I. Allgemeine Quellenkunde.

Von E. Straßmayrs Bibliographie der oberösterreichischen Geschichte ( 21) lagen im Berichtsjahre die ersten drei Lieferungen vor. Das Werk ist inzwischen zum Abschluß gelangt und wird im nächsten Berichtsjahre als Ganzes anzuzeigen sein. -- Die bekannte Katastrophe, die das Wiener Staatsarchiv des Innern und der Justiz durch den Brand des Justizpalastes am 15. Juli 1927 betroffen hat, schildert ein Vortrag von von J. Seidl ( 50). Wer diese Ausführungen mit dem Aufsatz vergleicht, den derselbe Verfasser ein Jahr vorher an demselben Orte (Archival. Zeitschrift 36, 86--96) veröffentlicht hat, wird das Maß des Unglückes, das hier die ganze österreichische Geschichtswissenschaft traf, ermessen. -- Als »Innerösterreichisches Staatsarchiv« möchte V. Thiel das Steiermärkische Landesarchiv in Graz bezeichnen, dessen Schicksale in den Jahren 1906--1928 er schildert ( 52). Denn den Grundstock seiner Bestände bilden die großen Bestände der 1564 geschaffenen Grazer Zentralbehörden und des Grazer Guberniums, dessen Geltungsbereich sich ursprünglich über ganz Innerösterreich erstreckte. Das Archiv ist heute zur Sammelstelle für Archivalien aller staatlichen Behörden der Steiermark geworden und übt neben dem Landesarchiv, das die ständischen Archivalien und zahlreiche ihm anvertraute Privatarchive betreut, eine wichtige Funktion aus. -- Das Archiv des Benediktinerklosters Seitenstetten im westlichen Niederösterreich, über dessen Neuordnung und Umfang M. Riesenhuber berichtet ( 53), ist nicht nur für die Geschichte dieser alten Kulturstätte und ihrer Besitzungen wichtig, sondern es enthält auch Archivalien zur österreichischen Wirtschaftsgeschichte, wie die der Schmiedschaft zu Ybbsitz und des Kupferbergwerkes Radmer in Steiermark. -- Aus dem Vortrag, den V. Schindler auf der Danziger Archivtagung 1928 über den Deutschen Orden und sein Archiv in Österreich gehalten hat ( 51), sind die Mitteilungen über die Geschichte des Ordens im 19. Jhd., seine gegenwärtige Organisation und die Zusammensetzung seines Wiener Zentralarchivs von Interesse. -- L. Santifaller ( 54) verzeichnet die Archive Südtirols, vor allem das aus den Innsbrucker und Wiener Archivalien, die an Italien abgegeben werden mußten, gebildete Bozner Staatsarchiv. Es enthält vornehmlich die nach der Säkularisierung in staatlichen Besitz übergegangenen Archivalien des Hochstiftes Brixen und der öffentlichen Bücher (Verfachbücher) der Südtiroler Gerichtsarchive. Von den nichtstaatlichen Archiven verzeichnet die kleine, sehr nützliche Arbeit die geistlichen Archive zu Brixen, die der Klöster, Gemeinden und des Adels (unter Hinweis auf die Archivberichte v. Ottenthals).

Der in diesem Berichtsjahre erschienene Band der Neuen Österr. Biographie ( 44) enthält Lebensbeschreibungen von Franz Klein, Alfr. Merz, Ferd.


S.503

Hanusch, Joh. Freiherrn v. Chlumetzky, Rob. Gersuny, Franz v. Defregger, Albin Egger-Lienz, Gustav Winter, Jos. Seemüller, Vrat. Jagič, K. Wittgenstein, Emil R. v. Skoda, R. M. Rilke, Ferd. Hochstetter, Georg Coch, Kajetan Felder, Const. R. v. Wurzbach-Tannenberg. [Ba.]


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