II. Gesamtdarstellungen.Der Aufsatz von H.
Reincke-Bloch (), Schlesien im Ostdeutschen Raum (
307), gibt einen großzügigen Überblick über die
Entwicklung vom 10. bis 18. Jhd., die Schlesien zu einer geschlossenen Einheit und zu einem Teile des deutschen
Staatskörpers machte. Diese nach Vorträgen niedergeschriebenen Betrachtungen werden -- ohne die Forschung
durch neue Ergebnisse bereichert zu haben -- durch die Klarheit der Darstellung und die kritische Verwertung der
Literatur bleibenden Wert beanspruchen dürfen. -- Die umfangreiche Untersuchung von W. Jungandreas,
Beiträge zur Erforschung der Besiedelung Schlesiens (
306), wird an anderer Stelle dieses Jahresberichtes besprochen (vgl. S. 143).
-- E. Maetschke (
599) nimmt in seinem Aufsatz über den schlesischen Grenzwald (preseca),
der in dem großen Kirchenstreit zwischen Bischof Thomas II. und Herzog Heinrich IV. von Breslau (1282--87) eine
ausschlaggebende Rolle spielte, Gelegenheit, die »einseitige« Darstellung Pfitzners über Herzog
Heinrich IV. (s. Jberr. 1926, S. 565) zu beleuchten und seine im 59. Bd. der Ztschr. d. Ver. f. Gesch. Schles., S. 137
ff. aufgestellten Behauptungen, auf die Pfitzner nicht näher eingegangen ist, eingehend zu begründen.
Maetschkes Einwendungen richten sich in der Hauptsache gegen den 4. und 5. Abschnitt des Buches von Pfitzner,
Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes (Reichenberg 1926) und enthalten sehr
beachtenswerte Gedanken zur Kolonisationsgeschichte Schlesiens. (Vgl. dazu die grundlegende Besprechung des
Pfitznerschen Buches im 63. Bd. d. Ztschr. d. Ver. f. Gesch. Schles. [1929], S. 350 ff. von Heinr. Felix Schmid.) -- Aus
seinen Vorarbeiten zu einer (noch ungedruckten) Arbeit über den Kampf Ost- und Westeuropas hielt J.
Pfitzner einen Vortrag (Das Ringen zwischen Ost- u. Westeuropa gezeigt an d. Entwickl. d. Städte
Ottmachau u. Neiße. Z. Ver. Gesch. Schles. 62, 219--227), in dem er an der Entwicklung
S.444 zweier Städte des Breslauer Bistumslandes die Mischung und das Ringen von Ost- und Westkultur im ostdeutschen Kolonisationsgebiet des MA. behandelt. Ottmachau, das als Kastellaneiburg in slawischer Zeit eine führende Rolle im Bistumslande spielte, erlebte das Burgenschicksal. Es trat zurück neben der an Bedeutung immer mehr zunehmenden deutschen Stadt Neiße, die ihre Stellung freilich auch der Gunst der natürlichen Lage und der Bischöfe verdankt. -- Der 3. Band der »Schlesischen Lebensbilder« ( 47) behandelt, wie die vorhergehenden Bände (s. Jberr. 1926, S. 565), wieder viele über Schlesiens Grenzen hinaus bekannte Persönlichkeiten aller Kreise und Stände. Die aus berufener Feder stammenden knappen Biographien greifen diesmal bis ins 17. Jhd. zurück und runden sich vielfach zu trefflichen Zeitbildern aus 3 Jahrhunderten bis in die jüngste Vergangenheit hinein. Im einzelnen sei hier auf die Besprechung von W. Cohn i. Z. d. Ver. f. Gesch. Schles. Bd. 63 (1929), S. 419 ff. verwiesen, die in ihrer knappen Zusammenfassung einen guten Eindruck von der Vielseitigkeit des in diesem Bande Gebotenen gibt. -- Die Abhandlung des Freiherrn F. v. Schrötter, Die preußische Verwaltung des schlesischen Scheidemünzwesens im 18. Jhd. ( 267), die an anderer Stelle dieses Bandes besprochen wird (vgl. S. 112), sei hier nur erwähnt. |
Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938) |