§ 2. Archivwesen.

(V. Loewe.)

Das aus Vorlesungen erwachsene italienische Werk Casanovas ( 48) ist das erste, in großem Stile durchgeführte systematische Handbuch des Archivwesens. Es verdient auch die eingehende Beachtung des deutschen Archivinteressenten, läßt freilich zugleich den Wunsch rege werden, es möchte auch von deutscher Seite ein ähnliches Handbuch der Geschichte, Theorie und Praxis des Archivwesens geschaffen werden. In den einzelnen Ländern Europas tragen die Archive auch in Technik und Geist der Verwaltung doch zu sehr den Stempel,


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den ihnen die eigene Volksgeschichte aufgeprägt hat, als daß sich ein Normalhandbuch des Archivwesens durchsetzen könnte. Daß gerade Italien mit einem Werke wie dem Casanovas vorangegangen ist, hat auch seine innere Berechtigung, weil die technische Gesamtleistung hier in neuerer Zeit wohl am stärksten gewesen ist: aus kleinstaatlicher Zersplitterung und Buntscheckigkeit ist hier in wenigen Jahrzehnten mit stärkster Anteilnahme der staatlichen Instanzen des jungen Königreichs ein straff und einheitlich organisiertes Archivwesen geschaffen worden. -- H. Kaiser bietet einen Beitrag zur Literärgeschichte des deutschen Archivwesens durch Vorführung und Kennzeichnung der Autoren, die sich seit dem 17. Jhd. bis zur Durchsetzung des Provenienzprinzips mit Theorie und Praxis des Archivwesens befaßt haben ( 49). -- Die Archivalische Zeitschrift, die auch weiterhin, wie wir gern feststellen, voll den Erwartungen entspricht, die wir bei ihrer Neubelebung äußerten, beginnt im Berichtsjahr eine fortlaufende Übersicht über das außerdeutsche Archivwesen mit einem Bericht über die sich kräftig entwickelnden polnischen Archive ( 71).


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