4. Wirtschafts- und Sozialgeschichte.

E. Debes ( 1386) stützt sich vor allem auf die Amtsrechnungen, um ein Gesamtbild des Amtes Wartburg im ersten Drittel des 16. Jhd. zu entwerfen. Er erörtert zuerst die Art seiner Quellen und behandelt nacheinander: Umfang des Amtes, Beamte, Einnahmen und Ausgaben, Militärwesen, Gerichtswesen, Zoll- und Geleitswesen, Forst- und Jagdwesen. Da es bisher an solchen Einzeluntersuchungen für das ernestinische Gebiet noch mehr als für das albertinische fehlt, ist die Arbeit dankenswert. Sie läßt insbesondere erkennen, daß wie beim Territorium im großen, so auch beim Amt im kleinen noch viele Unklarheiten und Halbheiten im Verhältnis zwischen Herrschaft und Untertanen bestehen und daß sich darum bei Territorium wie Amt das Streben nach »Beschlossenheit« des Besitzes regt.

R. Schroth ( 1564) verfolgt für das frühere, jetzt nach Pößneck eingemeindete Dorf Schlettwein die sozialen Verschiebungen, die aus der Gebundenheit an die Gutsherrschaft (1850) bis zur Entstehung einer industriellen Arbeiterbevölkerung im Zusammenhang mit der Entwicklung Pößnecks führten. Die Landwirtschaft hat sich mit Ausnahme des verschwundenen Großbetriebes (Rittergut) nach Zahl der Betriebe und der beschäftigten Personen auf gleicher Höhe gehalten. Der Zuwachs an Arbeitern ist aber politisch so einflußreich geworden, daß er gegen den Willen der Bauern 1923 die Eingemeindung nach Pößneck durchsetzen konnte. Trotzdem ist in normalen Zeiten der Gegensatz nicht so groß wie anderswo, weil auch die Arbeiter zumeist irgendwie Feldbesitz erworben haben und weil zugleich die Nachwirkung des Krieges einen Stillstand in der industriellen Entwicklung des Pößnecker Bezirkes gebracht hat.


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