Pommern.

Die einzelnen Gebietsteile Pommerns haben in der geschichtlichen Entwicklung bis auf wenige Abweichungen ein gemeinsames Schicksal gehabt. Um so lohnender erscheint der Versuch, auf dem breiten Hintergrunde der Landesgeschichte den Besonderheiten eines Teilgebietes nachzugehen. Wehrmann ( 224) dürfte mit seinem Werk einen vollen Erfolg erzielt haben. Ausgehend von den vorgeschichtlichen Überlieferungen gelangte er zu den ältesten historischen Begebenheiten. Durch die Christianisierung wurde der Boden für die deutsche Einwanderung vorbereitet. Der Problematik der frühesten geschichtlichen Nachrichten wurde W. mit vielem Geschick gerecht, indem er die zahlreichen Hypothesen, die seit alters über manchem Ereignis schwebten, auf das Maß des quellenmäßig Belegten zurückführte. Die wichtigsten Zeugnisse der Kolonisation sind die beiden Städte Greifenberg und Treptow, dessen Ursprung mit Greifswald in Zusammenhang steht. Die Reformation, die durch Bugenhagen von Treptow aus eifrig gefördert worden war, wird eingehend behandelt. Auch die Entwicklung der ländlichen Verhältnisse wird im breiten Rahmen klargelegt. Aus seiner reichen Kenntnis der pommerschen Geschichte weiß der Verfasser mit Umsicht die eindrucksvollsten Phasen des Geschehens herauszustellen, doch dürfte infolge der allzugroßen Gedrängtheit dem Nichtfachmann die Lektüre nicht leicht sein. Zur frühen kirchlichen Verfassungsgeschichte untersucht Allendorf ( 1718) die Archidiakonate des Bistums Kammin. Während für die älteste Zeit hierüber nur spärliche Nachrichten vorliegen, wird die allmählich sich festigende Hierarchie durch eine Urkunde von 1303 völlig klar. Um den Inhalt dieses Dokuments kristallisiert sich die sehr breit angelegte Arbeit. Es werden die Grenzen der im Jahre 1303 vorhandenen Archidiakonate bestimmt, zu denen später noch andere »inferiores« hinzukamen; ferner wird auch über die Archidiakone selbst -- meist Domherren von Kammin --, über ihre Funktionen und Einkünfte berichtet. Der Wert der Arbeit beruht auf der Sammlung der urkundlichen Grundlagen für die kirchlichen Verhältnisse in Pommern im MA. und in der Zusammenstellung der ermittelten Namen der Archidiakone, die der Arbeit am Schluß beigefügt ist. Ein etwas unerwarteter Exkurs über die katholische Kirche Pommerns nach der Reformation schließt mit dem über den Rahmen einer Examensarbeit hinausgehenden Wunsche nach Wiederaufrichtung der Bistümer in Brandenburg und Pommern. -- Da in den Akten nur wenige Spuren der persönlichen Einwirkung Brenkenhoffs in seiner amtlichen Eigenschaft erhalten sind, ist eine von ihm selbst verfaßte Denkschrift nach vierzehnjähriger Tätigkeit aus dem Jahre 1776 eine wichtige Quelle zur Kenntnis der Wirksamkeit dieses hervorragenden Beamten Friedrichs des Großen. Zugleich bietet sie auch einen Beitrag für die Erfassung seiner Persönlichkeit, über die eine abschließende Arbeit bisher noch nicht vorliegt. Curschmann ( 1577) bringt daher nicht nur den Abdruck der Denkschrift, sondern fügt in dankenswerter Weise wichtige Angaben zur künftigen Biographie Brenkenhoffs hinzu. Die kirchliche Erweckungsbewegung in Pommern zu Anfang des 19. Jhdts. rückt immer mehr in den Kreis historischer Betrachtung. Völker (Die Erweckungsbewegung in Pommern. Unser Pommernland. Jg. 1927. S. 345--350) veranschaulicht in seiner Skizze, wie die verschiedenen Gruppen der Bewegung sich zur Kirche verhielten und umgekehrt diese zu der Erweckung. Er schildert kurz den Kreis des Zimmermanns Bagens in Kammin, den um v. Thadden in Trieglaff und den um


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Heinrich v. Below in Seehof. Alle Teile der Bewegung gerieten bald, besonders durch separatistische Strömungen, allmählich in den Gegensatz zur Landeskirche. Besonnene Führer suchten einen Bruch zu vermeiden, doch der Argwohn und Übereifer der kirchlichen Behörden förderte vielfach den Widerstand. In manchen Gegenden dagegen gelang es geschickten, meist jüngeren Geistlichen, Führer der erweckten Kreise zu werden und dadurch die Verbindung mit der Kirche zu wahren. Nur in Hinterpommern hatte die Bewegung Fuß fassen können, nicht in Vorpommern, was sich heute noch nachweisen läßt.

In frischer Darstellung führt Wehrmann ( 1351) den Leser durch die Stadt Stralsund des 14. Jhdts. Er zeigt ihre Lage zwischen den Wassern, mit den Märkten und den engen und gewundenen Straßen, er macht mit den Bewohnern, ihrer Herkunft und Beschäftigung bekannt und führt uns die Stadtverwaltung als das treibende Uhrwerk dieses regen Gemeinwesens vor. Es ist das Leben einer Kolonialstadt eigner Art, die nicht ohne weiteres bei anderen Städten des Ostens Parallelen aufweist. Nach außen hin war das Leben Stralsunds völlig beherrscht von den Bemühungen im Bunde mit Lübeck, Wismar, Rostock und Greifswald, die Seegeltung besonders gegen Dänemark zu festigen. Der siegreiche Friede gegen dieses im Jahre 1370 sieht Stralsund auf einer Machthöhe, die es sogleich hinter Lübeck treten läßt und die es hauptsächlich Bertram Wulflam, seinem Bürgermeister, verdankt. Freilich war Stralsund von den am Ende des 14. Jhdts. überall entstandenen Spannungen zwischen Rat und Gewerken nicht verschont geblieben. Im Jahr 1391 muß Bertram Wulflam einem Ansturm der Gewerke weichen, die sogar mit persönlicher Untersuchung gegen ihn vorgingen. Doch bereits 1397 wurde die alte Ratsverfassung wiederhergestellt; Bertram Wulflam war zwar inzwischen in der Fremde gestorben, doch sein Sohn Wulf Wulflam war als Bürgermeister an seine Stelle getreten. Mit viel Sorgfalt hat Klaje ( 911 a) die Selbstdarstellung Nettelbecks, die bereits an einigen Stellen als unzuverlässig erwiesen war, nachgeprüft und dabei allerlei Richtigstellungen geben können. Das wichtigte Ergebnis ist jedoch eine klare Erkenntnis des eigenartigen Charakters des alten Seehelden, der zwar mit starken Triebkräften sich in der Not der Zeit für die Allgemeinheit unerschrocken einsetzte, doch daneben auch ausgeprägte Schattenseiten zeigte, die ihn in mancherlei Gegensätze zu seiner Umwelt brachten. Die Arbeit Klajes ist eine wertvolle Vorarbeit zu einer sehr erwünschten Lebensbeschreibung des unvergessenen Freiheitskämpfers. -- Die überaus geringen Archivalien der städtischen Verwaltung Kolbergs für das 16.--18. Jhdt. werden wesentlich ergänzt durch die in den Kolberger Prozeßakten des Reichskammergerichts verbliebenen Stücke, die dem Gericht zum Beweis und als Unterlagen eingesandt worden waren. Aus solchen Beilagen teilt Bellée ( 320) eine Liste von schoßzahlenden Einwohnern aus dem Jahre 1584 nach Gewerken und Straßen gegliedert mit. Noch eine andere Veröffentlichung bezieht sich auf ostpommersche Familiengeschichte. Die Stolper Kadettenanstalt siedelte nach 42 Jahren ihres Bestehens im Jahre 1811 von Stolp nach Potsdam über. Da eine offizielle Stammrolle bisher nicht ermittelt wurde, gewinnt die von Gebhardt und Lyncker (Verzeichnis des Stolper Kadetten [1761--1816]. Leipzig: Zentralstelle f. deutsche Personen- u. Familiengeschichte. 1927. VIII, 71 S. 4) veröffentlichte »zweifellos private Abschrift« einer Stammrolle an Bedeutung. Die durch zahlreiche Ergänzungen bereicherte Liste bringt über tausend Namen von


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Kadetten, die überwiegend aus Pommern, West- oder Ostpreußen stammen. Ein ausführliches Register, in das auch die erwähnten mütterlichen Familiennamen aufgenommen sind, gibt der sorgfältigen Veröffentlichung den Wert eines wichtigen Nachschlagewerkes. Zwei ältere auf Stettin bezügliche Pläne gibt Fredrich ( 418) bekannt. Der eine von ihnen zeigt eine Darstellung der Oder von Breslau bis zur Mündung mit dem Hafen von Stettin als sorgfältig ausgeführtes Mittelstück und stammt offenbar aus der Zeit bald nach Erbauung der Stettiner Hafens 1550--1570. Vermutlich steht die Herstellung des Planes in Verbindung mit dem Handelsstreit zwischen Stettin und Frankfurt a. O. Der andere Plan enthält die nähere Umgebung von Stettin, gezeichnet 1650 von Schildknecht, nach einer Vermessung im Jahre 1630.


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