I. Quellenkunde und Hilfswissenschaften.

Auf den Reichtum des Britischen Museums in London an Quellen zur rheinischen Geschichte hat früher schon einmal H. Keußen hingewiesen. Jetzt teilt W. Levison ( 1333) eine dort beruhende Handschrift des 17. Jhds. mit, die aus dem Stift Essen stammt. Außer einer Urkundensammlung enthält sie rechtsgeschichtliche Aufzeichnungen, Übersichten


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über Stiftsgüter und ein Äbtissinnenverzeichnis. -- Aus der Schule W. Levisons stammt die Bonner Dissertation von F. Hodick ( 1333a), eine sorgfältige Arbeit über das Münstermaifelder Legendar, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine ausführliche Analyse der Bonner und Koblenzer Handschriften zu geben und deren Beziehungen zu andern rheinischen Legendaren zu zeigen. Die Verfasserin stellt fest, daß die Koblenzer Hs. lediglich eine Fortsetzung der Bonner Hs. ist und daß diese, die in engster Verwandtschaft zu einer Düsseldorfer Hs. steht, auf eine ältere Hs. zurückgeht, von der auch die im Ausland befindlichen Hss. des Stifts Arnstein abhängen. Ein Verzeichnis der Heiligennamen des Münstermaifelder und Düsseldorfer Legendars bildet den Abschluß der subtilen Untersuchung.

Die Verzeichnung der stadtkölnischen Urkunden hatte seit 1891 zugunsten der Bearbeitung umfangreicher Aktengruppen völlig geruht. Um so erfreulicher ist es, daß erst durch Keußen und jetzt durch E. Kuphal ( 60) jene Arbeit wieder aufgenommen worden ist und bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit durchgeführt werden soll. Es werden hier die Urkunden von 1481 bis 1505 in knappem Regest entsprechend den s. Z. von K. Höhlbaum aufgestellten Richtlinien dargeboten. Das Verzeichnis umfaßt 1622 Nummern und ist mit einem zuverlässigen Personen- und Ortsregister ausgestattet.

Die Bemühungen von F. W. Lohmann ( 59), die Öffentlichkeit auf die im Kölner Diözesanarchiv schlummernden Schätze aufmerksam zu machen, unter denen besonders die Protokolle der Generalvikare (175 Foliobände) zu nennen sind, verdienen gewiß Beachtung. Aufsätze, wie der von A. Wilms ( 1384a) u. a. sollen von jenem Reichtum Kunde geben. Es würde sich aber vielleicht verlohnen, diese neue Zeitschrift (Historisches Archiv) mehr zur Veröffentlichung von Archivinventaren als zu einer Sammlung historischer Aufsätze zu verwerten.

Den Freunden der rheinischen und westfälischen Geschichte bieten die von F. Schmidt ( 61) veröffentlichten Teile der Aufzeichnungen des bekannten Archivars und Forschers Nikolaus Kindlinger, die seine archivalische Tätigkeit in Essen in den Jahren 1793 bis 1802 umfassen, erwünschten Einblick in das arbeitsame Leben dieses Mannes. Sind sie auch nicht sonderlich kurzweilig geschrieben, so geben sie doch ein ganz anschauliches Bild davon, von wie vielen Seiten die ordnende Hand Kindlingers verlangt wurde und welche reichen Schätze an Urkunden und Manuskripten damals ihm zu Gebote standen, zuweilen freilich so schlecht verwahrt, daß ihr Untergang unausbleiblich schien. -- Für die historische Forschung des Niederrheins bedeutet die Veröffentlichung von I. Gotzen ( 29) ein willkommenes Hilfsmittel, nachdem die Abfassung derartiger Übersichten durch den Krieg unterbrochen worden war. Von dem Verfasser ist der 2. Band der Bücherkunde zur Geschichte der Rheinlande zu erwarten, den die Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde herausgeben wird.


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