III. Geschichte einzelner Landesteile und Ortschaften.

Die Untersuchung von Fr. Bestehorn über die Slawen im Potsdamer Havelland und ihre Germanisierung ist ein Beweis dafür, welche Vorteile die siedlungsarchäologische Betrachtung gerade bei Themen gewährt, wo ein Mangel an schriftlichen Quellen ist ( 415). Freilich ergeben die Urkunden doch eine stärkere Ausbeute, als es nach dem B'schen Aufsatz scheint. Mit der südlichen Paßstadt des Havellandes Potsdam befassen sich gesammelte Studien von H. Kania ( 2041). Die Entstehung der Burg Potsdam zwischen 1207 und 1230 anzusetzen, bleibt nach wie vor gewagt, aber -- das ist richtig erkannt -- die Burg, an der von Früheren bereits betonten Havel-Nuthe-Linie gelegen, gehörte in die frühaskanische Zeit und sicherte das Havelland nach Süden gegen den Meißner, übrigens auch, wie hinzugefügt sei, gegen den im Lande Jüterbog sitzenden Magdeburger.

Über die älteste Geschichte der Grafschaft Ruppin sucht Paul Meyer Licht zu verbreiten ( 727). Die Erwerbung des Landes durch die Arnsteiner Grafen will er schon 1196--1211 ansehen, um 1220 etwa soll die Besiedlung im Gange sein. Damit würde die Siedlungs- und die allgemeine Geschichte der Mark an einem eigenartigen Vorgang reicher sein; aber, scheint mir, die urkundlichen Zeugnisse reichen doch nicht aus. Und wenn der Arnsteiner während


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des ganzen Jahrzehnts von 1231--39 als Reichslegat in Italien weilt, so waren nicht »die Verhältnisse des Ruppiner Landes ... schon so geordnet ..., daß sein Tatendrang hier nicht mehr genügende Nahrung fand«, vielmehr blieb der Arnsteiner damals notgedrungen außerhalb des Landes; denn seine Herrschaft bestand in dem Bezirk u. E., mag er auch nominell früher erworben und mögen auch schwache Ansätze einer früheren Besiedlung erkennbar sein, nur auf dem Pergament. Es ist ganz bezeichnend, daß erst um 1240 die Ruppiner Urkunden einsetzen.

In der Frage der Gründung Berlins sucht A. Kiekebusch siedlungsarchäologisch einen Schritt weiterzukommen ( 626). Der Charakter der beiden Plätze Berlin und Kölln als »Inseln« liegt fest. Eine der besten und ausgereiftesten Früchte brandenburgischer Forschung in den letzten Jahren ist E. Fadens Buch über Berlin im Dreißigjährigen Kriege ( 833). In jahrelanger Arbeit ist hier ein Bild des damaligen Berlin geschaffen, wie es wenige andere Städte aufweisen können, mit einer Durchdringung des Stoffs, einer Lebendigkeit der Sprache, einer eindringlichen Kritik der Quellen, einem umfassenden Blick für alle Seiten geschichtlichen Lebens, daß für diese Epoche reichshauptstädtischer Geschichte kaum noch etwas zu tun bleibt.

Für den Barnim hat E. Grübnau die Baugeschichte eines seiner Städte, Freienwaldes, dargestellt ( 222). Der Text kommt gegenüber dem Bildmaterial etwas zu kurz, und soweit Territorialgeschichtliches berührt wird, werden manche Bedenken nicht zu unterdrücken sein. Die Geschichte zweier Barnimdörfer, Buch und Karow, hat in M. Pfannschmidt ihren begeisterten Schilderer gefunden. Das Buch hätte gewonnen, wenn eine knappere Fassung gewählt wäre und wenn das, was bei einer Dorfgeschichte nun einmal das Wichtige ist, das Sozial- und Wirtschaftsgeschichtliche, in den Vordergrund gestellt wären. Gerade Dörfer, die später Vororte einer Großstadt wurden, hätten dankbare Objekte abgegeben (Geschichte der Berliner Vororte Buch und Karow. Berlin, Zillessen i. Komm. 198 S. RM. 6,--).

Die Hauptstadt des Landes Lebus, Frankfurt a. O., hat in Fr. Schilling einen anregenden Forscher gefunden. K. Seilkopf erhebt gegen das im vorigen Jahrgang (1926, S. 531) angezeigte Buch Sch.s über die Entstehung Frankfurts ernstliche, auf guter Ortskenntnis beruhende Einwendungen (»Zur Ortskunde der Stadt Frankfurt a. O.«, Forschgn. brand. preuß. Gesch. 40, S. 125 bis 137). Von der Frankfurter Gründungsurkunde geht ein letzthin doch wenig ergiebiger Aufsatz von R. Agahd aus, der sich hauptsächlich mit dem Aufbau der askanischen Gründungsurkunde befaßt und zum Schluß, Krabbos früher geäußerte Meinung bezweifelnd, wieder zur Frankfurter Urkunde zurückkehrt ( 417).

Die Geschichte des märkischen Ostens, an sich schon nicht übermäßig angebaut, ist durch ein wenig kritisches Produkt von A. Splittgerber kaum gefördert worden: Stadt und Kreis Züllichau werden in ihrer geschichtlichen Entwicklung ziemlich dürftig behandelt ( 223). Das Buch hat hinsichtlich des Zeitpunktes der Reformationseinführung sofort berechtigte Kritik durch W. Wendland erfahren ( 1909).


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