I. Pfalz.

Mit dem 6. Bande, der die landeskundliche Literatur der Rheinpfalz von 1917 bis 1927 umfaßt, schließt Häberle ( 27; vgl. Jberr. 3, 590) seine große Pfälzer Bibliographie ab, in der sich ein Vierteljahrhundert eindringlicher Sammelarbeit spiegelt. --Platzhoff (Der Reichsgedanke u. die Pfalz. Korr.-Bl. Gesamtver. 76, 8--12) vermag seinem Überblick über die wechselvolle Geschichte der Pfalz durch fortwährende Beziehung zum Reiche eine besondere Note zu geben; man würde es begrüßen, wollten die Gedankengänge dieses Vortrages zu einer ausführlicheren Darstellung erweitert werden. -- Wie stark der Reichsgedanke, der unter den Staufen in höchster Blüte stand, im pfälzischen Volke verankert war, zeigt die Barbarossa-Sage, die ursprünglich bei Kaiserslautern beheimatet ist, und die »nächtliche Erscheinung bei Speyer 1813«; Becker (Pfalz u. Kaisersage. Korr-Bl. Gesamtver. 76, 48 bis 56) findet die Wurzeln der ersten der beiden Kaisersagen in südlich-orientalischen Einflüssen und in der germanischen Mythologie, der letzteren in uralten Vorstellungen. -- Wichtige Aufschlüsse über die Gütergeschichte eines großen Teiles der Pfalz und der angrenzenden Gebiete enthalten die Lehensurkunden der Grafen von Veldenz, die Pöhlmann ( 132), soweit sie auffindbar, von 1194 bis zum Aussterben 1444 systematisch nach Lehen und chronologisch geordnet regestiert; für die Genealogie vieler Familien des hohen und niederen Adels und die Kirchengeschichte haben diese Zusammenstellungen gleichfalls Wert. -- Seit 1272 sind die Wahlkapitulationen der Speyerer Bischöfe erhalten; bis 1400 ist das Gesamtwohl des Staates ihr Ziel, von da ab dienen sie mehr den Sonderinteressen des Domkapitels; ihr Inhalt paßt sich der jeweiligen Zeitlage und Zeitströmung an, Blütezeit ist die Gegenreformation, bis zur Reformation bauen sie sich auf der ersten Abfassung auf, seit der Mitte des 17. Jhds. beginnt die Gegenwirkung der Bischöfe. Man hätte gewünscht, daß der Blick des Verfassers Kloe ( 1323) über den Speyerer Dom hinausgegangen wäre und die bereits dargestellten Wahlkapitulationen benachbarter Erz- und Bistümer zum Vergleich herangezogen hätte. -- Hans Thein, früher in Nürnbergischen Diensten, ruft als Berghauptmann unter Herzog Wolfgang von Zweibrücken eine künstliche Neubelebung des Bergwesens hervor; nach dessen Tode schlummert es, wie Silberschmidt (Der Bergsachverständige Hans Thein ... Mitt. Ver.-Gesch. Nürnberg 27, 297--312) zeigt, infolge Gewinnlosigkeit und starken Wettbewerbes ein. -- Die Beiträge Göllers (Beitr. zur Lebens- u. Familiengesch. kurpfälz. Künstler ... N. Arch.-Gesch. Heidelberg 14, 1--164) zur Künstler- und Kunsthandwerksgeschichte sind wohl noch ergänzensmöglich; die bisher erschienenen umfassen die Buchstaben A--L; Berührungspunkte mit andern Künstlern, besonders außerpfälzischen, werden in ziemlichem Maße aufgedeckt. -- Die umfangreiche Darstellung der Geschichte des kurpfälzischen Heeres von 1450--1778 schließt Bezzel mit dem letzten Teilbande ab ( 681). --Paul ( 679) skizziert nach einer umfangreicheren, der école des chartes vorgelegten Arbeit die zivile, wirtschaftliche und religiöse Geschichte der Gemeinden der belgischen und französischen Reformierten der Pfalz bis zu ihrer Vereinigung mit den deutschen zu Beginn des 19. Jhds. Die Niederlassungen hier bewahrten stets einen ganz ökonomischen Charakter im Gegensatz zu der intellektuellen Betonung der Gemeinden in den Niederlanden.


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