I. Faksimiles und Handschriftenverzeichnisse.

Das neue Heft des Archivio Paleografico Ital. ( 237) enthält als Fortsetzung der voraufgehenden Lieferung Ravennatische Urkunden bis 1277, ferner zwei Blätter des berühmten Codex traditionum ecclesiae Ravennatis (Schöne karolingische Minuskel auf Papyrus). -- Sehr zu begrüßen ist das mit Hilfe der Notgemeinschaft ermöglichte Weitererscheinen der Monumenta Palaeographica von Chroust ( 235). Vielleicht entschließt sich der Herausgeber nun auch, auf die Gegenwartswünsche der Schriftforschung noch etwas mehr, als bisher geschehen, Rücksicht zu nehmen. Diesmal bringt er Erzeugnisse des 12./13. Jhd. aus den Scriptorien von Zwiefalten (darunter die historischen Werke des Klosters) und von Salem (unter anderem die Historia Peregrinorum, welche von Chroust jetzt in den Mon. Germ. neu ediert worden ist). -- Ein Werk von vorbildlicher Bedeutung ist Jenkinsons «The later Court Hands from the 15 to the 17 Century» ( 251; vgl. auch den vorigen Jahresber.). Es schließt sich an seine ältere Publikation «English Court Hand 1066--1500» unmittelbar an. Die Tafeln bieten zunächst Schriftproben von Mitgliedern der Londoner Notarszunft, dann Beispiele von Briefen, Protokollen, Rechnungen und Berichten, ferner solche von Urkunden und Akten der Kanzlei und anderen Staatsbehörden, endlich noch zwanzig Alphabete aus Lehrbüchern englischer Schreibmeister. Beigegeben sind Transkriptionen und Erläuterungen. Der voraufgehende Text erteilt jede nur wünschenswerte Auskunft betr. Schreibstoffe und -werkzeuge, Unterschriften und Chiffren, Abkürzungen und Ligaturen, Zahlen, Interpunktion


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usw. Sogar eine kurze Übersicht über die damalige Behördenorganisation fehlt nicht.

Als Übergang zu den kunsthistorische Zwecke verfolgenden Reproduktionswerken diene ein nochmaliger Hinweis auf Löfflers Sammlung von Zierbuchstaben ( 257). --Lauer ( 254) beutet die Schätze der Pariser Bibliothek aus, um einen reichen Tafelband karolingischer und romanischer Miniaturen (darunter besonders interessant die Apokalypse von St. Sever-Gascogne und die Handschriften aus St. Martial-Limoges) zusammenzustellen. Sehr instruktiv erscheint mir die historische Einleitung. --Couderc, «Enlumineurs du moyen âge» ( 253) schöpft aus derselben Quelle, umfaßt dabei einen größeren Zeitraum. -- Ein englisches Gegenstück dazu bieten die Illustrationen von Saunders ( 268), beginnend mit der irischen Kunst und hinabführend bis ins 15. Jhd. -- Vaubel ( 255) charakterisiert den bildnerischen Schmuck von Gießener Manuskripten. --Wegener ( 256) gibt ein beschreibendes Verzeichnis (dazu viele Abbildungen) der einzigartigen Kollektion deutscher Handschriften in Heidelberg, welche der Eifer der rheinischen Pfalzgrafen einst zusammengebracht hat. Darunter befinden sich -- um wenigstens eines hervorzuheben -- die Erzeugnisse der Werkstatt D. Laubers-Hagenau. Die Schrift bleibt unberücksichtigt, «weil darüber noch keine Arbeiten existieren». -- Ähnliches gilt für Zirnbauers ( 265) Untersuchung über den Salzburger Miniaturmaler Schreier (um 1470).


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