§ 21. Deutsche Geschichte von 1740 bis 1815.

(H. Weigel.)

Die Literatur des Berichtsjahres ist überwiegend ausländischen Ursprungs. Der erste russisch-englische Vertrag, dessen vierjährige Vorgeschichte 1739 bis 1742 R. Lodge ( 691) schildert, hat für die deutsche Geschichte nur geringes Interesse. Weder Hannover noch Preußen spielten eine Rolle; Ostermann verlangte, um den Beitritt Preußens zum russisch-englischen Bund zu ermöglichen, von England eine Garantie der Lande Jülich-Berg und Ostfriesland für Preußen und eine persönliche Annäherung Georgs und Friedrichs, freilich vergeblich. Von Interesse ist aus den Berichten des englischen Gesandten Rondeau die Bemerkung, daß die deutsche Sprache die zweite am russischen Hofe ist. Nach dem Abschluß des Vertrages am 12./22. Dezember 1742 bestand für die englische Diplomatie die nächste Aufgabe darin, zwischen Rußland und Schweden einen dauernden Frieden herzustellen; denn dies war die Voraussetzung für den ruhigen Besitz Bremens und Verdens. Kompliziert wurde, wie Lodge ( 691) uns darlegt, dieses Friedenswerk durch den Willen der Zarin, zugleich auch die Frage der schwedischen Thronfolge zu regeln. Dabei entnahmen die Mächte ihre Kandidaten sämtlich deutschen Fürstenhäusern: Rußland der Familie Holstein-Gottorp, Frankreich und die schwedische Königin der Linie Pfalz-Zweibrücken, der schwedische König dem Haus Hessen-Kassel; England schwankte zwischen Hessen und dem Kronprinzen von Dänemark, unter dem die Union von Kalmar mit Spitze gegen Rußland und das Haus Holstein im Interesse Englands neu erstehen sollte. Rußland aber blieb Sieger, weil es durch die Rückgabe von Finnland im Frieden von Abo 1743 den schwedischen Reichstag für seinen Prätendenten, Adolf Friedrich von Holstein, gewann.

Vom Norden nach dem Westen und in die Reichsgeschichte hinein führen uns die Darlegungen Braubachs ( 700) über die österreichische Politik am Hof des Kurfürsten Clemens August von Köln, die bereits im Jahresbericht 1927, Seite 226 gewürdigt sind. Tiefer in die westeuropäische Sphäre leitet uns das elegant und fesselnd geschriebene Buch von de Nolhac ( 702) über Madame de Pompadour und die Politik. Seine ursprüngliche Absicht, »die Politik der Madame de Pompadour« zu behandeln, mußte N. aufgeben. Denn die von ihm neu herangezogenen Quellen -- Briefe der Pompadour -- widerlegten die herkömmliche Auffassung, als hätte sie die Politik Frankreichs dirigiert. Tatsächlich erscheint Madame de Pompadour, nachdem sie nicht mehr die Geliebte des Königs sein wollte, als dessen Freundin, die nur eines, die Größe Frankreichs, wollte, und in diesem Sinn ihren Einfluß auf den König anwandte. Daß sie ein eigenes politisches System geschaffen, dem König aufgenötigt und durchgeführt hätte, kann man nicht sagen. Aber es gibt keine Angelegenheit der


S.196

inneren und äußeren Politik Frankreichs, in der sie nicht irgendwie tätig gewesen wäre. Das Bündnis mit Österreich soll den Kaiserstaat hindern, sich an England anzuschließen; es soll also Frankreich vor einem Krieg mit seinem alten Gegner bewahren, das Bündnis von 1756 ist als Rückversicherungsvertrag gedacht. Den Krieg mit Preußen soll die Pompadour nicht gewollt haben. Die inneren Gründe der französischen Mißerfolge während des Siebenjährigen Krieges läßt das Kapitel »Die Armeen des Königs« erkennen: die schlechte Organisation des gesamten Nachschubs, die Zuchtlosigkeit in der Armee, der »mörderische Egoismus« der Führer, deren Streitigkeiten und Intrigen nichts anderes sind als die Verlängerung der Hofkabalen ins Feld, endlich die finanzielle Misere. Darüber hinaus ist das Buch N.'s eine lebendige Einführung in das vorrevolutionäre Frankreich. Das kommende Unheil der Revolution fühlt der Abbé Bernis voraus, dessen Sturz das 7. Kapitel erzählt. Dem aufmerksamen Leser enthüllt sich die Ursache der französischen Revolution: die innere Auflösung des Staates durch die Unfähigkeit und den Egoismus seiner führenden, regierenden Kreise.

Noch weiter westlich, nach England und Amerika weist uns die Korrespondenz König Georgs III. aus den Jahren 1773--1783, die Sir John Fortescue ( 708) herausgegeben hat. Die Behandlung der Texte ist nach deutscher Auffassung zu konservativ: keine Vereinheitlichung in Rechtschreibung und Satzzeichengebung. Das Fehlen erläuternder Anmerkungen bedauert gerade der festländische Benützer sehr. Doch geben die Register zusammen mit den trefflichen Einleitungen einen zuverlässigen Führer durch die umfangreiche Edition ab. Inhaltlich besehen ist der Briefwechsel eine nicht unwichtige Quelle für die innere Geschichte Englands, für die Geschichte seines Heeres und seiner Flotte. Dabei machen der Krieg mit den neu-englischen Kolonien und nebenhergehend das Ringen zwischen König und Parlamentsopposition den Kern der Bände 3--5 aus. Die Rückwirkungen auf und in Europa -- die Seeneutralität, die England sehr unangenehm war (nr. 3364), der Krieg mit den Niederlanden, die Stellung Englands zwischen Rußland und Österreich, deren Vermittlung zur Erhaltung bzw. Herbeiführung des Friedens seit November 1779 -- treten besonders in Band 5 stärker hervor. Dabei erwog Lord Stormont im Dezember 1779 den Gedanken einer Entente mit Österreich (2884) und ein Jahr später den eines Bündnisses mit Österreich und Rußland (3202). (Nr. 2935 scheint nicht richtig eingefügt; die Erwähnung der nordischen Liga verweist auf die Zeit nach Februar 1780.) Band 6 ist beherrscht von den Friedensverhandlungen und dem Anteil, den die beiden Ostmächte daran nehmen. Manches rührt nun auch an die deutsche Geschichte heran. So die Aktenstücke zur Werbung von Truppen in Deutschland, Hannoveraner, Braunschweiger, Hessen und Württemberger (1326, 27; 1657, 87--91, 99; 1702, 06, 16, 20, 59--69, 84; 1811, 13, 29, 33, 34; 1952; 2528; 2899; 2900; 3302--), die Kritik eines deutschen Offiziers an der englischen Kriegführung (2054), das anfangs 1778 auftauchende Gerücht, Herzog Ferdinand von Braunschweig würde den Oberbefehl in Amerika übernehmen (2151/52), endlich Aktenstücke zum Rücktransport deutscher Truppen (4471, 72, 76, 77). Die europäische Politik Englands ging auf ein gutes Verhältnis zu Österreich und Rußland aus. Letzteres möchte man von Preußen loslösen, isolieren und damit zur Annäherung an England zwingen. Die Politik Friedrichs des Großen, Rußland festzuhalten oder Frankreich aus seinem Bündnis mit


S.197

Habsburg herauszulösen, erscheint den Engländern als fortgesetzte Intrige (2276, 2936, 3795) und wurde deshalb argwöhnisch überwacht; ebenso erregte der Gesundheitszustand des preußischen Königs aus naheliegenden Gründen die größte Aufmerksamkeit (2893 vom 23. 12. 79; 2931 vom 24. 1. 80). Die russisch-österreichische Annäherung 1780 rief deshalb in England das höchste Interesse hervor (2977, 2980); die Unterzeichnung des Vertrages zwischen den Ostmächten vernahm man mit Befriedigung (3380). Aber man wurde doch nicht recht froh; der Beitritt Preußens zur Seeliga schmälerte den Erfolg des Kaperkrieges gegen die Niederlande (3392); die Furcht, die preußische Partei könnte ihren Einfluß in Rußland zurückgewinnen und »den König von Preußen zum Herrn des russischen Reiches machen«, ließ sich nicht bannen (3437A). Als dann die beiden Kaisermächte 1782/83 durch die osteuropäischen Verhältnisse vom Westen abgezogen wurden, beklagte sich England über »völlige Gleichgültigkeit« (3926, 27; 4081). Aber schon im Sommer 1783 sah sich das Inselreich von zwei Seiten her, von Österreich und von Preußen umworben (4377, 79, 94, 95). Nehmen wir dazu noch die Bemühungen Österreichs um den Frieden zuerst mit den Niederlanden, dann mit Frankreich und Amerika, so ist in Kürze wenigstens angedeutet, was diese Bände für die deutsche Geschichte beisteuern.

Der erste Band der von Lacour-Gayet ( 723) in Angriff genommenen Biographie Talleyrands war mir nicht zugänglich. Wir wenden uns nach Osten zurück. Aus dem Deutschland des ausgehenden 18. Jhds. bringt Overmanns Skizze: Dalberg ( 730) einen kleinen, aber höchst kennzeichnenden Ausschnitt. Dem Charakter der »Mitteldeutschen Lebensbilder« entsprechend rückt er die Jahre der Erfurter Statthalterschaft (1772--1802) in den Vordergrund und gewährt dem kulturgeschichtlichen Moment den breiteren Raum. O. bezeichnet Dalberg als »einen der feinsten Repräsentanten der schon dekadenten und dem Untergang geweihten aristokratischen Kultur des 18. Jhds.« und als den »typischen Vertreter des Zeitalters der Aufklärung«. Er würdigt vor allem seine Bedeutung auf dem Gebiet der geistigen Kultur, verweilt besonders bei seinem Verhältnis zu Schiller und verhilft zu einem gerechten Verständnis der eigenartigen Persönlichkeit Dalbergs: nicht als Schriftsteller, nicht als Politiker, sondern als Mensch, der den Größten seiner Zeit Freund und Anreger war, ist er zu beurteilen. Nur kurz gestreift werden die späteren Geschicke Dalbergs, die bereits in das Zeitalter Napoleons führen.

Napoleons Persönlichkeit hat man in der letzten Zeit durch die sog. »Wesensschau«, durch künstlerische Intuition zu erfassen versucht und hat dabei die psychologische Analyse stark als Helferin herbeigezogen. Diesen Bemühungen gegenüber will Driault ( 726) uns »die wahre Gestalt Napoleons« zeigen auf dem Weg einer geschichtsphilosophischen Deutung von Mann und Werk. Napoleons Zeitalter ist »Sturm«, »tempestas«; Ringen der Menschenrechte des Bürgers und der Völker gegen das göttliche Recht der Könige, Kampf der Revolution gegen das Ancien Régime. Dahinein stellt D. seinen Helden. Den Schlüssel zu ihm findet er in dem Satz des jungen Bonaparte (Bearbeitung der von der Lyoner Akademie gestellten Preisaufgabe): »Das Gefühl muß geregelt werden durch die Vernunft«. Das ist nach Driault »die organisierte, geregelte Revolution, Revolution und Kaiserreich, Rom nach Genf«. Der Staatsstreich von 1799 und die Kaiserkrönung erscheinen als die einzigen


S.198

Mittel, um die großen Gedanken der Revolution, Bürger- und Völkerrechte, vor den ärgsten Feinden, dem Anhang der Könige, zu retten. Man mag diese Konstruktion noch annehmen; aber den Kampf Österreichs von 1809 und die Befreiungskriege lediglich als Koalitionskriege der Könige gegen die Revolution aufzufassen, ist doch zu einseitig; D. muß infolgedessen die Niederlagen Napoleons allein aus der zahlenmäßigen Überlegenheit der Verbündeten erklären. Der Hauptgegner der revolutionären Rechte ist England, Karthago, weil es die Freiheit der Meere nicht anerkennt. Dasselbe England hat sich nun auch in das Mittelmeer, das Meer der lateinischen Völker, das Meer Frankreichs, Italiens und Spaniens eingedrängt. Napoleon fühlt als Abkömmling Korsikas ganz besonders das Mittelmeer als »mare nostrum«. Aus ihm ist England zu vertreiben; von ihm ist Rußland fernzuhalten. Dies Doppelziel, Freiheit der Nationen und Herrschaft der Romanen im Mittelmeer, ist nur zu erreichen und zu sichern durch den Zusammenschluß der Völker Europas in einem Bund unter Frankreichs Führung gegen englischen Egoismus und russische Barbarei. Das ist der Sinn des »Großen Reichs« Napoleons. Preußens Politik wird in diesem Zusammenhang falsch beurteilt, etwa im Sinn Droysens (S. 285). In dem ersten Waffengang ist mit Napoleon I. die Revolution unterlegen; Napoleon III. hat den Kampf aufgenommen, aber selbst verfälscht und deshalb verloren; erst in dem Krieg von 1914 hat die Revolution über die Könige, über Deutschland, Österreich und -- Rußland gesiegt. Im einzelnen ist die geschichtsphilosophische Auffassung Driaults nicht immer einheitlich, öfters unausgeglichen, auch mit manchen objektiven Fehlern behaftet; als Ganzes ist sie wenn auch nicht die Erkenntnis, so doch ein weiterer Schritt zur Erkenntnis Napoleons.

Zu dem Erkenntnisbild des modernen Forschers tritt in den Aufzeichnungen des Obersten Bial ( 725) das Erlebnis des französischen Offiziers. Bial rückt als begeisterter Kriegsfreiwilliger aus, um Frankreich zu dienen, und erhält sich in seiner langen, abwechslungsreichen Soldatenzeit, deren Romantik er bewußt erlebt, diesen Idealismus ungebrochen und ungetrübt, bis seine Verwundung bei Leipzig und der Sturz Napoleons ihn als Bürger in die Heimat zurückführt. Wertvoll sind diese Aufzeichnungen vor allem deshalb, weil sie den Geist des revolutionären und des napoleonischen Offizierskorps deutlich erkennen lassen (S. 69; 71; 167 u. a.). Für die deutsche Geschichte kommen in Betracht: die Kritik an der Kriegführung der Koalition 1793/94; die lebendige Schilderung der Schlacht bei Austerlitz; die Besetzung der Hansestadt Bremen durch Bial; der Winterfeldzug von 1807, der mit seinen Verpflegungsschwierigkeiten zu einer Katastrophe für die französische Armee hätte werden können; Bials Urteil über die Kontinentalsperre; der Donau-Feldzug von 1809 und die plastische Darstellung des Rückzugs in Rußland, den Bial bei der Rückhut unter Ney mitmachte. Hingewiesen sei noch auf zwei kleine, aber charakteristische Beiträge zum belgischen Franktireurproblem (S. 63) und zur belgischen Nationalitätenfrage (S. 113). -- Ein zweites Memoirenwerk liegt vor in den Erinnerungen des sächsischen Generals von Funck, Generaladjutanten bei König Friedrich August ( 736). Sie sollten ihrem Inhalt entsprechend den Titel tragen »Sachsen, Hof und Staat 1806--09«. Denn Funk gibt zuerst eine Reihe von Charakteristiken der Persönlichkeiten des Dresdener Hofes: der König, seine Geschwister und die Königin sympathische Menschen, aber durchweg verbildet,


S.199

mißleitet, schwächlich; Marcolini, der allmächtige Günstling und böse Geist des Hofes, von dem der König gleichwohl nicht loskommen kann; die anderen Minister verschroben, Nullen; der Hofstaat eine Maschine mit hohen Betriebskosten und geringster Leistung. Ein zweiter Teil erzählt dann von der Tätigkeit Funks, eines sachlich denkenden Offiziers, der seinem Herrn unter den widrigsten Umständen getreu dient. Der Erfolg seiner Mühen ist sehr bescheiden, da der König weder gegen Marcolini und seinen korrumpierten Anhang, noch gegen die senile, vertrocknete Generalität durchgriff. Wertvoll über die sächsische Landesgeschichte hinaus sind die Schilderungen der geistig-moralischen Haltung der Bevölkerung nach dem Krieg von 1806 (S. 135--146); dann die Ausführungen über die Gründe für den Bruch zwischen Napoleon und Talleyrand, über die ersten Gehilfen des Kaisers, Berthier und Maret, über die Struktur des französischen Offizierskorps und über die Versuche zu einem Frieden mit Preußen; ferner die Bemerkungen zur Lage Napoleons anfangs 1807; endlich Napoleons Besuch in Dresden 1807 und die Ereignisse in Sachsen während des Feldzuges von 1809: Rüstungen, Einfall Schills, Vorstoß der Österreicher und Flucht des Königs nach Frankfurt. Mitten in der Schilderung des Frankfurter Aufenthaltes brechen die Erinnerungen ab. Die von Brabant gegebene Einleitung ist quellenkritisch nicht genügend; ein gutes Register erleichtert die Benutzung.

Zuletzt noch drei monographische Beiträge. Olden ( 727) untersucht die französische Politik vom Oktober bis Dezember 1805. Talleyrand erstrebt mit der im Straßburger Memorandum vom 17. Oktober niedergelegten Politik: Pufferstaaten zwischen Frankreich und Österreich, Entschädigung Österreichs an der unteren Donau, Abdrängung Rußlands nach Mittelasien und Isolierung Englands, die dauernde Befriedung Europas. Napoleons Politik bezweckt Sicherung seiner Herrschaft gegenüber dem französischen Volk, d. h. gegenüber Paris durch die psychischen Auswirkungen eines siegreichen Krieges und eines glorreichen Friedens, durch abwechselnde Stillung der Ruhmsucht und der Friedenssehnsucht; Napoleons Politik ist also dauernder Wechsel zwischen Krieg und Frieden. Der Krieg von 1805 unternommen, um innerpolitischen Auswirkungen des Mißerfolgs von Boulogne zuvorzukommen; Siege bei Ulm und Austerlitz; der Friede: Trennung Rußlands von Österreich, Anschluß Preußens an das System Napoleons durch den Schönbrunner Vertrag, Verdrängung Österreichs aus Deutschland und Italien durch den Preßburger Frieden und durch die Entthronung der Bourbonen in Neapel. Aber kein dauernder Friede: das verkrüppelte Österreich wird immer als Gegner Frankreichs auftreten; Preußen wird sich auf die Dauer Frankreich nicht unterordnen. --Pingaud ( 728) befaßt sich mit dem Königreich Italien. Der Krieg von 1809 beendet seinen äußeren Aufbau. Uns interessieren außer den Kämpfen gegen Erzherzog Johann in Venetien und dem durch die neuen Steuern verursachten Bauernaufstand (Sommer 1809), vor allem die Kämpfe der Italiener bei Preßburg, die Einfälle der Tiroler Bauern und ein Grund für die Teilung Tirols: der Weg von Venetien nach Wien, das obere Drautal, muß unter unmittelbare französische Obhut kommen, wurde also den illyrischen Provinzen zugeteilt, da das Königreich Italien sich militärisch nicht bewährt hatte. Weitere Abhandlungen Pingauds in der gleichen Zeitschrift behandeln den inneren Ausbau des Königreichs nach 1809, seine Leistungen in der Zivilverwaltung und auf dem


S.200

Gebiet des Kriegswesens. --Rheindorf ( 729 a) weist in einem reichlich mit Literatur belegten Vortrag nach, wie Castlereagh in den Jahren 1813--1815 das Programm Pitts von 1805: Sicherheit Englands durch Fernhaltung Frankreichs vom Rhein, durchführte. Er vereinigte 1814 die ehemals österreichischen Niederlande mit der Republik der Niederlande zum oranischen Staate; er brachte 1815 Preußen an den Nieder- und Mittelrhein; den Oberrhein muß er freilich Österreichs Wünschen entsprechend Bayern übertragen, dem er wegen seiner napoleonischen Vergangenheit nicht besonders traute; er regte die periodischen Ministerkonferenzen an; endlich bildete der Deutsche Bund die Barriere gegen den Eroberungsgeist Frankreichs. England verließ als Sieger den Kongreß zu Wien. Castlereagh war der Testamentsvollstrecker Pitts.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)