V. Bauernkrieg.

Das große Werk von Rosenkranz über den Bundschuh, das an verschiedenen Stellen des vorigen Jahrgangs behandelt worden ist, hat im Berichtsjahre zwei größere Besprechungen gefunden. Stolze ( 635) findet in dem Buche Beweise für seine Ansicht, daß die Unzufriedenheit zunächst in geistlichen Gebieten entstanden sei, behauptet außerdem, daß Bundschuh und Bauernkrieg nach Teilnehmerkreis, Ideengehalt und Zielen verschiedene Bewegungen


S.187

gewesen seien. Im Gegensatz dazu hebt Andreas ( 636), nachdem er im Anschluß an Rosenkranz einen Überblick über die vier Bewegungen gegeben hat, die unter dem Namen Bundschuh gehen, grade den Zusammenhang und die Verwandtschaft mit dem Bauernkrieg hervor und betont, daß neben den religiösen wirtschaftliche, soziale und rechtliche Mißstände für diesen als Motive in Frage kommen.

Einen sehr wertvollen Beitrag zu der Frage nach den Ursachen des Bauernkriegs hat Nabholz ( 637) geliefert. Nach einem kurzen Überblick über die wichtigsten bisherigen Anschauungen untersucht er die Vorgänge im Untertanengebiet der Stadt Zürich von 1436 an, stellt die von den Bauern bei ihren verschiedenen Empörungen erhobenen Forderungen zusammen und vergleicht sie mit denen des Jahres 1525. Das Ergebnis ist, daß nicht materielle Not die Erhebung der Züricher Bauern veranlaßte, wohl aber Unzufriedenheit mit den bestehenden wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen und mit den Zentralisierungsmaßregeln der Obrigkeit. 1525 sind die Forderungen vielfach dieselben, doch kommen neue hinzu, außerdem gibt man ihnen unter dem Einfluß der Reformation eine mehr grundsätzliche Bedeutung. Die Reformation wird von dem Verfasser aber doch nur als unmittelbare Veranlassung, nicht als tiefere Ursache des Bauernkriegs betrachtet. Eine Unterdrückung der neuen Lehre kommt für das Züricher Gebiet als Ursache auf keinen Fall in Frage.

Für die Frage, wie weit diese These Stolzes richtig ist, wird es gewiß von großer Wichtigkeit sein, wie die Stühlinger Erhebung, mit der der große Bauernkrieg begann, zu beurteilen ist. Es ist daher gewiß begreiflich, daß Stolze ( 641) selbst ihr jetzt eine eingehende Untersuchung gewidmet hat. Er verfolgt ihre Geschichte bis Ende August 1524 und bemüht sich nachzuweisen, daß auch sie aus der drohenden Unterdrückung der neuen Lehre und nicht aus sozialen, wirtschaftlichen oder politischen Momenten zu erklären sei. Eine Stellungnahme zu dieser Auffassung wäre nur auf Grund einer Durcharbeitung des ganzen Materiales möglich. Stolze ( 641) selbst hat dieses Material durch 16 Stücke aus verschiedenen Archiven bereichert und diese mit einigen Erläuterungen versehn. -- Neues Material aus Wien zur Geschichte des Bauernkrieges hat auch Volk ( 639) herangezogen. Es bezieht sich auf die Vermittlungsversuche des Reichsregiments. Sie scheiterten das erstemal an dem Widerstand Österreichs, das zweitemal an der Hartnäckigkeit der Bauern. Die Ohnmacht des Regiments und sein Gegensatz zum Schwäbischen Bunde treten deutlich hervor. -- Auf bisher unbeachtete Nachrichten über Florian Geyer, vor allem aus der Zeit vor dem Bauernkrieg, macht Franz ( 640) aufmerksam. Sie zeigen ihn als Truppenführer, Diplomaten und Marschall in Diensten des Hochmeisters Albrecht von Preußen und liefern einen neuen Beweis dafür, daß Geyer kein einfacher Raubritter, auch kein Verdorbner vom Adel, sondern ein wohlhabender und angesehener Kriegsmann war, der sich aus Überzeugung und Idealismus den Bauern anschloß.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)