II. Geschichte einzelner Epochen und Ereignisse.

Welche Aussichten auch für die ältere brandenburgische Geschichte eröffnen Anregungen von Heinrich Felix Schmid ( 405)! Sozialgeschichtliche Schlüsse sind bereits früher aus den slawischen Ortsnamen gezogen worden. Nähme jemand in der tief- und weitschauenden Art Schmids für Brandenburg die Forschungen namentlich Muckes wieder auf, wir kämen ein gut Stück weiter und brächten endlich mehr Licht in die slawische Zeit der Mark und in die des Übergangs zur deutschen Herrschaft. In die Jahrzehnte des werdenden Territorialstaates führen zwei Aufsätze: W. Hoppe weist auf die -- schließlich erfolglosen -- Hemmungen hin, die die Askanier bei ihrem Vordringen in den Osten durch das politische Streben des Erzstifts Magdeburg erfahren haben ( 1634), H. Krabbo widmet dem Übergang des Landes Stargard von Brandenburg an Mecklenburg und den nie von Erfolg gekrönten Versuchen der Wittelsbacher und Zollern, es wiederzugewinnen, eine ertragreiche Arbeit, die seine letzte werden sollte ( 782). An die von der Mark nach Mecklenburg ziehende Straße führt uns Edw. Schröder in einem Göttinger Akademiebeitrag ( 784), der nicht weniger


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unternimmt, als die kriegerischen Vorgänge, die sich 1332 und 1412 am sogenannten Kremmer Damm abspielten, entweder wie 1332 ganz zu streichen oder wie 1412 als einen für die große Politik unwesentlichen Zusammenstoß zu erweisen. Die unhaltbare Überlieferung von 1332 mag zugegeben werden, ebenso, daß 1412 auf dem schmalen Damm keine »Schlacht« (wie schon Riedel erkannte) stattfand. Aber wer sich nur einmal durch Augenschein die Lage des Dammes vergegenwärtigte und dazu die Wegeverhältnisse der Mark in jenen Bezirken kennt, der weiß, daß keine Örtlichkeit so wie diese geschichtliches, und das will in diesem Fall sagen: kriegerisches, Ereignis an sich ziehen mußte. Die geschichtliche Bedeutung des Kremmer Dammes scheint uns keineswegs erschüttert zu sein. Zur Geschichte des Markgrafen Hans von Küstrin, des Herrn eines nur kurze Zeit bestehenden besonderen neumärkischen Territoriums, bringt L. Mollwo, der eine umfassende Biographie Hansens geschrieben hat (vgl. Jg. 1, 1926, S. 294 u. 529), einige Beiträge, die das Bild vertiefen ( 803): einmal hinsichtlich der geistigen Struktur des Fürsten (Neigung zur Astrologie) und dann hinsichtlich seiner Verwaltungstätigkeit, die vom verwandten braunschweigischen Hofe beeinflußt war. Ein Abschnitt schält aus dem Wust der Nachrichten das heraus, was wir wirklich über die Anfänge der Reformation in der Neumark wissen. -- Als eine Frucht der oben erwähnten Acta Brandenburgica hat M. Klinkenborg in einer Untersuchung über die Entstehung der geheimen Ratsordnung von 1604 bedeutsame, von der bisherigen Darstellung Kosers abweichende Ergebnisse erzielt ( 1362). Der Schöpfer oder doch der Inspirator des ersten Entwurfs ist der Gegenspieler des Kanzlers v. Löben, der Freiherr v. Rheydt, nach kurpfälzischem Muster ist die Ratsordnung entstanden, der Lösung der preußischen und jülichschen Frage sollte der Rat vor allem dienen. So sehr auch die Fassung der Ratsordnung schließlich gegenüber dem Entwurf abgeändert wurde, so bleibt doch bestehen, »daß Rheydt von der Begründung der Geheimen Ratsordnung aus das Sprungbrett gewann, um im Jahre 1605 seine Politik durchzuführen und die Stellung Brandenburgs im Osten und Westen, in Preußen und Jülich-Berg zu sichern«.


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