IV. Dreißigjähriger Krieg.

Von Werken, die sich über größere Abschnitte des Krieges erstrecken, seien Pastor ( 1350) und Ellerbach ( 663) genannt. Aus Pastors Darstellung des Pontifikats Gregors XV. ist für uns von Interesse die Schilderung der lebhaften Bemühungen des Papstes und seiner Beauftragten um die Übertragung der Kur an Maximilian I. und um die katholische Restauration in Böhmen und der Pfalz nach dem Siege des Kaisers; aus der Zeit Urbans VIII. ist von Wichtigkeit die Stellung des Papstes im Veltliner Handel, seine Beteiligung an der weiteren Rekatholisierung der österreichischen Erbländer, seine Haltung im mantuanischen Erbfolgekrieg und während des weiteren Verlaufes des deutschen Krieges bis 1644. Der Papst ist während des ganzen Krieges bemüht gewesen, neutral zu bleiben, so weit es sich um einen Krieg zwischen den Habsburgern und Frankreich handelte. Er stimmte mit vielen Schritten der kaiserlichen Regierung nicht überein, konnte sich aber doch nicht mit Frankreich verbünden wegen dessen Beziehungen zu Schweden und den Protestanten. Schon frühzeitig bemühte er sich einen Frieden zwischen den katholischen Mächten zustande zu bringen. -- Daß das Werk von Ellerbach ( 663) in dem Colmarer Stadtarchivar Aug. Scherlen einen Fortsetzer und Vollender gefunden hat, wird man mit Freude begrüßen, und da es sich um die Periode des Krieges handelt, die für die Geschichte des Elsasses von besonders entscheidender Bedeutung war, wird man aus dem auf so außerordentlich gründlichen


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Studien in einer großen Anzahl von Archiven beruhenden Buche auch viel lernen können, z. B. über die Haltung einzelner elsässischer Stände während der westfälischen Friedensverhandlungen. Die Menge des in bunter Folge aneinander gereihten Details erleichtert allerdings die Lektüre des Werkes nicht, auch weist die Literaturkenntnis des Verfassers manche Lücken auf. Sehr erwünscht wäre es gewesen, wenn er die wirtschaftlichen und kulturellen Wirkungen des Krieges auf das Elsaß auf Grund seiner großen Kenntnisse zusammenfassend behandelt hätte.

An Quellenpublikationen zur Geschichte des Krieges hat das Berichtsjahr die Arbeiten von Beller und Portogruaro gebracht. Beller ( 654) veröffentlicht aus der Sutherland Collection in der Bodleyan Library und aus dem Britischen Museum in prächtiger Ausgabe 24 Karikaturen auf den Winterkönig und versieht sie mit einer kurzen historischen Einleitung, erläuternden Bemerkungen und einer englischen Übersetzung der Texte. Von Interesse ist die Vermutung des Herausgebers, daß wir in den Karikaturen Ergebnisse einer von einer öffentlichen Stelle bezahlten Propaganda zu sehn haben, wobei man dann vor allem an Bayern denken wird, so weit sich die Karikaturen gegen den Pfälzer richten, was nicht bei allen der Fall ist. --Portogruaro ( 657) behandelt die Tätigkeit Hyazinths in Wien, Madrid und Regensburg in den Jahren 1621--1623, vor allem auf Grund der Depeschen der venetianischen Gesandten und bringt diese meist wörtlich zum Abdruck. Im Mittelpunkt stehen die Bemühungen des Paters um die Übertragung der Kur an Maximilian; mit dessen Belehnung in Regensburg am 25. 2. 1623 schließt der erste Teil der Arbeit. Im zweiten 1929 erschienenen, der bis zum Tode des einflußreichen Kapuziners (1627) reicht, werden wir vor allem unterrichtet über seine Bemühungen, die katholische Liga über alle katholischen Fürsten Deutschlands, Frankreich, Savoyen und Venedig auszudehnen, und den wiederholt von ihm unternommenen Versuch, die pfälzische Frage durch Errichtung einer achten Kur für den Pfälzer und die Erziehung des Kurprinzen an einem katholischen Hofe zu lösen.

Folgen wir nun chronologisch dem Gang der Ereignisse, so hat Wertheim ( 655) seine Dissertation der Jugend Christians von Braunschweig und seinem Anteil an dem Feldzug von 1621 gewidmet und bringt darüber viele neue Einzelheiten aus verschiedenen Archiven. Von Wichtigkeit ist etwa, daß das Treffen von Kirtorf keine Niederlage Christians war, sondern ein Erfolg, der ihm den Abzug nach Westfalen ermöglichte. -- Eine anschaulich und fesselnd geschriebene Lebensbeschreibung Christians IV. liefert Gade ( 658). Sein Interesse gilt dem rein Biographischen und Kulturhistorischen, weniger den politischen Zusammenhängen. Schilderungen der Taufe und der Krönung des Königs nehmen nicht viel weniger Raum ein, als die Darstellung seiner Teilnahme am Dreißigjährigen Kriege. Quellen werden auch da nicht angeführt, wo wörtlich aus ihnen zitiert wird, der Anhang zeigt aber, daß eine reiche Literatur benutzt ist. Der Verfasser verschweigt die Schwächen Christians nicht, wird aber auch seinen guten Eigenschaften, seiner Tapferkeit und landesväterlichen Leutseligkeit gerecht. Jedem, der ein Bild von dem König gewinnen will, ist die Lektüre des Buches zu empfehlen, Neues über die deutsche Geschichte wird man nicht daraus lernen. --Beller ( 656) entwirft ein ziemlich trauriges Bild von dem Schicksal der einzigen militärischen Hilfe, die Christian IV. von England erhalten hat, ein paar Tausend Mann unter Charles Morgan. Die Truppe hatte


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sehr unter Geldmangel zu leiden, war auch militärisch von keiner großen Bedeutung, wenn sie sich auch im einzelnen gut schlug.

Das Jubiläumsjahr der glücklichen Verteidigung Stralsunds gegen Wallenstein hat mehrere Untersuchungen hervorgerufen. Paul ( 660) verfolgt vor allem die Versuche Stralsunds freie Reichsstadt zu werden. (Vgl. auch S. 415.) -- Wehrmann ( 661) behandelt nach einem Überblick über die schwächliche nur nach Neutralität strebende Politik Pommerns während der ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges den Anteil Stralsunds an der zwischen Pommern und Arnim am 10./20. Nov. 1627 abgeschlossenen Franzburger Kapitulation, dann die Bemühungen der Stadt und ihres Bürgermeisters Lambert Steinwig, die Stadt von Einquartierungen frei zu halten, aber auch nicht zu viel dafür zu zahlen, vor allem Zeit für Verteidigungsmaßregeln zu gewinnen. Die Besetzung des Dänholms durch kaiserliche Truppen am 4. Februar 1628 machte den Verhandlungen ein Ende. -- Die Arbeit von Laag ( 662) ist dem Referenten noch nicht zugänglich gewesen. (Vgl. S. 415.)

Daß schon im Jahre 1642 der Plan bestand, Freiburg und Breisach wieder zu erobern, zeigt Bechtold ( 665) an der Hand von Münchener Akten. Mercy, der im April 1642 mit dem Kommando der in Schwaben stehenden bayrischen Truppen betraut war, war dafür ausersehn. Es fand eine eifrige Korrespondenz deswegen statt, aus der der Verfasser vier Stück abdruckt. Im August mußte der Plan wegen der allgemeinen Kriegslage aufgegeben werden, erst im Jahre 1644 kam er zur Ausführung.


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