II. Quellen.

Als wertvollster Gewinn des Berichtsjahres kann hier das Erscheinen des 5. Bandes der Politischen Correspondenz der Stadt Straßburg ( 644) betrachtet werden. Auf Grund des von Bernays gesammelten Materials ist er von Friedensburg bearbeitet und eingeleitet worden. Er bringt uns wertvolle Aufschlüsse über die Politik Straßburgs und die deutsche Politik überhaupt für die Jahre 1550--1555. Die Hauptgebiete, die berührt werden, sind die Reichstage von 1550 und 1555, die Stellung der Protestanten zum Trienter Konzil, die Fürstenrevolution von 1552, während deren das noch von Jakob Sturm geführte Straßburg wegen der von Frankreich drohenden Gefahr auf kaiserlicher Seite blieb, die Auseinandersetzung mit Heinrich von Braunschweig und die religiösen Verhältnisse in Straßburg selbst, besonders seine Haltung gegenüber dem Interim. Editionstechnisch ist nur wenig von den früheren Bänden abgewichen. -- Nur in Einzelheiten wird unsere Kenntnis des Augsburger Reichstags von 1530 erweitert durch die Veröffentlichung von Walter ( 643). Ihren Grundstock bilden Excerpte aus Depeschen eines venetianischen Gesandten aus Augsburg über die Religionsfrage in einem Codex der Vaticana. Der Herausgeber ergänzt sie aus den Diarien des Marino Sanuto und aus dem Archivio di Stato in Venedig, weist überzeugend nach, daß Nicolò Tiepolo der Verfasser der Depeschen ist, berichtet über dessen Persönlichkeit und über den historischen Wert seiner Nachrichten, wobei besonders zu beachten ist, daß seine Kenntnisse meist von dem Legaten Campeggi oder aus dessen Kanzlei stammten. -- Nach Augsburg führt uns auch der 33. Band der Chroniken der deutschen Städte ( 645), deren Edition für Augsburg ja ausnahmsweise bis in die zweite Hälfte des 16. Jhds. geführt wird. Der vorliegende, von Friedrich Roth bearbeitete Band bringt zwei Werke des Ratsdieners Paul Hektor


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Mair, und zwar ein Diarium aus den Jahren 1560--1563, das meist lokale Notizen enthält, und aus seiner zweiten Chronik (B) die Darstellung der Jahre 1547--1565 d. h. der Zeit, für die sie selbständige Bedeutung hat. Einleitungsweise handelt Roth über die Entstehung und Bedeutung beider Werke, vor allem schickt er der zweiten Chronik eine wertvolle Abhandlung über die Augsburger Chronisten der Mitte und der zweiten Hälfte des 16. Jhds. voraus. Vor allem Matthäus Langenmantel, Paul Mair und Abraham Schieß werden hier behandelt; auch wird hier erst der Beweis geliefert, daß die Chronik B tatsächlich von Mair stammt. Inhaltlich ist auch sie in erster Linie Quelle der Augsburger Geschichte, aber bei der Bedeutung der Stadt in jener Zeit erfährt man immerhin aus ihr auch manches von allgemeinerem Interesse.


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