I. Allgemeine Quellenkunde. Historiographisches.

Neben den Literaturübersichten, die alljährlich in den verschiedenen geschichtlichen Zeitschriften innerhalb der Provinz Brandenburg erscheinen, und neben gelegentlichen Zeitschriftenregistern, wie sie im Berichtsjahre F. Granier für die führende Zeitschrift, die Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte Bd. 31--40, d. h. 1919--1927 bringt ( 10), wird eine zusammenfassende Bibliographie nicht zu entbehren sein. Die Historische Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin hat solche Übersichten sogleich bei der Gründung in ihr Programm aufgenommen. Aus einer dem Referenten übertragenen brandenburgischen Gesamtbibliographie sollen als besondere Bände zwei herausgenommen werden: eine zur berlinischen Geschichte, die Max Arendt übernahm, und eine zur Geschichte der Niederlausitz, die der beste Kenner dieses Gebietes, der rührige Rud. Lehmann, vorlegt ( 37). Der Verfasser hat -- ob mit Recht, mag dahingestellt bleiben -- Vollständigkeit erstrebt, in der Meinung, daß dieses Prinzip das objektivste sei. Er hat weiter auch die Vorgeschichte und die Heimatkunde einbezogen und schließlich die gesamte Niederlausitz, also auch die schon vor 1815 zu Brandenburg geschlagenen Teile (Beeskow-Storkow und Cottbus), berücksichtigt. In ganz knappen Titelerläuterungen, in der geschickten Anordnung und Systematik, in den zahlreichen Verweisungen: überall ist die Hand des Kenners spürbar. -- Auch auf dem Felde märkischer Quellenedition sind wir ein Stück weitergekommen,


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durch den 2. Band der Acta Brandenburgica von Melle Klinkenborgs (†) Hand ( 651), auf deren Anlage bereits im vorigen (3.) Jg. S. 483 hingewiesen wurde. Der neue Band umfaßt die Zeit von Jan. 1606 bis März 1607 und bietet wieder eine Fülle landesgeschichtlichen Materials neben dem zur allgemeinen kurbrandenburgischen Politik. Mögen auch Bedenken gegen die breite Anlage der Publikation auftauchen, sie bleibt gleichwohl ein ausgezeichneter Wegweiser durch märkische Geschichtsquellen aus jenen Tagen. Freilich wird man das Werk erst durch ein Register voll ausnutzen können. -- Sprache als Mittel zur geschichtlichen Erkenntnis: in diesem Sinne weisen wir nachdrücklich auf eine neue Arbeit von Agathe Lasch hin ( 382). In einer berlinischen Sprachgeschichte, die das organische Werden dieser Sprache (sie ist kein Jargon) wissenschaftlich zu ergründen unternimmt, gewinnt die Historie reiche Ausbeute, nicht nur nach der kulturgeschichtlichen Seite hin. Das Kapitel über die ältesten Bewohner Berlins ist ein erfreuliches Muster vorsichtiger Untersuchung, und die künftige Darstellung berlinischer Geschichte wird doch stark davon beeinflußt werden, daß das Berlinische eine »im 16. Jhd. aus dem Obersächsischen entlehnte Sprachform«, also Hochdeutsch, ist. Es wurde von einem niederdeutschen Volke übernommen und erhielt dadurch einen niederdeutschen Charakter (vgl. auch S. 142). An dem Buche hat Wilh. Seelmann in einem Aufsatze »Allerlei Märkisches« (Brandenburgia, Monatsblatt Jg. 37, S. 75--85) Kritik geübt mit dem Versuch, starke Korrekturen vorzunehmen. A. Lasch hat an gleicher Stelle (S. 117--122) widersprochen. In dem Streit, der sich zuzuspitzen droht, hat A. Lasch eine methodisch stärkere Stellung. Ebenso wie sich hier die Sprachgeschichte als treue Verbündete der allgemeinen Geschichte bewährt, so auch in einer Untersuchung von K. Liersch, »Spree, eine sprachliche Untersuchung (Niederlaus. Mittlgen. Bd. 18, S. 419--423). Sie unterstreicht den deutschen Ursprung des Wortes. -- Zur märkischen Geschichtsschreibung ist nur weniges erschienen. Wir verweisen der Genauigkeit halber noch einmal auf die, irrtümlich bereits im vorigen (3.) Jg. S. 483 genannte Studie von G. Wentz über Phil. Wilh. Gercken (Mitteldt. Lebensbilder Bd. 3, S. 24--45). Die Endsumme eines fast ganz der brandenburgischen Geschichte gewidmeten Gelehrtenlebens zieht G. Abb in einem Nachruf auf Hermann Krabbo. Ein Schriftenverzeichnis begleitet ihn ( 107).


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