V. Kirchengeschichte.

Zur Geschichte der Reformation in Schlesien teilt H. Jedin ( 1391) aus dem Vatikanischen Archiv in Rom 7 von ihm entdeckte Originalbriefe (1524--1536) des Breslauer Bischofs Jacob v. Salza an die Päpste Clemens VII. und Paul III. mit, die zu den im Hist. Jahrbuch XIV (1893) durch Stephan Ehses ans Licht gezogenen Reformvorschlägen dieses Bischofs aus dem Jahre 1524 wesentliche Ergänzungen bringen. Besonders wichtig erscheint das Schreiben vom 2. April 1524, das über die von J. v. Salza unternommenen Versuche, die Umgestaltung der kirchlichen Verhältnisse in seinem Bistum zu verhindern, berichtet. Der Brief, wie die ihm beigegebenen Reformvorschläge, zeigen, daß der Bischof die schweren Folgen der Protestantisierung des Grenzlandes Schlesien für die Nachbargebiete voraussah. Nach Jedin waren diese Breslauer Reformvorschläge in Rom, (die aber anscheinend ohne Wirkung blieben), die ersten ihrer Art, die ein deutscher Bischof unter dem Eindruck der Reformation dem Papst unterbreitete. Die weiteren Briefe des Breslauer Kirchenfürsten zeigen gegenüber dem unaufhaltsamen Umsichgreifen der neuen Lehre eine starke Resignation. -- Die Beiträge zur Geschichte des Kardinals Friedrich v. Hessen, Bischofs v. Breslau (1671--1682) von W. Dersch ( 1388), beruhen auf umfangreichen Archivstudien. Das vielbewegte Leben dieses im Jahre 1636 zum Katholizismus übergetretenen hessischen Fürstensohnes ist im III. Bd. der Schles. Lebensbilder (s. S. 444) in einer umfassenden Skizze durch W. Dersch


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dargestellt worden. Großprior des Malteserordens von Deutschland geworden, verstand er es, allmählich 16 Pfründen in seiner Hand zu vereinigen. Diese in jener Zeit übliche Pfründenjagd behandelt der I. Teil der gen. Abhandlung, die zugleich ein Beitrag zur Bistumspolitik der deutschen Fürstenhäuser ist. Im Jahre 1671 auch zum Fürstbischof von Breslau gewählt, kam Fr. v. H. erst nach seiner Ernennung zum Oberlandeshauptmann von Schlesien (1675) nach Breslau. Als echter Kirchenfürst des Barock schuf er eine Reihe von Bauten, deren Krönung die von ihm zu Ehren seiner Ahnfrau, der heil. Elisabeth, begonnene prachtvolle Barockkapelle am Breslauer Dom darstellt. Die abgedruckten Testamente des Kardinals und die Inventare seiner Hinterlassenschaft zeigen das freie und verschwenderische Leben einer großzügigen Persönlichkeit, die, trotz fürstlicher Einkünfte, tiefverschuldet starb. -- Noch vor Erscheinen des IV. Bandes des großen Jesuitenwerkes von Bernh. Duhr ( 1351, s. S. 315), der in Teil 1 (S. 402--458) auch die schlesische Jesuitenprovinz nach ihrer Trennung von der böhmischen Provinz eingehend schildert, wurde der Aufsatz von H. Hoffmann ( 1392) über den Anfang der schlesischen Jesuitenprovinz gedruckt. Aus Aufzeichnungen in den Resten des Saganer Jesuitenarchivs (jetzt im Saganer Gymnasialarchiv) bringt der Verfasser, der z. Z. an einer allgemeinen Geschichte der Jesuiten in Schlesien arbeitet, über den Personenstand, die Gestaltung und Wirksamkeit der neuen Provinz im ersten Jahre ihres Bestehens wertvolle Nachweise. -- Georg Blümels ( 1479) Lebensbild des Breslauer Kircheninspektors und Pastors an St. Elisabeth, Johann Friedr. Burg († 1766), dessen Name durch die Herausgabe seiner Gesangbücher (Neuauflage des bedeutendsten 1913 bei W. G. Korn i. Bresl.) für immer mit dem schlesischen Kirchenwesen seiner Zeit verbunden bleiben wird, ist der nur wenig geänderte Druck seiner Bearbeitung des vom Schles. Provinzialkirchenrat als Preisaufgabe gestellten Themas: »Joh. Friedr. Burg und das seinen Namen tragende Gesangbuch«. Der Anfall Schlesiens an Preußen, die 3 Schlesischen Kriege, die Belagerungen Breslaus und jene ganze bewegte Zeit des Überganges spiegeln sich in seinen Predigten wieder, die den Einfluß ahnen lassen, den der redegewaltige Mann auf die Massen im preußischen Sinne ausübte, die aber als historische Quellen im engeren Sinne nicht zu werten sind. -- Einen Einblick in die Anfänge der friderizianischen Kolonistengemeinden des Plesser Kreises, die Schwierigkeiten der Begründung einer neuen evangelischen Parochie, die Kirchenvisitationen, die traurigen Schulverhältnisse Oberschlesiens und die Nöte der französischen Fremdherrschaft geben die von F. Schwencker (Aus d. Anfängen einiger evang. Gemeinden in Oberschlesien. Z. Ver. Gesch. Schles. 62, 72--84) mitgeteilten Aktenauszüge, denen indessen die wissenschaftlich gründliche Verarbeitung fehlt.


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