§ 8. Münzwesen.

(F. Frhr. v. Schrötter.)

Sowohl die unseren Berichten gestellte Aufgabe als auch der zu Gebote stehende Raum schließen die Erwähnung der sehr zahlreichen kleinen beschreibenden Aufsätze und Fundberichte aus; sie sind in den numismatischen Fachzeitschriften, besonders dem numismatischen Literaturblatt zu finden.

Eine Münzgeschichte Deutschlands als einer politischen Einheit gibt es nur für die Zeit vor dem Interregnum und die seit 1871. Für die dazwischen liegenden 6 bis 7 Jahrhunderte haben wir es mit einer solchen der einzelnen Territorien und Städte zu tun, die das Münzregal besaßen, eine Tatsache, die unsere politische Zersplitterung widerspiegelt und die nur in Italien ein Gegenspiel findet. Aus dem ersten Zeitraume ist zunächst eine Gewichtsstudie zu nennen. Benno Hilliger, durch seine Aufsätze über mittelalterliche Gewichte rühmlichst bekannt, sucht jetzt ( 342 a) die höchst komplizierten Gewichtsangaben mit dem tatsächlichen Gewicht der aufgefundenen Stücke in Einklang zu bringen. Wie es aber noch immer über das karolingische Pfund bei einem non liquet bleibt, so bleibt auch über das ganze Gewichtswesen jener Zeit die Meinung Grotes bestehen, daß nur der Versuch gemacht werden kann, aus den spärlichen Bruchstücken der Quellen ein Ganzes zusammenzusetzen und die zahlreichen Lücken durch besonnenere oder gewagtere Mutmaßungen auszufüllen. In die Karolingerzeit zurück reicht auch ein Aufsatz W. Diepenbachs, der in trefflicher Weise (Nr. 351) die Tätigkeit der unter den Karolingern und weiter höchst bedeutenden Münzstätte Mainz und dann den Übergang von der königlichen zur erzbischöflichen Prägung an der Hand der Denare unter kritischer Stellungnahme zu der Literatur bis zum 12. Jhd. schildert, ein recht schwieriges Kapitel. Die Arbeit soll bis zur Neuzeit fortgesetzt werden. Für die Zeit der Ottonen und Staufer verdanken wir Julius Cahn zwei Aufsätze, den einen (in Nr. 342) über zwei der ältesten schwäbischen Denare, einen des Herzogs Burchard II. und einen rätselhaften aus der Zeit König Heinrichs II., beide in Esslingen entstanden. Die zweite Arbeit enthält das Wenige ( 350), was über die um 1218--1310 betriebene Reichmünzstätte Offenburg wirtschafts-, verfassungs- und geldgeschichtlich in Erfahrung zu bringen war.

Wie immer einmal zwei Bücher zugleich erscheinen, in denen dieselben Vorgänge, wenn auch nicht als Hauptthema, behandelt werden, so haben auch im Jahre 1927 zwei Verfasser, Schrötter ( 345) und Stümcke ( 343), eine der am meisten beschriebenen Münzen des Mittelalters, die Goldgulden, besonders auf Grundlage der »Reichstagsakten«, wiederum vorgenommen. Während aber jener ihre Prägung in einem abgeschlossenen Gebiet als Teil des Geldwesens darstellt, beschränkt sich Stümcke auf sie, da die von ihm zu schildernden Münzreformbestrebungen des Reichs im 14. und 15. Jhd. sich in der Tat fast nur auf sie beziehen. Stümcke zeigt in der Hauptsache, wie die Reformversuche an dem Zwiespalt des Königs und der Kurfürsten scheiterten, da diese das Recht der Goldprägung für sich allein in Anspruch nahmen, der König die Guldenprägung aber sowohl des finanziellen Ertrages als auch um der Reichsmünzeinheit willen in seine Verwaltung bringen wollte. S. schildert das alles gründlich und anschaulich, auch berichtigt er einige in der früheren Literatur vorkommenden Irrtümer; seine Arbeit hätte aber gewonnen, wenn


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er auch das Positive zum Ausdruck gebracht haben würde: das große Verdienst, das die rheinischen Kurfürsten sich durch Prägung der Goldgulden erworben, und die bedeutende Rolle, die diese Münzen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte gespielt haben, nicht zuletzt durch ihren gegen den niederländischen immer doch sehr guten Münzfuß, an welchem Verdienst die Städte den Hauptanteil hatten. Endlich noch ein Wort über Geldgeschichte und Numismatik. Stümckes Arbeit ist eine rein geldgeschichtliche. Nun aber ist es mir in 35 jähriger Beschäftigung mit der Geldgeschichte und der Numismatik zur Überzeugung geworden, daß sowohl eine nur auf der Urkundenforschung beruhende Geldgeschichte als auch ein nur beschreibendes numismatisches Werk zwar geschaffen werden kann, daß dann aber sowohl jene wie dieses nur Halbheiten sind, da die Verfasser beider mit halb verbundenen Augen gearbeitet haben. Auf den Grund der Dinge kommen wir nur, wenn wir die im Laufe der Zeiten stattgefundenen Veränderungen unter Benutzung der schriftlichen und geprägten Denkmale erforschen. In Beziehung auf die Goldgulden sind die Bücher Josephs bisher unübertroffen.

Eins der schwierigsten Kapitel der deutschen Münzkunde des Mittelalters sind die schriftlosen Brakteaten, vor allem im Norden die Magdeburger Moritzpfennige, im Süden die schwäbischen und Bodenseebrakteaten. Für diese haben zwar besonders Buchenau und Cahn in zeitlicher und örtlicher Aufklärung manches getan, aber für die große Masse ist man über eine wahrscheinliche Zuteilung, z. B. für die Brakteaten mit Königskopf nach Ulm, nicht hinausgekommen, auch Forstrat Lanz nicht, ein geborener Ravensburger, der die Münzgeschichte dieser Stadt geschrieben hat ( 348). L. will eine Geldgeschichte geben, beschränkt sich daher nicht auf Gepräge Ravensburgs, sondern stellt auch das Münzwesen der anderen schwäbischen Städte dar, deren Geld in R. gebraucht wurde. Für die erste Zeit, die der Halbbrakteaten, bleibt alles bei Vermutungen, aber auch vor dem Auftreten des ersten ganz sicheren Ravensburger Brakteaten, des von 1190 mit der Schrift RAVENSBURK, kann nur von Wahrscheinlichkeiten gesprochen werden. Die Ravensburger Brakteatenprägung ging dann parallel mit der Blüte dieser Handelsstadt bis zum Beginn des 14. Jhds. Dieses und das folgende Jahrhundert sind charakterisiert durch das Eindringen fremder größerer Münzen; die ausführliche Darstellung des Kampfes um die Zulassung und die Tarifierung der Batzen, Blafferte und anderer Münzen ist eine der besten Partien des Buches. Überall wurden in dieser Zeit Münzvereinigungen geschlossen, um sich durch eigene Prägung von der fremden Münze unabhängig zu machen. An den schwäbischen Vereinen nahm R. zwar teil, münzte aber selbst seit 1500 nicht mehr und auch später nur gelegentlich in der großen und der kleinen Kipperzeit, bis 1705 der Herzog von Württemberg die Münzanstalten der Städte, die nur noch um des Gewinns willen arbeiteten, aufhob. Bei der Lektüre wird die Angabe der Abbildungsnummern im Text sehr vermißt, wodurch sich ein fortwährendes Vergleichen des »Katalogs« notwendig macht.

Noch rüstiger fast als die Erforschung des südwestdeutschen Münzwesens schreitet die des westfälischen fort. Zunächst ist als eine sehr viel versprechende Arbeit die musterhafte Darlegung der politischen und münzrechtlichen Verhältnisse von Stadt und Münzstätte Siegen von Peus zu nennen ( 354 a), in der zwar ein halbes Jahrtausend, zuletzt 1671, aber nur mit sehr langen Pausen und spärlich gemünzt worden ist, zuerst unter dem


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Kondominat der Erzbischöfe von Köln und der Grafen von Nassau, seit dem 15. Jhd. von diesen allein. Ein Hälbling aus der zweiten Hälfte des 12. Jhds. ist übrigens der einzige Beweis dafür, daß Siegen damals schon Stadt war. -- In mehreren Arbeiten sucht Kennepohl das Münzwesen Westfalens aufzuhellen, wo eine Menge mittlerer, kleiner und kleinster Herrschaften das Münzrecht besaß. Die Prägungen in der Stadt Hamm ( 354 a) zerfallen in die der Grafen von Mark im 12. und 13. Jhd. (Sterlinge und Wewelinghöfer) und die städtische Kupfergeldprägung von der Kipperzeit bis zur Mitte des 18. Jhds., wo Preußen dieser wie auch der Soester Prägung ein Ende machte. Die Arbeit ist sorgfältig unter Benutzung der Archivalien und Sammlungen gearbeitet, nur sind dem Verfasser die brandenburgpreußischen Publikationen entgangen, aus denen er manches für die Personalien und besonders die allgemeinen Zusammenhänge hätte entnehmen und sich viel Mühe ersparen können. Das gilt noch mehr für sein anderes Buch, die Münzen und Medaillen von Tecklenburg und Rheda ( 354), Ländchen, in denen von aktiver Münzpolitik gar keine Rede sein konnte, die vielmehr von den mächtigen Nachbarn, besonders den Niederlanden abhingen und nur dann einmal prägten, wenn das mit Gewinn möglich war, im Mittelalter nur einige Sterlinge, deren Umschrift MONEMANIAS wohl nicht, wie K. annimmt, eine Münzstätte Mannsbrügge, sondern Tremonia (Dortmund) bedeutet, also dortige Münzen vortäuscht. Die Hauptprägetätigkeit dieser Herren begann 1566 und war besonders während der Kipperzeit rege. Später haben die westfälischen Kreisprobationstage einen heilsamen Einfluß auf Befolgung des Münzfußes ausgeübt. Während des siebenjährigen Krieges sind noch einmal in Rheda Kupfermünzen geschlagen worden. Die sorgsame Arbeit auch dieses Buches ist anzuerkennen, doch hat Verfasser in der Münzbeschreibung die beiden Seiten der Münzen leider nicht nebeneinander, sondern untereinander gestellt, ein platzraubendes und unübersichtliches Verfahren, besonders, wenn die Hauptseite auf eine und die Kehrseite auf die folgende Seite fällt. Ferner schildert Kennepohl zusammen mit Buchenau ( 353 a) die Münztätigkeit des Grafen Anton Günther von Oldenburg, der während seiner langen Regierungszeit (1603--1667) nur in der Münzstätte Jever münzen ließ, weil diese zum burgundischen Kreise gehörte und der Graf von diesem »höchstens« Unterstützung gegen Anfechtungen des niederländisch-westfälischen Kreises zu erwarten hatte, zu dem er als Graf von Oldenburg gehörte. Diese Münzstätte war ganz auf den ausländischen Absatz eingerichtet und erübrigte einen schönen Gewinn für den Grafen durch Prägung von Münzen für Ostfriesland, die Niederlande, Böhmen, Polen und die Türkei. Die Arbeit ist eine wichtige Ergänzung Merzdorfs nach der geldgeschichtlichen Seite.

Für die Rheingegenden hat am meisten Prof. Noß getan. Nachdem er im Auftrage des rheinischen Geschichtsvereins uns Werke über das spätmittelalterliche Münzwesen von Trier und Köln sowie das neuere von Köln geschenkt hat, wendet er sich nun den Münzen von Jülich-Cleve-Berg zu, ein Unternehmen, das die Stadt Düsseldorf finanziert. Der erste jetzt vorliegende Band ( 353) behandelt die Jülicher Münzen von deren erstem Auftreten um 1300 bis zur Vereinigung des Landes mit Berg 1423. Da Grote nach Nossens Urteil die Jülichsche Münzgeschichte in mustergültiger Weise geschrieben hat und seitdem neue Urkunden nicht entdeckt sind,


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beschränkt sich diese neue Arbeit auf die oft ergänzte und verbesserte Beschreibung der Grote bekannten und die der neu zum Vorschein gekommenen Gepräge von Jülich und der kleinen an das Jülicher Gebiet grenzenden Herrschaften Mörs (S. 113--153) und Alpen (S. 155--161). So minutiös wie Noß hat wohl noch kein anderer deutscher Numismatiker die Münzen beschrieben und aus ihnen selbst das Möglichste herauszuholen versucht, wobei er freilich manchmal zu weit geht oder daneben trifft. Einzelne Beläge dafür anzuführen ist hier nicht der Ort, man findet sie in der Zeitschr. f. Numismatik 1928, S. 291--296. Nur eine Bemerkung möchte ich hinzufügen. Noß hat schon früher willkürliche Münzbenennungen ersonnen, hier finden wir eine »Zehnpfennige« genannte Münze ohne Erklärung des Namens. Mag sie auch einmal auf 10 Pfennige tarifiert sein -- auch darüber fehlt ein Nachweis -- so wurde sie doch immer Groschen genannt und wohl niemals »Zehnpfennige«. Die genaue Beschreibung der Turnosen und Nossens eingehende Erörterungen über diese Münzen seien besonders hervorgehoben.

Für den deutschen Norden ist in erster Linie Bahrfeldts niedersächsisches Münzarchiv zu nennen ( 355). Die deutsche Reichsmünzordnung von 1559 mit der Novelle von 1566 wird mit Recht als das größte Verdienst des Kaisers Ferdinand I. um Deutschland angesehen. Sind wir über diese Gesetze ziemlich genau unterrichtet, so ist das über ihre Auswirkung nicht der Fall, obgleich schon im 18. Jhd. ausgesprochen wurde, daß die dreißig Jahre von 1560 bis 1590 einer der Höhepunkte des deutschen Münzwesens gewesen seien. Diese Überzeugung wird sich in dem Grade befestigen, wie die Münzgeschichte der einzelnen Kreise bekannt wird. Der zweite Band meines brandenburgisch-fränkischen Münzwesens wird es für süddeutsche Territorien zeigen, aus den Bänden Bahrfeldts geht es für Niedersachsen hervor. Das Münzwesen des niedersächsischen Kreises wird durch zwei Umstände gekennzeichnet: die durch den Handel der Nord- und Ostseestädte eindringenden fremden, besonders niederländischen Münzen und deren zu hoher Kurs gaben zu fortwährenden Kämpfen gegen sie Veranlassung. Die reiche Silberausbeute des Harzes gewährleistete zweitens eine ungemein starke Produktion der Hauptwährungsmünzen, der Reichstaler. Leider gestattet der Raum einer Anzeige nicht, auf den reichen Inhalt besonders des zweiten Bandes über Münztechnik, Kontrollmaßregeln, die bedeutende Figur des Generalwardeins des nieder- und obersächsischen Kreises Stumpfeldt, auf den Hauptfehler der Reichsmünzordnung, die durch zu teueren Fuß der Scheidemünzen herbeigeführte Unmöglichkeit, genug von diesen zu prägen, näher einzugehen. Doch möchte ich hier davor warnen, die vielen Klagen über immer wiederkehrende Mißstände zu wichtig zu nehmen; der Leser möge sich vielmehr an die Resultate halten, an den durch die strenge Aufsicht für jene Zeit staunenswert genau befolgten Münzfuß und den Ernst, mit dem die Fürsten und Probationsräte die kleinste Abweichung streng bestraften. Die Art der Publikation muß in mancher Hinsicht beanstandet werden. Zwar sind die Archive mit großem Fleiß ausgebeutet worden, aber der wahllose Abdruck von Aktenstücken, die nur Formalien wie Einladungen und Entschuldigungen enthalten, oder solcher, die in oft mehrmaliger Wiederholung denselben Inhalt geben, haben den ersten Band (17 Jahre) auf 522, den zweiten (8 Jahre) auf 568 Großquartseiten getrieben. Hierdurch und die oft sehr vermißten Erklärungen


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für Münzen, technische Ausdrücke u. a., endlich die Unzulänglichkeit der Register wird die Benutzung ungemein erschwert. Druck und Ausstattung beider Bände sind vorzüglich -- dank der Unterstützung der historischen Kommission für Hannover und dem Entgegenkommen des Verlages.

Zwei kleine, aber wertvolle Arbeiten für den Osten schließen sich an. Über die Münzen des Herzogtums Preußen sind leider nur sehr spärliche Akten erhalten. Knapke hat aus ihnen eine Darstellung der Königsberger Prägungen unternommen und schildert jetzt ( 358 a) die Tätigkeit des tüchtigen Münzmeisters Christoph Angerer 1596--98. Hoffentlich entschließt sich Verfasser noch zu einer Beschreibung der Münzen. Sodann hat der berühmte Erforscher der »Wiener Pfennige« Luschin v. Ebengreuth in einer Aufsatzreihe in der Wiener numismatischen Zeitschrift letzthin auch die große Masse der »Friesacher Pfennige« zu bestimmen gesucht. In einem Schlußabschnitt ( 344) gibt er nun den Abdruck einer Berechnung der erzbischöflich Salzburger Münzverwaltung von 1338 mit drei Wechslern über deren Lieferung von Pagament, nicht Bergsilber, und die ihnen übergebenen neuen Pfennige und bespricht diese höchst wichtige Urkunde. Der Mangel an Bergsilber und die Verteuerung des Pagaments machten die Einhaltung des Fußes schwierig, wozu ein starkes Eindringen der den Friesachern ursprünglich nachgeprägten weniger feinen »Agleier« kam. 1355 wurde die Prägung in Friesach aufgegeben und seitdem nur in Salzburg nach billigerem Fuße gemünzt. Die Friesacher wurden dann wegen ihrer Feinheit schnell eingeschmolzen. Wahrscheinlich ist in Friesach noch einmal am Anfange des 16. Jhds. geprägt worden.

Unser Kreis schließt sich, indem uns ein Werk in den Südwesten zurückführt. Es sind nämlich vor kurzem zwei münzgeschichtliche Werke erschienen, die, wenn auch das zweite das Erscheinungsjahr 1928 trägt, jetzt schon im Zusammenhange vorgeführt werden, weil sie norddeutsches und süddeutsches Münzwesen in derselben Epoche behandeln und dabei das beiden Gemeinsame und sie voneinander Trennende sehr gut zum Ausdruck kommt. Wie dem ganzen deutschen Münzwesen seit dem Interregnum, so auch dem fränkischen und hanseatischen, ist gemeinsam die zunehmende Zersplitterung, gemeinsam die wachsende Einsicht von der Notwendigkeit der Zusammenfassung, wenn nicht des ganzen Reiches, so doch einzelner Land- und Wirtschaftskomplexe in monetärer Beziehung, eine Bewegung, die mit der der Landfriedensbünde gleichzeitig und engverwandt ist. Sehr anziehend ist dabei zu beobachten, wie dort und hier, in Franken und an den Gestaden der Ostsee dieses Bestreben unter sehr verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen verwirklicht wurde. Daß die hansischen Städte in Rücksicht auf ihren Handel ein zuverlässiges Münzwesen durch gemeinsamen Münzfuß, gemeinsame Abwehr minderwertiger Gepräge erstrebten, erscheint selbstverständlich. Jesse ( 356) zeigt, daß der wendische Münzverein fast allein auf der Teilnahme und Führung der Städte Lübeck, Wismar, Hamburg und Lüneburg beruhte. In Franken, Schwaben und am Rhein dagegen waren es die Fürsten, unter deren Leitung die dortigen Münzvereine entstanden und bestanden. Denn wie wir aus anderen Werken und nun auch aus dem Schrötterschen ersehen, hielten sich hier bedeutende Städte wie Nürnberg von den Vereinen meist zurück, weil sie die Kraft hatten, im Geldwesen selbständig zu bleiben. Dies zuerst erschienene Buch über


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Brandenburg-Franken ( 345) zerfällt in drei Abschnitte: die Münzbeschreibung, in der die Münzen der Burggrafen von Nürnberg von der Mitte des 14. Jhds. bis zum Anfange des 16. unter Begründung der Anordnung und Zuteilung beschrieben werden. Es folgt die Geldgeschichte, die in sechs Kapiteln die Pfennigwährung, die Gulden, den Rechnungswert Pfund Heller, die Groschen und Schillinge, die Zeit der Münzvereine und die fremden Groschen um 1500 behandelt. Ein dritter Abschnitt bespricht die Verwaltung und Technik. Dem Buche ist die Beschränkung auf die burggräflichen Gebiete vorgehalten worden, da es zu einer Darstellung der fränkischen Münzvereine ohne viel Mühe hätte erweitert werden können. So wünschenswert eine solche ist, so ist sie in gründlicher Weise doch erst nach Bearbeitung der Münzgeschichten der anderen fränkischen Münzstände, mindestens der beiden Bistümer möglich, die wieder ein viele Jahre dauerndes Studium der sehr umfangreichen Akten der Archive zu Würzburg, Bamberg und Nürnberg erfordert. Während diese Darstellung nur gelegentlich auf die vor 1350 liegenden Verhältnisse zurückgreift, gibt Jesse eine vielleicht etwas gar zu breite Erörterung des Münzwesens des wendischen Gebietes vor dem 14. Jahrhundert (64 S.). Die Behandlung des eigentlichen Themas, des 1379 konsolidierten Wendischen Münzvereins in drei Kapiteln erhebt sich aber weit über alles, was bisher darüber bekannt geworden ist, enthält besonders wichtige Erörterungen über Münzfuß, politische Verhandlungen, Kampf für die Silberwährung gegen die Goldgulden und über die Scheidemünzen, alles unter sorgsamer Nebeneinanderstellung der Aktenangaben, Prägebilder, Probierungen und Gewichte. Leider erschwert die Behandlung in fünf Abteilungen: Darstellung, Literaturbemerkungen, Tabellen, Münzbeschreibung und Münztafeln die Lektüre erheblich. Und dann wird eine genaue Münzbeschreibung immer noch vermißt, die doch einmal angefertigt werden muß, nicht nur zum Wohlgefallen der Sammler, sondern weil nur durch sie eine, wenn auch nur relative Gewißheit über die mittelalterliche Münzproduktion zu erlangen ist.

Endlich gedenken wir eines Werkes Tassilo Hoffmanns ( 358) über die beiden Berliner Medailleure Abraham und dessen Sohn Abramson unter voller Anerkennung für diese sorgsame und schöne Arbeit. Diese beiden wohl bedeutendsten Männer ihres Faches im Preußen des 18. Jhd. werden hier biographisch und kunstgeschichtlich gewürdigt und ihre für die allgemeine preußische Geschichte wichtige Denkmäler bildenden Werke auf 42 sehr schönen Tafeln vorgeführt. Stammt doch vom Vater die das preußische Wesen so höchst anschaulich bezeichnende Kehrseite der Taler mit dem Adler über der Waffengruppe. Von Medaillen beider Künstler auf berühmte und bekannte Zeitgenossen seien außer denen fürstlicher Personen genannt, die auf Chodowiecki, Euler, Haugwitz, Heinitz, Hertzberg, Kant, Lessing, Mendelssohn, J. v. Müller, Potemkin, Schulenburg, Schlözer und Wieland (nach Zeichnung Goethes).


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