II. Familiennamen.

Die verstärkte Forschung auf dem Gebiete der Namenkunde drängt allmählich zu Zusammenfassungen und methodischen Darlegungen. Auf dem Gebiete der Familiennamen zieht nun A. Götze ( 399), zu dessen Schülern auch Martha Paulus (vgl. Nr. 402) gehört, das Fazit einer Reihe von Untersuchungen über Südwestdeutschland, indem an Beispielen die Hauptlinien der angewandten Untersuchungen dargelegt werden. An die Stelle der früher von Förstemann, Heintze-Cascorbi u. a. gepflegten einseitigen Herleitung aus altdeutschen Personennamen ist die Durchforschung eines vielfältigeren Sprachmateriales getreten; neben den altdeutschen und christlichen Namen sind nun Orts- und Flurnamen, Berufs- und Standesbezeichnungen in der vollen und abgeschliffenen Form, dazu der umfängliche landschaftliche Schatz an Appellativa heranzuziehen. Außer Lautgeschichte und Wortbildungslehre ist Wortgeschichte und Bedeutungsentwicklung zu beachten. Die in der Sprachgeographie gemachte Erfahrung, daß zwei gleichlautende Formen eine ganz verschiedene Genesis haben können, wird auf die Namenforschung übertragen. 'Rat' kann aus Radbolt verkürzt sein oder die Nachkommen eines Ratsherrn bezeichnen. Paschke geht in Posen auf Paulus zurück, anderswo auf Paschalis. Die Namenforschung muß sich Hilfe holen in Familiengeschichte und Heraldik; keine Deutung ergibt sich ohne Urkunden und die Beachtung ihrer zeitlichen Reihenfolge. Aber auch in ihrer Abfolge sind noch Sprünge, Willkürlichkeiten zu überwinden, die u. a. durch Anlehnungen an Worte, Namen oder Namentypen entstanden sind. Zu den allgemeinen Zielen der Forschung gehört die Datierung der Namenschichten, an die sich auch die Untersuchung über landschaftliche Besonderheiten der Namengebung wird anschließen müssen.


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