VIII. Kirchengeschichte.

Die 800 jährige Wiederkehr der Gründung der ehemaligen Zisterzienserabtei Ebrach gab Veranlassung zu einer illustrierten Sammelschrift, in der auf eignen Studien beruhende Beiträge die über das Lokale hinausgehende Bedeutung dieses Klosters -- z. B. durch seine bedeutendsten Äbte, die Ausdehnung seines Interessengebietes, durch die umfangreiche Zahl der von ihm abstammenden Klöster -- beleuchten ( 1668). -- Die erste Einführung des Christentums in Oberfranken will Lippert ( 1638) vor 531 und vor den Slaweneinbruch, den Abschluß der Christianisierung dieser Gebiete in die erste Hälfte des 9. Jhds. setzen. Angesichts so mancher nicht berücksichtigten wichtigen Fragen können diese Behauptungen nicht überzeugen; die Missionsgeschichte von Oberfranken ist, wie schon in Haucks Kirchengeschichte bedauert wird, auch heute noch nicht schreibreif. -- Zur Reformationsgeschichte liegen einige erläuterte Quellenveröffentlichungen vor. So bringen mehrere, von Beyschlag veröffentlichte, bisher unbekannte Schriftstücke neue Beiträge sowohl für die Lebensschilderung des von dem Reichsamtmann Landgraf Philipp von Hessen als evangelischer Prediger nach Schweinfurt gesandten hessischen Untertans Johann Sutellius als für die Einführung der Lehre Luthers in dieser Stadt selbst ( 1870). --Schornbaum ( 1869) gibt einen aufschlußreichen Einblick in die Frühzeit der Reformation des Markgrafentums Brandenburg-Ansbach; die Wassertrüdinger Kapitelsordnung von 1545 beweist, daß damals noch katholische Pfarrer im Kapitelsbezirk amtierten. -- Wie nach der Darstellung Roths die Aufzeichnungen Johann Jakob Fuggers ersehen lassen, verliefen die zweimaligen Bemühungen des Herzogs Wolfgang von Zweibrücken, die zu acht Zehntel protestantische Stadt Augsburg zum Beitritt zum Naumburger Abschied zu bewegen, infolge der Haltung des genannten katholischen Hauptmachers der Augsburger Politik vollkommen ergebnislos ( 809). -- Die Schutzschrift Willibald Pirkheimers für die von seiner Schwester Charitas geleitete Klaraabtei zu Nürnberg ( 1872) bildet nach den Ausführungen Krabbels den Abschluß der Kämpfe, welche die Äbtissin seit 1523 geführt hat; sie ist, wie der jetzt aufgefundene Entwurf beweist, von ihrem Bruder verfaßt und abgesehen von dem Zweck durch den geistigen Gehalt und als Zeugnis für die der alten Kirche treugebliebene religiöse Auffassung Willibalds in seinen letzten Lebensjahren bedeutsam. -- Die fast erschöpfende Zusammenstellung der Nürnberger Landgeistlichen, wie sie Dannenbauer in Regestenform bietet ( 1868), enthält schon in dem erschienenen Teile unerwartet reiches Material zur Geschichte des Pfarrstandes und seiner sozialen Stellung. -- Im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv haben sich nach Mitteilungen K. Brauns juristische Gutachten und Anträge der Kommission zur Exekution des Restitutionsedikts im fränkischen Kreis erhalten; die darin auf Grund des Augsburger Religionsfriedens beantragte Abschaffung des evangelischen Bekenntnisses in Nürnberg wurde nur durch das Erscheinen Gustav Adolfs nicht in die Tat umgesetzt ( 1873). -- Nachdem, wie P. Schattenmann zeigt, der erste Reformationsversuch in Rothenburg o. T. an der Verquickung mit dem Bauernkrieg zusammengebrochen war, fand die seit 1544 wieder eingeführte, von Württemberg beeinflußte evangelische Bewegung, die in enger Verbundenheit von Kirche und Stadtgemeinde fortschritt, im Jahre 1580 ihren formellen Abschluß ( 1874).


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