II. Zeitgeschichte.

Die einzige Arbeit aus dem Gebiet der mittelalterlichen Geschichte, die hier zu nennen ist, behandelt eines der für Lübeck bedeutsamsten Ereignisse, die Schlacht bei Bornhöved. Bei der großen Bedeutung jenes Sieges für das gesamte Ostseegebiet, die Fritz Rörig in seiner Gedächtnisrede ( 724) glänzend beleuchtet, ist die Arbeit anderwärts in größerem Zusammenhang zu besprechen. Hier sei nur darauf hingewiesen, daß Lübecks hervorragender Anteil an der Schlacht unterstrichen und die Vorbestimmung der Stadt zur nachmaligen Führerschaft in der Hanse von diesem Tage datiert wird. -- Weiter finden sich nur Vorgänge der neueren Zeit behandelt. Der Aufsatz von Fritz Morstein Marx über Hamburgs Neutralitätspolitik um 1796 ( 894) sieht die Verhältnisse unter falschem Gesichtswinkel. Dem abschließenden Urteil, Hamburg habe einem politischen Prinzip zur Anerkennung verholfen usw., steht die Wahrheit entgegen, daß die Hansestädte sich als Werkzeuge der französischen Politik gegen England hatten gebrauchen lassen. Vgl. hierzu E. Wilmanns in Lübische Forschungen, S. 371 ff, (War dieser Aufsatz Morstein Marx nicht bekannt?) und H. Reinecke, Hamburg, S. 169--177. -- Die Geschichte der in den Jahren 1804--05 bei den Hansestädten aufgenommenen Anleihen der hannöverschen Stände, die Ernst Baasch in einem Aufsatz ( 935) behandelt, wirft ein Licht auf die demoralisierende Wirkung der Zustände, die sich aus der französischen Okkupation ergaben. Da jene Anleihen durch eine Forderung des Generals Mortier veranlaßt waren, verweigerte die hannöversche Regierung nach der Befreiung des Landes die Anerkennung ihrer Rückzahlungsverbindlichkeit, obgleich die Mittel nachweislich dem Lande aus der Not geholfen hatten. Die entschlossene Haltung der Hansestädte, die bei ihrer trostlosen Wirtschaftslage auf ihre Forderungen nicht verzichten konnten, erreichte es schließlich mit der Drohung, die Sache bei der Bundesversammlung anhängig zu machen, daß in den Jahren 1820--21 Vergleiche auf 80% in Ratenzahlungen und unter Verzicht auf die nicht unerheblich angewachsenen Zinsen zustande kamen. -- Über die große Sturmflut die Anfang Februar 1825 die deutsche Nordseeküste heimsuchte, fehlte bisher nur noch für das hamburgische Gebiet und das damals noch beiderstädtische


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Bergedorf eine Untersuchung. Hier tritt jetzt eine gründliche Arbeit von Otto Höch ein (die Sturmflut vom 3./4. Februar 1825 im hamburg. Staatsgebiet, Zt. V. Hamb. Gesch., 28, 155--224), aus der die im Deichwesen gemachten Erfahrungen von allgemeinerem Interesse sind. Daß die Schädigungen durch die Flut ein so großes Maß annehmen konnten, lag zum guten Teil an den ungenügenden Abmessungen und der vorschriftswidrigen Behandlung der Deiche. Das Verantwortungsgefühl der Bevölkerung war dadurch ungünstig beeinflußt worden, daß die Deichbehörde Entgegenkommen zeigte, anstatt gegenüber der Saumseligkeit der Anwohner zu deren eigenem Besten mit Entschiedenheit vorzugehn. Erst Senator Amsinck verstand es als Landherr Wandel zu schaffen.


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