II. Das 15. Jhd.

Enttäuschung bereitet eine Arbeit von George C. Powers ( 613). Er verspricht, vom Nationalismus auf dem Konstanzer Konzil zu handeln und stellt an die Spitze die Definition, N. sei a condition of mind in which loyalty to the ideal or to the fact of one's national state is superior to all other loyalties and of which pride in one's nationality and belief in its intrinsec excellence and in its 'mission' are integral parts. Dann bespricht er weit ausholend die Vorgeschichte des Konstanzer Konzils, wobei auffällt, daß er deutsche Literatur nur, soweit sie ins Englische übersetzt ist, heranzieht, von Finkes Acta Concilii Constanciensis nur die beiden ersten Bände kennt und unter den Bibliotheken, aus denen v. d. Hardt seinen Stoff schöpfte, zuletzt 'Nuremberg, Saxony and Wolfenbüttel' aufzählt. Ob eine Fortsetzung geplant ist, die den in der Überschrift genannten Gegenstand ausreichend behandelt, konnte ich nicht feststellen. Grundlegende Bedeutung hat für dieses Konzil natürlich der vierte und letzte, 1928 erschienene Band der Acta Concilii Constanciensis; er wird an anderer Stelle der Jahresberichte eingehender gewürdigt. Dasselbe gilt von der zweiten Hälfte des 16. Bandes der Reichstagsakten. Sie bringt die Quellen zum Frankfurter Reichstage von 1442 und zum Städtetage des gleichen Jahres (vgl. S. 281). -- Unter den Bewegungen im 15. Jhd. die dem großen Bauernkrieg des 16. Jhds. vorangehen, spielen zwei Salzburger Bauernaufstände von 1458 und 1462 eine Rolle. Über den ersten ist nur ungenügendes Quellenmaterial vorhanden. Den zweiten behandelt Günther Franz ( 616) unter Abdruck von sieben Quellenbeilagen. Der Aufstand verlief unblutig. Die Bauern besetzten die Pässe und verwehrten so den erzbischöflichen Truppen den Einmarsch ins Gebirge. Es kam zu Verhandlungen, Herzog Ludwig von Baiern-Landshut verglich durch einen Schiedsspruch die streitenden Parteien. Bei den bäuerlichen Beschwerden standen die Weihsteuer und die Folgen der Münzverschlechterung im Vordergrunde. Die sehr hohe Gebühr, die die Bauern für die Bestätigungsurkunde zahlen mußten, wirkte wie eine Strafe und wurde auch von Zeitgenossen so bezeichnet.

Mit einer Persönlichkeit, die in der politischen Geschichte wie in der Wirtschaftsgeschichte im Zeitalter Maximilians und noch in den ersten Jahrzehnten der Reformation hervortritt, dem Nürnberger Patrizier Christoph Fürer, befaßt sich Johann Kamann ( 619). Fürer kämpfte nach 1507 für Maximilian in Italien und war 1519 Anführer der Nürnberger Streitkräfte im Heer des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von Württemberg. Er diente seiner Vaterstadt seit 1513 im Rat. Die Reformation, an der er vieles mißbilligte, machte ihm sein Amt zur Last; doch wurde ihm der Austritt aus dem Rat erst 1528 bewilligt. Als wirtschaftlicher Organisator, der 1534 das Kupfersyndikat aller Mansfeldischen Saigerhütten zustande brachte, hat ihn früher W. Möllenberg geschildert. Leider ist Fürers selbstverfaßte Lebensbeschreibung nur ein kurzes Fragment, drei Druckseiten lang. Andere seiner Aufzeichnungen betreffen Ratschläge für den Türkenkrieg, das Münzwesen, überhaupt den Problemkreis der Reichsreform. Mehr noch bieten sie wohl für die Reformationszeit.


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