VII. Kulturgeschichte der Neuzeit.

Als 1. Band einer Geschichte der Aachener Freimaurerei hat Aug. Pauls diese bis Ende September 1794 behandelt. (Clausthal-Zellerfeld 1928. 526 S.) Durch die Heranziehung eines außerordentlich umfangreichen, weit verstreuten Materials ist es dem Verfasser möglich geworden, den ältesten Spuren der Freimaurerei in der Aachener Gegend nachzugehen, die Gründung der einzelnen Logen genau festzustellen und besonders die Aachener Freimaurerverfolgung (1779/1780) ausführlich zu behandeln, die ihren Ursprung von geistlicher Seite hatte. Besonders bemerkenswert hierbei ist der Gegensatz des (freimaurerischen) Fürstbischofs von Lüttich zum Kölner Nuntius. Auch über die Illuminaten in Aachen bietet das Buch ausreichenden Aufschluß. -- Demselben Verfasser verdanken wir auch eine Geschichte der Düsseldorfer Freimaurerei im 18. Jhd. (1. Lieferung Verlag Bruno Zechel, Leipzig 1928. 86 S.).

Gründliches Aktenstudium, reifes Urteil und vorzügliche Darstellungsgabe zeichnen die Untersuchung von O. Kasten ( 1556 a) aus. Nach scharfen kritischen Bemerkungen über die Einstellung des Rheinländers zum Theater überhaupt zeigt der Verfasser, wie in der schweren Zeit von 1794 bis 1801 fast ununterbrochen in Köln sowohl von deutschen wie französischen Truppen gespielt wird, freilich mit sinkendem Niveau der Spielpläne, da der Bürger, dem der Karneval damals verboten war, das Theater nur als Amüsierstätte betrachtete. Von einer zielbewußten Kulturpolitik der Franzosen ist hier, wie auf anderen Gebieten, nichts zu spüren. Die ersten Jahre des neuen Jhds. zeigen trotz der Gesundung des Kölner Wirtschaftslebens das deutsche wie französische Theater in gänzlichem Verfall, bis dann durch die Kölner Bürger Bachoven und Frambeck eine kurze Blüte des deutschen Schauspiels einsetzt. Eine wirkliche Besserung und Stabilisierung der Theaterverhältnisse war erst der Düsseldorfer Gesellschaft zu danken, während das französische Theater immer mehr in Mißkredit geriet. Auch in dieser Zeit haben die Franzosen den Einfluß unterschätzt, den sie durch das Theater hätten ausüben können. Und in der letzten Periode (von 1809--1814) ist hier gegenüber dem französischen Schauspiel ein gewisser Widerstand der Bürgerschaft zu spüren, der vielleicht keinen politischen Charakter trägt, aber doch eine instinktive Hinneigung zum Deutschtum verrät.

Wenn die fleißige Arbeit von K. Kruchen ( 1592) an anderer Stelle eingehender


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gewürdigt wird, so mag doch auch hier darauf hingewiesen werden, daß durch die auf reichem Material aufgebaute Untersuchung der Zensurvorschriften und ihrer Anwendung in der Zeit von 1815 bis 1848 ein tiefer Einblick in das Verhältnis der rheinischen Bevölkerung zur preußischen Regierung ermöglicht wird.

Der Aufsatz von O. Schultheiß ( 760) ist insofern für die Geschichte der 48er Bewegung beachtenswert, als er gute Aufschlüsse über die Persönlichkeit G. Kinkels gewährt und uns zeigt, wie seine Freundin Johanna Mockel ihn auf dem Wege zum politischen Kampfe beeinflußt hat. Auch ist es von Interesse, aus den Darlegungen des Verfassers zu ersehen, wie Kinkel mehr und mehr auf die radikale Seite und schließlich auf Pfade gerät, die zu seiner Verurteilung führen mußten.


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