Spätere Zeit.

Neue Aufschlüsse über die berühmte, dem Joachim von Flore zugeschriebene Papstprophetie gewinnt A. Grundmann ( 1233). Er erweist den zweiten, mit Nicolaus III. anhebenden Teil als den ältesten, auch handschriftlich und literarisch gesondert bereits zu Anfang des 14. Jhds. nachweisbaren, und als eine Übersetzung und Umformung der griechischen sog. Kaiserprophetie des Kaisers Leo; als Bearbeiter macht er den Fra Liberato, das Haupt des extremsten Flügels der Franziskaner, der Fraticellen, wahrscheinlich, der im Jahre 1304 aus dem griechischen Exil an den päpstlichen Hof Benedikts XI. nach Perugia kam. Die (seit der nachmaligen Verbindung beider Teile) erste Hälfte ist dagegen originallateinisch und deshalb nach Text und Sinn »deutlicher«, als der schlecht aus dem Griechischen übersetzte »dunkle« zweite Teil. Sie geht ebenfalls auf Nicolaus III. und seine Nachfolger bis zum Ausbruch des Schisma und ist kurz vorher im Kreise der Fraticellen, die mit Florenz gegen Gregors XI. Rückeroberungsversuche im Kampf standen (c. 1377/78) verfaßt; auch dieser Teil ist als ursprünglich gesondertes Werk durch einen Brief des Giovanni delle Celle und handschriftlich bezeugt. Nach der Vereinigung beider Teile hat man den zweiten (älteren) dann als »dunkle« Zukunftsprophetie auf die nachfolgenden Päpste seit Bonifaz IX. bezogen und das Ganze weniger religiös, denn als Kuriosität und Rätselspiel geschätzt. -- In einer anregenden Studie verfolgt Cl. Bauer ( 1234) die Epochen der Papstfinanz durch die Jahrhunderte, von ihren Anfängen im 13. Jhd. bis zum 17. hin. Für die ältere Zeit bis zur avignonischen Periode fußt er im wesentlichen auf den Forschungen von Göller, Kirsch u. a. über die Camera apostolica, die Kollektoren usw., um dann selbständiger die neueren Formen der Anleiheoperationen seit dem 16. Jhd., die Monti usw., in ihrer Entwicklung zu verfolgen. Gut sind die Epochen universalistischer Erweiterung päpstlicher Wirksamkeit im 13. Jhd. und wieder in der Gegenreformation gegen die anderen territorialstaatlicher Verengung in ihrer Wirkung auf die Finanzwirtschaft abgehoben, und die bedeutsame Rolle der Papstfinanz für die Entwicklung von Frühkapitalismus und neuzeitliche Staatswirtschaft herausgestellt. -- Auf der Basis der Arbeiten von Paulus liefert Remy ( 1254) eine Einzeluntersuchung über die großen päpstlichen Indulgenzen in den Niederlanden am Ende des MA., vor allem des Jubiläums von Malines im Jahre 1451, d. h. der Verleihung der Indulgenz des großen römischen Jubiläums vom Jahre 1450 an diese Stadt, wie sie dem Brauch -- oder besser Mißbrauch -- der Zeit entsprach, ferner über die umfassendere niederländische Mission des Kardinals Nicolaus von Cues in gleicher Sache im Jahre 1451 und das Jubiläum von Gent 1467/68 sowie die gesamtniederländischen von 1475 und 1500. In einem zweiten Abschnitt behandelt R. einzelne päpstliche Spezialindulgenzen für niederländische Empfänger. Der Standpunkt des Verf. ist der korrekt katholische. Die Mißbräuche der Praxis scheidet er von der in seinen Augen unanfechtbaren Theorie und betont auch die positiven Wirkungen der für Bau und Restauration von Kirchen gesammelten Gelder.


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