V. Kirchengeschichte.

Über G. Rathgen ( 1313) und R. Jauernig ( 1444) vgl. S. 311 u. S. 506. -- Der Aufsatz von K. Pallas ( 1472) enthält im wesentlichen einen Überblick über das kirchliche Leben in den Landgemeinden der Ämter Torgau und Schweinitz nach den Kirchenrechnungen um 1525. -- In manchem dem Inhalt nach ähnlich, aber mehr statistisch gehalten und für die Zeit um 1550 ff., bringt H. Koch ( 1208) Nachrichten aus den Kirchenrechnungen von Jena. Hauptsächlich betreffen sie die Orts-, Kirchen- und Schulgeschichte, doch können die genauen Preisangaben für einzelne Gegenstände und die Gehaltsangaben bei vorsichtigem Vergleich wohl aufschlußreich für die allgemeinen Wertverhältnisse in der zweiten Hälfte des 16. Jhds. werden. -- In E. Klein (Christian August, der Kardinal von Sachsen. Gelbe Hefte 4, 778 ff.) hat der »Kardinal von Sachsen« seinen Biographen gefunden. Geb. als zweiter Sohn des Herzogs Moritz von Sachsen-Naumburg am 9. 10. 1666 und aufgewachsen


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in orthodoxlutherischer Umwelt, widmete sich Johann Christian trotz früh hervortretender Frömmigkeit (S. 784) zunächst dem Waffenhandwerk, kam in kaiserlichen Diensten immer mehr mit frommen und eifrigen Katholiken in Berührung und ward schließlich durch den Münsterschen Domherrn v. Plettenberg 1689 zum Übertritt bewogen. Die Fortsetzung der Biographie steht noch aus. -- Die pietistische Bewegung in Leipzig von 1690--1776 verfolgt H. Leube ( 1472 a) besonders in drei Hauptabschnitten. Zuerst, um 1690, schreitet die Regierung rücksichtslos gegen Frankes Anhänger ein, weil diese die kirchliche Ordnung nicht mehr einhalten wollten. 15 Jahre danach verweist sie zwar den Wanderprediger Chr. Hoymann des Landes, aber überläßt den Geistlichen die Einwirkung auf ihre Beichtkinder, und 1776 lehnt sie eine besondere Verordnung gegen die ganze Bewegung überhaupt ab; es ist also ein Fortschritt zur Toleranz festzustellen. Eine stärkere Beachtung verdient der Bölitzer Schmied Christoph Tostleben, der durch Spener die Reformation Luthers vollendet sehen wollte (S. 58) und darüber zum puritanischen Eiferer gegen alle weltlichen Vergnügungen, aber auch gegen den kirchlichen Gottesdienst wurde. In seiner Familie lebten sein Glauben und seine separatistische Neigung fort und führten zu neuen offenen Reibungen seit dem 7jähr. Kriege (S. 58 ff.). Zwei Beilagen beleuchten aktenmäßig die Anschauungen in der Familie Tostleben. -- Zur Geschichte des Pietismus vgl. auch K. Weiske's Abhandlung: Pietist. Stimmen aus Erfurt. Mitteil. aus d. Handschriftenabteilung d. Waisenhausbibliothek in Halle (Jbb. Akad. gemeinnütz. Wiss. Erfurt, N. F. 47, 77--115).


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