2. Quellen und Darstellungen.

Die Regestender Bischöfe von Straßburg werden mit der 5. Lieferung des zweiten Bandes ( 133) zu ihrem vorläufigen Abschluß gebracht. Die Lieferung umfaßt die kurze und wenig bedeutende Regierung Friedrichs von Lichtenberg (1299--1305), der die habsburgfreundlichen Traditionen seines Bruders und Vorgängers Konrad fortsetzte, und bringt die Register und Siegeltafeln für den ganzen Band. -- Die Abhandlung von Duvernoy über die Chronique de Lorraine ( 607), die dem Ref. nicht rechtzeitig zugänglich war, wird im nächsten Jahresber. Berücksichtigung finden. -- Über die Publikation der Politischen Korrespondenz der Stadt Straßburg im 16. Jhd. ( 644) vgl. den Bericht auf S. 184. -- In die Zeit der Wende vom 18. zum 19. Jhd. führt uns die Abhandlung von Just ( 1378), der die geistigen Beziehungen zwischen Elsaß und Rheinland in diesen Jahrzehnten kurz zu skizzieren sucht. Eine erste Welle kirchlich-reaktionärer Einwirkung, die in den siebziger Jahren festzustellen ist, nahm die Richtung nach Trier. Sowohl Franz Heinrich Beck, der 1773 als Beichtvater an den Trierer Hof berufen wurde und ein Jahrzehnt lang im Kampf gegen Aufklärung und Febronianismus eine vielbeachtete Rolle spielte, wie Johannes d'Herbain, seit 1777 Trierer Weihbischof, waren Elsässer. In den Revolutionsjahren kreuzten sich die Einflüsse von beiden Seiten. Das revolutionäre Bistum Straßburg unter dem aus Franken gebürtigen Brendel übte auf die kirchlichen Aufklärer in den Rheinlanden eine starke Anziehungskraft aus; umgekehrt waren zahlreiche Elsässer in der Verwaltung des annektierten Rheinlandes tätig, so der Vater des Malers Rethel und der bekannte Dichter des »Pfingstmontag«, Georg Daniel Arnold, der als Professor in Koblenz besonders mit dem Kreise um Görres und Lassaulx in enge Beziehung trat. Die zweite Periode kirchlicher Einwirkung aus dem Elsaß, die ihren Mittelpunkt in Mainz hatte und durch die Namen Colmar und Liebermann bezeichnet wird, reicht über die zeitliche Grenze und den Rahmen dieses Aufsatzes hinaus und wird daher nur angedeutet. -- Die »Eindrücke und Erinnerungen aus den Jahren 1910 -- Sommer 1914«, die A. v. Mutius aus dem Nachlaß des preußischen Innenministers und späteren elsaß-lothringischen Statthalters v. Dallwitz veröffentlicht ( 881 a), enthalten neben Charakteristiken der führenden parlamentarischen Persönlichkeiten dieser Zeit und scharf verurteilender Kritik der Bülowschen Polenpolitik auch sehr bemerkenswerte Ausführungen über die Reichslande in der deutschen Zeit. Den Hauptfehler, der von deutscher Seite gemacht wurde, erblickt Dallwitz darin, daß man die Kluft übersah, die sich seit den Tagen der Revolution zwischen der deutschen Vergangenheit des Landes und der Gegenwart aufgetan hatte. Der Realpolitiker, nicht angekränkelt von sentimentaler Verherrlichung der Stammesbruderschaft, verficht das Axiom, »daß ein gewaltsam erobertes und angegliedertes Grenzland nur durch weitgehende staatliche Zwangsbefugnisse gegen die Einwirkungen des Auslandes, insbesondere der einstigen Heimat gesichert werden kann«. Sein Programm, als er bald nach dem Fall Zabern die Statthalterschaft übernahm, enthielt deshalb als ersten Punkt: »deutschfeindlichen Agitationen mit aller Schärfe entgegenzutreten« und erzielte jedenfalls in der Frage des Kokardentragens einen gewissen Erfolg. Den anderen Programmpunkten (Beseitigung administrativer Mängel, Förderung der wirtschaftlichen Wohlfahrt) wurde durch den Ausbruch des Krieges der Boden entzogen.


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