VI. Kirchengeschichte.

Von V. Herold, auf dessen Untersuchungen über die erste lutherische Kirchenvisitation mehrfach (Jg. 1925 S. 511, Jg. 1926 S. 532, Jg. 1927 S. 486) hingewiesen wurde, sind jetzt die ersten Hefte einer Ausgabe der Visitationsabschiede und -register erschienen ( 1474). Der erste Band soll die Prignitz umfassen: die Abschnitte Kyritz und Pritzwalk-Putlitz eröffnen die Reihe. Daß hier ein ungemein reiches Material vorliegt, von dem bisher nur unzulängliche Stücke in Riedels Codex veröffentlicht waren, ist schon nach der kurzen Probe erkennbar. Anmerkungen sind (mit Recht) sehr sparsam gegeben. Man wird dann aber das Sachregister um so ausgedehnter veröffentlichen müssen. Ausführlicher wird über die Ausgabe, die geschickt angelegt ist, nach Abschluß des ersten Bandes zu sprechen sein. Schon jetzt aber verheißt sie uns eine erhebliche Förderung unserer Kenntnis vieler Seiten geschichtlichen Lebens.

Den märkischen Klöstern sind eine ganze Zahl von Arbeiten gewidmet. Joh. Simon hat »Die Legende vom Ursprunge des Klosters Heiligengrabe in der Prignitz« nach einem Druck von 1521 neu herausgegeben und erläutert (Heiligengrabe, Ostprign., Verl. d. Museumsvereins. VII, 40 S.). Das hübsche Büchlein bringt am Anfang eine Reproduktion des alten Rostocker Druckes aus dem genannten Jahre. W. Schleyer untersucht »Die Baugeschichte des Klosters Chorin« (Arbeiten des Uckermärk. Mus.- u. Gesch.-Ver. H. 9; Prenzlau, A. Mieck. 79 S., 5 Taf.). Das Buch ist von fachmännischer Seite nicht gerade günstig beurteilt worden (J. Kohte in den Forschg. z. brand. u. preuß. Gesch. Bd. 42, S. 194 f.), aber es scheint uns, daß es für den Historiker seine Aufgabe darin erfüllt, die Grundzüge der Bauentwicklung klar darzulegen. Über Einzelheiten mag sich streiten lassen, den Historiker berühren sie kaum. In kirchengeschichtliches Neuland führen zwei Arbeiten: von H. Pieper, der eine kurze, aber gut fundierte Geschichte des bisher kaum (vgl. jedoch das Jg. 1926, S. 532 gewürdigte Buch von Bünger) beachteten Dominikanerklosters in Soldin bringt (Das Heimatmuseum des Kr. Soldin ..., hrsg. von Max-Berndt von Saldern. Frankf. a. O., Druck von Trowitzsch & Sohn, S. 13--42) und von K. Klinkott, durch den endlich die Geschichte der Karthause vor Frankfurt a. O. ausreichend behandelt wird ( 1304). Nach dem zunächst vorliegenden ersten Teil, der den Quellen und der äußeren, für die Gesamtmark nicht wesentlichen Geschichte gilt, wird ein brauchbares Werk geschaffen werden.

Die evangelische Zeit wird durch zwei Untersuchungen beleuchtet: H. Werdermann schöpft die Jg. 1926, S. 532 f. gewürdigten Entscheidungen des Cöllnischen Konsistoriums aus und entwirft ein lebendiges Bild des Pfarrers im Zeitalter der Orthodoxie ( 1475), des Durchschnittspfarrers. Th. Wotschke beginnt uns die Welt des märkischen Pietismus durch den Briefwechsel märkischer Geistlicher mit dem bedeutenden Breckling in Gotha († 1711) nahe zubringen ( 1476). Eine Dissertation von L. Jablonski über das katholische Kirchenwesen im heutigen fürstbischöflichen Delegaturbezirk Brandenburg und Pommern, die von der Reformation bis 1821 geführt sein soll ( 1390), lag dem Ref. nicht vor (vgl. S. 323).


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