1. Bibliographie. Bibliotheken.

Neben Poewes bibliographischer Übersicht für das Jahr 1925 ( 30), die durch Fettdruck der Ortsnamen in Abschnitt IV an Übersichtlichkeit gewinnen könnte, ist diesmal wieder eine Fortsetzung der großen lothringischen Bibliographie ( 31) zu erwähnen, welche die Jahre 1924 und 1925 umfaßt. Ich hebe daraus Parisots nicht sehr stichhaltige, aber dafür um so charakteristischere Bemerkungen über Levisons Aufsatz »Zur Jahrtausendfeier der Rheinlande« (Els.-lothr. Jb. IV) hervor (s. 4 f.) und desselben Rezensenten ausführliche Anzeige von Gayots Buch über die Herrschaft Blieskastel (S. 43), Fliches Réforme Grégorienne (S. 98) und Mommsens Richelieu (S. 125), dem hier sogar von französischer Seite der Vorwurf nicht erspart bleibt, er zeige »trop d'indulgence à l'égard de Richelieu«. Im allgemeinen ist mit Befriedigung festzustellen, daß auch die deutsche Literatur, besonders die Aufsätze des elsaß-lothringischen Jahrbuchs, in reicherem Maß herangezogen und unvoreingenommen beurteilt wird; in manchen Punkten allerdings sind die Meinungen unvereinbar, man vergleiche etwa Braeschs Bemerkungen (S. 178) über Platzhoffs Arbeit »Bismarck und die Annexion Elsaß-Lothringens«; der an die deutschen Historiker gerichtete Vorwurf, sie vermengten unablässig die Begriffe Macht und Recht, nimmt sich gerade in französischem Munde seltsam genug aus. -- Außer den allgemeinen Bibliographien verdient noch die Zusammenstellung der Arbeiten Pfisters, die dessen gesammelten Aufsätzen ( 148) vorangeschickt ist, Erwähnung.

Joh. Ficker ( 77) bereichert unsere Kenntnisse von der im Jahre 1870 verbrannten alten Straßburger Universitätsbibliothek durch Mitteilungen aus einer fragmentarischen Abschrift des von dem früheren Bibliothekar Andreas Jung angefertigten sorgfältigen Handschriftenkatalogs. Die Handschriften der in diesem Katalog erfaßten zwei Abteilungen gehörten überwiegend dem 15. und 16. Jhd. und den Gebieten der Theologie und Philosophie an. Besonders d'Ailli und Gerson und dann alle führenden Männer der Straßburger Reformation waren hier in einem unschätzbar wertvollen Material vertreten (u. a. hat uns der Katalog aus der Hs. Nr. 585 die frühesten Lebensdaten Bucers aufbewahrt). Die über das 15. Jhd. hinaufreichenden Handschriften waren wenig zahlreich, doch gestattet die sorgfältige Anlage des Katalogs immerhin manche Einblicke in die Bestände der alten Straßburger Münsterbibliothek und den Zuwachs, den sie im ausgehenden MA. durch bedeutende Stiftungen erhielt. Auch auf die Fürsorge, welche die Bischöfe des 11. Jhds., Werner und Wilhelm, der Bibliothek angedeihen ließen, fällt einiges Licht. --Kolb ( 120) macht auf sechs bisher unbeachtete Hss. der Universitätsbibliothek zu Nancy aufmerksam, die mit einer Ausnahme dem 17. und 18. Jhd. entstammen und für die Geschichte der Medizin und der Straßburger medizinischen Fakultät wertvoll sind. Außer dem Tagebuch des Anatomen und Straßburger Stadtarztes Thomas Lauth (1797--1802), das über die hygienischen Verhältnisse und sanitären Maßnahmen der Revolutionszeit willkommenen Aufschluß gibt, finden wir hier Acta des anatomischen Theaters aus der 2. Hälfte des 17. Jhds., Notizen zur Geschichte der medizinischen Fakultät von 1653--1804 und vor allem die Protokolle


S.564

des Collegium medicum von 1710--1793, einer bisher kaum dem Namen nach bekannten Körperschaft. Eine fragmentarische Abschrift der Dietlerschen Chronik von Gebweiler vom Jahre 1817 bietet textkritisch nichts Neues.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)