III. Geschichtliche Landeskunde.

Der 3. Band der Wiener Neustädter Stadtgeschichte ( 178), den J. Mayer dem 2. auf dem Fuße hat folgen lassen, behandelt die für Wiener Neustadt nicht allzubewegten, doch aber überaus lastenreichen Zeiten der Türkengefahr des 16. und 17. Jhds. Wieder ist das Hauptgewicht auf die innere Stadtgeschichte gelegt, die in allen Zweigen bis ins einzelne ausgebreitet wird. -- In großen Zügen hebt H. Pirchegger die Probleme der Entwicklung des steirischen Landesfürstentums und seines Territoriums ( 1308) hervor; darnach steht die Verbreitung des Marchfutters mit dem Umfange der Steiermark in keinem Zusammenhang. -- H. v. Wißmann, ein Schüler E. v. Drygalskis, hat seiner landes- und volkskundlichen Studie über das mittlere Ennstal ( 372) unter H. Pircheggers Anleitung auch einen geschichtlichen


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Überblick, sowie einen Abschnitt über bäuerliche Siedlung und Wirtschaft eingefügt; der Anhang enthält ein von H. Pirchegger und W. Steinhauser redigiertes Verzeichnis der slavischen Ortsnamen.

Mit guten Gründen hat O. Stolz den Gang seiner Politisch-historischen Landesbeschreibung von Tirol, deren erster Band (Nordtirol) 1926 erschienen ist, unterbrochen und sich entschlossen, die Fülle der für den zweiten Band (Südtirol) gewonnenen Erkenntnisse vorerst zu einer Geschichte der Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden zusammenzufassen. Der erste 1927 erschienene Band ( 373 a) erörtert in zwei grundlegenden Kapiteln Ziele und Wege der Forschung und verfolgt in einem ersten, groß angelegten Hauptteile die Entwicklung der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale bis ins 19. Jhd. Von der anderen Seite her veröffentlicht -- just zur gleichen Zeit -- C. Battisti als Teil eines größeren Werkes über denselben Gegenstand seine Prolegomena zum Studium der Eindeutschung Südtirols ( 374), die ausschließlich auf die Verwertung des erreichbaren Bestandes an Personen- und mehr noch an Ortsnamen eingestellt sind und daraus -- ganz im Gegensatze zu O. Stolz -- noch für das späte MA. eine romanische Majorität abzuleiten suchen. -- R. Staffler hat seine 1924 veröffentlichte verdienstvolle Sammlung der Hofnamen des Landgerichtes Kastelbell durch die Sammlung der Hofnamen des Landgerichtes Schlanders ( 496) ergänzt und abgeschlossen. Zwei kurzen historischen Überblicken über letzteres und die Propstei Eirs folgen unter Voranstellung entsprechender Gesamtübersichten und jeweils von der Gegenwart zurückverfolgt die 848 Hofnamen von 15 Gemeinden. -- An den Hausformen des Wiptales, die H. Wopfner an der Hand von Planskizzen und Lichtbildern näher untersucht ( 376), lassen sich im wesentlichen zwei entwicklungsgeschichtliche Zusammenhänge ablesen: mit einer älteren vordeutschen und mit der bajuvarischen Kultur, die den »Einbau« auch jenseits des Brenners Fuß fassen läßt. -- Die vielerörterte Schenkungsurkunde des Quartinus für Innichen von 827/28, genauer gesagt die diesbezüglichen Eintragungen des ältesten Freisinger Traditionsbuches werden von A. Sparber ( 280) unter Beigabe von Abbildungen der vier einschlägigen Textseiten desselben neuerdings veröffentlicht, wobei auf die Wichtigkeit der darin genannten 70 Personen- und 16 Ortsnamen -- 12 dieser letzteren zum erstenmal -- für die Besiedlungsgeschichte der Sterzinger Gegend hingewiesen ist. -- Die von dem italienischen Rechtshistoriker Solmi aufgestellte, politisch inspirierte Behauptung, daß Bozen schon im 10. Jhd. den Charakter einer italienischen Grenzstadt gehabt hätte, wird von M. Völser ( 714) unter Bezugnahme auf die Unsicherheit anderer italienischer Forscher mit guten Gründen bestritten. -- O. Stolz widmet der Eigenart der Verkehrsgeschichte des Jaufen ( 375) eine lehrreiche, bis zur Gegenwart fortgeführte Studie, die die Rolle erkennen läßt, die dieser Paß vom 13. bis ins 15. Jhd. als Hauptverkehrsader zwischen dem politischen Mittelpunkte des Landes im Süden und seinem nördlichen Hauptteile gespielt hat. -- Im Anschlusse an seine Studie über die Hauensteiner und als Vorarbeit für eine Geschichte des Landgerichtes Kastelruth veröffentlicht K. Außerer eine ansprechende Skizze über das Hochplateau von Kastelruth-Seis ( 179) und dessen Burgen und Edelsitze; ein Abschnitt ist der Entwicklung des Landgerichtes im besonderen gewidmet. -- R. Srbik, der die seltene Deutschlandkarte des niederländischen


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Kartographen Christian Schrott an Hand des Exemplars des Innsbrucker Geographischen Instituts für die Darstellung Tirols einer sorgfältigen quellen- und stilkritischen Untersuchung unterzieht ( 373), kommt zum Ergebnisse, daß sie, 1565 entworfen, teils auf Tschudis Schweizer-, teils auf Mercators Europakarte beruht, von denen sie nur wenig und meist fehlerhaft abweicht.


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