Polnische«. Erst nach den Prozessen in den russischen und österreichischen Teilgebieten begann eine Berücksichtigung auch des deutschen Bevölkerungsanteils. Das Posener Marien-Gymnasium war sogar erst zu preußischer Zeit völlig verpolt worden, und wie sorgsam die preußische Regierung die Rechte der Polen achtete, diese geradezu vorzog, bis dann die Umgestaltung erfolgte, wird aus einem Aufsatz der Laubertschen Studien ( 149)


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deutlich. Vier hinversetzte deutsche Lehrer mußten geradezu ein Märtyrerdasein führen. 2 weitere kleine Beiträge seiner Feder ( 2104 f.) zeigen die peinliche Gewissenhaftigkeit, mit der die Sicherung der Rechte der polnischen Sprache damals von Preußen durchgeführt wurde, das sogar deutsche Lehrer und Schüler zwang, sich polnische Sprachkenntnisse anzueignen. Ferner gibt er ein etwas späteres Beispiel der harm- und planlosen preuß. Kirchen- und Schulpolitik gegenüber der von polnischer Seite durchgeführten Verquickung von Volkstums- und Religionsangelegenheiten, die teilweise glatte Polonisatoren sogar in rein deutsche Gegenden der Provinz setzte ( 2105). Von polnischer Seite stellt der stellvertretende Direktor der Raczynski-Bücherei, A. Wojtkowski, den Sprachenkampf und die Sprachenfragen dar (S. 688, Nr. 135). Der polnische Pastor K. Kotula (S. 683, Nr. 65), der längere Zeit in der polnischen Schulbehörde in Posen tätig war, veröffentlicht einen Beitrag zur Geschichte der polnisch redenden Evangelischen in den Südkreisen der Provinz und den von Schlesien abgetrennten und Polen zugeteilten Gebieten Mittelschlesiens. Seine Ausführungen haben den Widerspruch des deutschen Kenners, Superint. A. Rhode, hervorgerufen (Ev. Kirchenbl., Jg. 6, Nr. 6, S. 135 ff.). Zur Kunstgeschichte bringt der durch deutsche Schulung gegangene poln. Kustos am ehemaligen Kaiser-Friedrich-, jetzt Großpolnischen Museum in Posen, A. Brosig (S. 680, Nr. 13) einen Beitrag über gotische Altäre. Er behandelt darin 10 in der Provinz vorhandene Altarbildwerke, von denen bisher erst 3 in J. Kohtes grundlegendem Werk gewürdigt waren. Er betont darin besonders den schlesischen Kultureinfluß und weist viele Ähnlichkeiten mit reichsdeutschen Bildwerken nach. Der Direktor des gleichen Museums, M. Gumowski, führt die Reihe der in Posen einst tätigen Münzmeister fort (S. 682, Nr. 44). Wieder sind es ausschließlich Deutsche, die behandelt werden: Andr. u. Heinr. Lauffert aus Goslar, Hans Dittmar, Hanns Thake, Engelbert Geelen u. Ernst Knorr.

Pajzderski (S. 685, Nr. 88) bespricht ein Magnatenschloß des 18. Jhds., das zu Reisen bei Lissa. Die Baumeister und Künstler, über die wir wirklich etwas wissen, sind Deutsche; daß ein Italiener eine Rolle gespielt habe, wird nur vermutet.


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