IV. Historische Landeskunde.

Die von R. Holtzmann in »Sachsen und Anhalt« Bd. 3 (vgl. Jberr. Bd. 3, S. 528) vorgetragene Ansicht, daß es sich bei der Hochseeburg um eine über dem Süßen See in der Grafschaft Mansfeld belegene Burg und bei dem Hochseegau um einen nach dieser Burg benannten Gau handele, versucht A. Weber ( 295) in einem dürftigen Elaborat, das aber trotz seiner außerordentlich großen Mängel an Überheblichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, mit durchaus unzulänglichen und wissenschaftlich unhaltbaren Gründen zu widerlegen. Seine zahlreichen Irrtümer sowie die vom Verfasser am Schluß ausgesprochene Vermutung, daß die Hochseeburg wahrscheinlich mit dem Hosickenberg bei Quedlinburg zu identifizieren sei, berichtigt R. Holtzmann in einer eingehenden Antikritik, in der er seine frühere Beweisführung durch neue Argumente noch verstärkt. Die Theorie P. Grimms, eines Schülers von R. Holtzmann, daß unter Hochseeburg eine Burg am Hochsee, d. h. in diesem Falle an dem im Verhältnis zum Salzigen See etwas höher gelegenen Süßen See, zu verstehen sei, bedarf u. E. erst der Nachprüfung durch Grabungen, bevor ein zwingender Grund vorliegt, die Holtzmannsche These in dieser Beziehung zu rektifizieren. -- Eine sorgfältige Ausgabe der Atzendorfer Chronik des Samuel Benedikt Carsted (1716--1796), der während der beiden Schlesischen Kriege Feldprediger im Grenadierregiment des Generals von Kalckstein war, legt E. Stegmann ( 704) vor. Der Wert dieser Chronik, die von dem Herausgeber in wirklich mustergültiger Weise kommentiert ist, besteht einmal in den Nachrichten, die der Chronist auf Grund persönlichen Miterlebens über die beiden ersten Feldzüge in Schlesien beibringt, zum anderen darin, daß sie ein gar nicht hoch genug zu bewertendes Material zur Heimat-, Lokal- und


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Sittengeschichte der Magdeburger Börde enthält, in der Carsted ja 50 Jahre als Pfarrer gewirkt hat.


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