I. Geschichte des Landes und der Landesherrn.

Die zweite Auflage des 1. Bandes von S. Riezler †, Geschichte Baierns ( 182), ist eine »wesentlich umgearbeitete« und von Herm. Oncken mit einem Vorwort versehen. Das Anschwellen des Stoffes ersieht man daraus, daß es aus 880 rund 1200 S. geworden sind. Das 3. Kapitel des 1. Buches (Recht, Verfassung, Gesellschaft, Siedlungen und Wirtschaft) z. B. ist von 38 auf 85 S. angewachsen; ans nächste Kapitel über den letzten Agilolfinger Herzog schließt sich ein ganz neues Kapitel (Geistiges und künstlerisches Leben unter den Agilolfingern) an. -- Krusch ( 377) hält in einer Studie: »Der Bayernname. Der Kosmograph von Ravenna und die fränkische Völkertafel« Abrechnung mit Much und Müllenhoff. Sein Schluß ist: Bajas kann nicht mehr nach Böhmen, sondern muß ins Elbeland verlegt werden und (S. 74): »Mit dem Geographen von Ravenna muß das angeblich älteste Zeugnis für den Bayernnamen aus dem Rüstzeug der Kritik für immer verschwinden.« -- Bei Göring: Bayern in der deutschen Geschichte ( 181), geht es im Fluge durch die bayerische Geschichte. Auf den Abfall des Koloniallandes im Osten und Süden (Österreich, Steiermark, Kärnten und Tirol) folgen die Wittelsbacher und ihre Teilungen, 1506 die Wiedervereinigung, dann der Höhepunkt unter Maximilian I., welcher die Oberpfalz und die Kurwürde ans Stammland brachte. Bayern wurde, nachdem die Aufsaugung durch Österreich mißlungen war, durch Napoleon I. sogar ein größerer Staat, dem Franken und Schwaben sich rasch verschmolzen; Schonung durch Bismarck 1871. »Über Bayern lagert die Tradition einer besonderen, tausendjährigen ... selbständigen Rolle in der deutschen Geschichte. Es ist die Geschichte des einzigen deutschen Stammesherzogtums, das sich über 1400 Jahre erhalten hat.« --Kummer ( 1527) behandelt in einer kleinen Arbeit über den bayrischen Orienthandel die Vorzugsstellung Regensburgs bis zur Mitte des 13. Jhds., dann den Handel der Reichsstädte Augsburg, Nürnberg und Memmingen und der Landeshauptstadt bzw. der dortigen Kaufherren mit Venedig, Lissabon und Marseille und die Beteiligung ihrer Firmen an den Handelsfahrten


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nach Ostindien, schließlich das Zusammenbrechen der bayerischen Handelshäuser, seitdem die Holländer die Rheinmündung zu beherrschen begannen. --Otto Hartig, Das alte Bayern, 30 Zeichnungen und 38 Holzschnitte aus der Werkstätte Philipp Apians und Jost Ammans (182 S., München, Eligiusdrucke) bringt nach 35 S. Text diese 68 Vorlagen und Holzschnitte von bayerischen Städten und Märkten, Amts- und Adelsschlössern, sowie Klöstern, immer mit erläuternden Anmerkungen. -- Der große Unterschied der bodenbildenden Gesteine, der den Gang der Besiedlung so nachhaltig beeinflußt hat, macht nach Zeiß ( 379) die Gegend um Regensburg zu einem dankbaren Untersuchungsgebiet und hebt ihre Besiedlungsgeschichte über die örtliche Bedeutung hinaus. Für die Römer kam das waldbedeckte Urgesteingebiet östlich des Regens zur Siedlung nicht in Betracht, auch die Bajuwaren mieden es wie auch die wasserarmen Jurahöhen und das Schottergebiet südlich der Donau. Eine Kontinuität der ländlichen Siedlungen ist hier nicht zu erweisen, wohl aber eine solche in den Fluren des Lößgebietes. Mühsam gefertigte Verzeichnisse, so das 17 Seiten starke Fundeverzeichnis und die Liste der vor dem Jahre 1000 genannten Orte, vier Karten, und zum Schlusse das alphabetische Ortsverzeichnis machen die Arbeit besonders wertvoll. -- Die gründliche Untersuchung von Recknagel ( 378) über die Städte und Märkte des bayrischen Donaugebietes ist in erster Linie geographisch. Sie erstreckt sich über Ober- und Niederbayern, Schwaben, die Oberpfalz und die südliche Hälfte von Mittelfranken. Es werden nicht weniger als 367 Städte und Märkte untersucht. Geschichte ist natürlich für die Grundrißformen, für die gegründeten und gewordenen Orte herangezogen. Verlegung von Städten und Märkten (Nördlingen, Cham, Deggendorf, Plattling) infolge von Krieg, Brand und Überschwemmungsgefahr wurde leider nicht berücksichtigt. -- Eine durch ihr Alter wie durch ihren Umfang (430 cm lang, die beigegebene Abbildung auch fast genau 2 m lang) bemerkenswerte Karte, vom Arber bis nordwestlich Furth im Wald reichend, wird von Schrötter ( 380) nach ihrer Entstehung (einen Grenzstreit von 1510) gewürdigt; auch wird die reiche Beschriftung erklärt. -- Zu Gehrs ( 1313) Arbeit über die Fürstenlehren des Johann von Indersdorf vgl. S. 316. -- Die Arbeit von J. Götz ( 766) über den letzten Herzog der Ingolstädter Linie, ein Vortrag, behandelt einen Wittelsbacher, der die Hälfte seines Lebens als Schwager des Königs von Frankreich in dessen Reich zugebracht hat, aber dann noch mehr als 30 Jahre in großem Unfrieden mit den anderen bayerischen Herrschern, also seinen Blutsvettern, sein Land regiert hat. --Zöpfl ( 811) setzt seine Veröffentlichung der Tagebücher des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm fort, vgl. darüber S. 215. -- Aus der Vatikanischen und der Turiner Bibliothek hat Strich ( 840) 32 in italienischer Sprache abgefaßte Briefe der Kurfürstin Adelheid -- die meisten an den Dichter und päpstlichen Verwaltungsbeamten Bern. Bianchi gerichtet -- im Auszug und Wortlaut veröffentlicht. Sie sollen das Wesen der vielumstrittenen Persönlichkeit dieser Fürstin näher beleuchten. -- Die Verteidigung der Oberpfalz vom Falle Magdeburgs bis zum Tode Tillys oblag, wie Reindl zeigt, dem 64 Jahre alten Generalwachtmeister Timon v. Lindelo und seit Februar 1632 dem General der Artillerie Craz v. Scharffenstein, dem späteren Kommandanten von Ingolstadt, einer »der markantesten Gestalten des 30jährigen Krieges«. Letzterer versuchte später Verrat, floh zu den Schweden, wurde bei Nördlingen gefangen und endete 1635 durch Henkershand. Bambergs Wiedereroberung war

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der letzte Sieg Tillys. --Dollackers Arbeit über die Oberpfalz im 30 jährigen Kriege ( 829) ist zeitlich weiter gesteckt, ist aber i. J. 1927 noch nicht ganz gedruckt worden.


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