IV. Rechts- und Wirtschaftsgeschichte.

In einer Dissertation untersucht Elisabeth Nerlich ( 1151) die ma.liche Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserinnenklosters Trebnitz, eines der reichsten schlesischen Klöster, besonders unter dem Gesichtspunkt der grundherrschaftlichen bzw. gutsherrschaftlichen Verfassung. Wichtig darin ist namentlich das III. Kapitel, das die Herrschaft T. seit der Kolonisation behandelt und auf Grund des Urbars von 1410 die Ergebnisse des Kolonisationszeitalters für dieses Stift zusammenfaßt. Der auch an Fälschungen reiche Trebnitzer Urkundenschatz und die umfangreiche Literatur haben eine fleißige Bearbeitung erfahren, die indessen häufig ein selbständiges Urteil vermissen


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läßt. Die für die Beurteilung vieler Fragen wichtige polnische Literatur ist nur unvollständig herangezogen. --Maria Breuer ( 1153) läßt ihrer im Jahresbericht 1927 (S. 335 u. 515) besprochenen ausgezeichneten Arbeit das Schlußkapitel folgen, das die Breslauer Weißgerberzunft als Hauptzeche behandelt. Da die Breslauer Zunft als die weitaus größte im ganzen Osten eine Sonderstellung erlangt hatte, erklärt es sich, daß auch ursprünglich selbständige Zünfte in eine gewisse Abhängigkeit von ihr geraten konnten. Die Anerkennung als Obergerichtshof verdankte sie aber in der Hauptsache der Macht des Gesellenverbandes, der die Politik der Oberzeche stützte. Auf Gewohnheitsrecht beruhend, fand ihre Gerichtsbarkeit, die ihr als Oberhof zwar 1618 vom Kaiser bestätigt wurde, allmählich immer weniger allseitige Anerkennung. Zwar machte sie nach 1648 ihre alten Ansprüche selbst gegen fürstliche Privilegien wieder geltend, aber die Hauptladen hatten sich überlebt und wurden zu Beginn des 18. Jhds. im ganzen Reich durch Gesetz kassiert. -- Die Arbeit von O. Schumann ( 1221) behandelt die Leinenindustrie im Kreise Landeshut in Vergangenheit und Gegenwart. Trotz der vorliegenden umfangreichen allgemeinen und Spezialliteratur sind die Schumannschen Untersuchungen zu begrüßen, da die Landeshuter Leinenindustrie heute der Mittelpunkt der Schlesischen Leinenindustrie ist. Die Arbeit, deren Schwergewicht im 19. Jhd. liegt, bringt zum Schluß einen kurzen Abschnitt über die Überreste der Hausweberei des Kreises. -- Was 6 Generationen seit dem 200jährigen Bestehen des Breslauer Bankhauses Eichborn & Co., deren Vertreter wiederholt an der Spitze der Breslauer Kaufmannschaft standen, für die Schlesische Wirtschaft und Industrie, aber auch zum Allgemeinwohl der Provinz geleistet haben, zeigt anschaulich die durch Dr. Kurt v. Eichborn, den Mitinhaber dieses hochbedeutenden Handelshauses, neubearbeitete und erweiterte Festschrift ( 1222), die über den Rahmen einer Firmengeschichte weit hinausgeht und auf S. 294 dieses Bandes eingehend besprochen ist.


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