II. Wappen- und Siegelkunde.

Zu der Frage der Reichsfarben hat nunmehr der Historiker der deutschen Burschenschaft, P. Wentzcke der Darstellung von Egmont Zechlin (s. Jahresber. 2, S. 194) eine gründliche Untersuchung über die Abzeichen und Wappen der deutschen Kaiser und des Deutschen Reichs folgen lassen ( 338), wobei wohl der Meinung von Cloß (Der Deutsche Herold, 1928, S. 40) beizutreten ist, daß die Wappenbilder gegenüber den Farben als Hauptsache aufzufassen sind. Wentzcke hat mit Sachkenntnis und Umsicht alles aus weit zerstreuten Quellen zusammengestellt, was an Material für diese Frage in Betracht kommt. In der Frage der Entstehung von Schwarz-Rot- Gold vertritt auch Wentzcke die Lützow-Theorie. -- Ein heraldisches Werk von vorbildlicher Durchführung, dazu auch genealogisch durch die beigegebenen Stammtafeln außerordentlich ertragreich, ist das Wappenbuch der Stadt Basel ( 339), von dem bisher zwei Bände mit 500 Wappen (10 Lieferungen zu je 50 Wappenblättern, mit Namenstafeln auf der Rückseite) vorliegen.

Paul Kletler ( 338 a) setzt der historischen Siegellehre eine kunstgeschichtliche Betrachtung des Siegels als künstlerischen Erzeugnisses seiner Zeit im Sinne der modernen Kunstwissenschaft entgegen, und zwar wertet er das Siegel nicht nur als ausdrucksvolles Beispiel der künstlerischen Zeitrichtung, wie es gelegentlich schon Pinder u. a. getan haben, sondern er gibt eine selbständige Kunstgeschichte des Siegels im MA., denn auch »das Siegel erschließt uns wie jedes wahre Kunstwerk das Wesen mittelalterlichen Geistes«. Im 15. Jhd. neigt sich die Blütezeit des Siegelstempelschnittes langsam ihrem Ende zu. Im Zeitalter der Renaissance und des Barock ist die Wesenheit von Kultur und Kunst nicht mehr im Siegel abzulesen. Wirklich schöne, wertvolle Renaissancesiegel sind selten; vielfach bleiben die ma. Siegel über die Renaissance hinaus unverändert beibehalten. Im Barock wurden die lebensvollen Figuren durch theaterhafte, allegorische Puppen oder -- selbst auf den Klostersiegeln -- durch überladene Wappendarstellungen verdrängt.


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