VI. Kirchengeschichte:

Die »Epochen der Breslauer Bistumsgeschichte« sind das Thema eines Vortrages von F. X. Seppelt ( 1653). Der im knappen Rahmen nur das Wesentliche berührende Überblick der Breslauer Bistumsgeschichte bis zur Reformation verwertet die neuesten Forschungsergebnisse. -- Vornehmlich


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der kirchlichen Laufbahn des Kanzlers Kaiser Karls IV., Johann v. Neumarkt, in seinen Beziehungen zur Ordensgeistlichkeit, zum Breslauer Domkapitel, als Bischof von Naumburg, Leitomischl, Olmütz und als erwählter Bischof von Breslau (i. J. 1380), aber auch dem großen Humanisten, der um fast zwei Menschenalter dem Apostel des Humanismus in Deutschland vorauseilte, sind die Untersuchungen von A. Hansel ( 752) gewidmet, die bis zum ersten Auftreten Johanns als Notar in der Reichskanzlei (i. J. 1347) stark hypothetischen Charakter tragen und durch die Arbeiten von Schieche und besonders die von Klapper überholt sind. Gleichwohl bleibt diese Arbeit für die Forschung durch die geleisteten Einzeluntersuchungen, den Briefwechsel Johanns mit dem apostolischen Stuhl usw., sehr beachtenswert. -- Die von H. Wendt ( 1912) aus der Beilage zu einem Briefe, den der Nürnberger Feldhauptmann Hans v. Riedlingen am 29. Dez. 1529 aus Breslau vermutlich an ein Nürnberger Ratsmitglied oder den ganzen Rat richtete, mitgeteilte knappe, aber treffende Zusammenfassung der Ergebnisse des ersten Jahrzehnte der Breslauer Reformation im Sinne einer Rechtfertigung des Rates zeigt innige Vertrautheit mit den leitenden Gesichtspunkten der städtischen Kirchenpolitik und hat mehrfach Anklänge an offizielle Rechtfertigungen des Rates, die dieser gegenüber den politischen Faktoren, aber auch zur Beeinflussung der damals sich mächtig regenden öffentlichen Meinung publizierte. -- G. Hoffmann ( 1913) gibt nach einem Lebensbild des schlesischen Pfarrers aus dem Reformationsjahrhundert Sigismund Schwab aus Freistadt eine kurze Inhaltsangabe von dessen 32, sämtlich dem Index verfallenen, Schriften, deren erste eln auch in die Altenburger Lutherausgabe aufgenommenes Verzeichnis sämtlicher Bücher und Schriften des Reformators ist. Suevus wird als Charakter, Theologe, Liederdichter und Prediger gewürdigt, als welchem ihm unter den Schlesiern seiner Zeit der erste Platz gebühre. Am Schluß der Abhandlung setzt sich der Verfasser mit der Behauptung Albr. Ritschls, daß dem Protestantismus des 16. Jahrhunderts das religiöse Gefühl gemangelt habe, auseinander. -- Georg Ellinger (Angelus Silesius. Bresl. 1927. Verl. Wilh. Gottl. Korn. VI und 260 S. Preis 7 RM) gibt in 10 Kapiteln ein Lebensbild des Dichters, Mystikers und Konvertiten Johann Scheffler, der den Idealen der Gegenreformation sein ganzes Leben und Wirken opfert. Der Mystiker und Konvertit Scheffler erscheint in stärkster Anlehnung an Abraham von Frankenberg, Sebastian v. Rostock, Abt Bernhard Rosa von Grüssau und andere Persönlichkeiten. Zu dieser ausgezeichneten, alle erreichbaren Quellen ausschöpfenden Arbeit vgl. u. a. die sehr beachtenswerten Besprechungen von Will-Erich Peuckert i. Bd. 62 der Ztschr. d. Ver. f. Gesch. Schlesiens, S. 391 ff., von W. Köhler in Bd. 139 der Hist. Ztschr. S. 367 ff. und die Ausführungen im Korrespondenzblatt des Vereins für Geschichte der evang. Kirche Schles. Bd. XIX, S. 145 ff. -- Über die erste schlesische Provinzialsynode (vgl. Evangelische Kirchenkunde Bd. 2, S. 70) bringt M. Schian [Die Schlesische Provinzialsynode 1844, Korrbl. d. Ver. Gesch. d. ev. Kirche Schlesiens XIX. Bd., S. 132--144] neue Mitteilungen, die aus den bei der Generalsuperintendentur Breslau befindlichen Akten geschöpft sind. -- Die 684 Seiten starke »Silesia Sacra« [Historisch-statistisches Handbuch über das evangelische Schlesien. Herausgeg. v. Evang. Pfarrerverein der Provinz Schlesien. Görlitz, Verl. Hoffmann u. Reiber. 20 RM.] ist eine Fortsetzung der von F. G. Eduard Anders im Jahre 1867 herausgegebenen »Historischen Statistik

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der Evangelischen Kirche in Schlesien«, die mit ihren großen Ergänzungen und Erweiterungen den gegenwärtigen Bestand der evang. Kirche Schlesiens auf historischer Grundlage veranschaulicht.


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