III. Geschichtliche Landeskunde.

Die Untersuchung von Erich Pollatschek über die Tabula Peutingeria und das Itinerarium Antonium als


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geographische Quellen für Niederösterreich (Jb. f. Landesk. v. Niederöst. 21, 6--42) bietet durch Heranziehung antiker und ma.licher Quellen eine Reihe neuer topographischer Zuschreibungen für das römische Niederösterreich. Was immer auch von den Einzelheiten der sehr interessanten Untersuchung vor der weiterschreitenden Forschung bestehen bleiben mag, sie ist an sich eine methodisch wichtige und durch die Heranziehung eines ausgebreiteten Quellenstoffes für die Landeskunde vorbildliche Arbeit. -- Die Jagdgeschichte der Steiermark, die R. Bachofen-Echt u. W. Hoffer in vier Bänden vorlegen wollen, enthält in ihrem ersten schon 1927 erschienenem Band »Materialien zur Geschichte des steirischen Jagdrechtes und der Jagdverfassung« von 1391--1926. Das Material entstammt vornehmlich landesfürstlichen Verordnungen und Gesetzen. Daneben spielen bis ins 18. Jhd. aus Weistümern und Urbaren geschöpfte Rechtsquellen grundherrschaftlicher Provenienz eine beträchtliche Rolle. Ein ausführliches Sachregister, das Anton Mell angelegt hat, erschließt den reichen wirtschafts- und rechtsgeschichtlichen Gehalt dieses Bandes. Der zweite Band behandelt die Geschichte der steirischen Jagdgebiete ( 1178) bis in die Gegenwart herauf. Das hier gesammelte Material ist inzwischen im Rahmen des »Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer« auch kartographisch verarbeitet worden. -- Das erste Heft der St. Lambrechter Quellen und Abhandlungen, deren Inhalt man ganz dem Herausgeber P. O. Wonisch verdankt ( 1038), ist ein erfreuliches Zeugnis des geschichtlichen Bewußtseins in den alten Klöstern Österreichs. Aus seinem Inhalt sei auf die Untersuchung über die geschichtliche und territoriale Entwicklung des Landgerichtes St. Lambrecht verwiesen. -- Von Otto Stolzs mit ausgebreitetster Kenntnis des Quellenstoffes gearbeitetem Werk über das Deutschtum in Südtirol ( 278) liegt der zweite Band vor. Er behandelt das Bozner Unterland, das Überetsch und die deutschen Gemeinden im Nonsberg und Fleimstal (siehe oben S. 121). -- Der Aufsatz von Otto Stolz, »Anschauung und Kenntnis der Hochgebirge Tirols vor dem Erwachen des Alpinismus« ( 279) untersucht in seinem ersten Teil, der in der Zeitschrift d. dö. Alpenvereines 58 erschienen ist, die Entwicklung der Benennungen des Gebirges und seiner Formen, die Anschauungen von der Höhe des Gebirges und seiner Einteilung in Gruppen; daran schließen sich die Darstellung der Urteile über die Gebirgsnatur des Landes, des landschaftlichen Eindruckes des Gebirges und der theoretischen Anschauungen über die Entstehung der Gebirge, schließlich die Darstellung der Hochgebirge Tirols in Landkarten und Ansichten, Materialien, die auch geistesgeschichtlich von hohem Interesse sind. Der zweite Teil schildert die Anschauungen von Gletscherwelt und Winterschnee, dann die Begehung des Hochgebirges aus Gründen der Wirtschaft und des Verkehrs, ein wirtschaftsgeschichtlich wichtiger Abschnitt. Die Arbeit beschließt die Untersuchung über das Aufsuchen des Hochgebirges um seiner selbst willen, die auf Maximilian I. zurückgreift und eine Vorgeschichte des Alpinismus in Tirol und endlich die Benennung der einzelnen Berggipfel, die mit der fortschreitenden Erschließung des Gebirgslandes parallel geht. Die aus einem unendlich zerstreuten Quellenmaterial erstandene Studie ist eine erfreuliche Nebenfrucht der großen landeskundlichen Arbeiten des Verfassers. -- Wesentlich der Lokalgeschichte Tirols sind auch die Aufsätze gewidmet, die das Innsbrucker Museum Ferdinandeum Oswald Redlich als Festschrift dargebracht hat ( 154). Aus ihrem mannigfachen

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Inhalt sei hier auf zwei Arbeiten auf wirtschaftgeschichtlichem Interesse verwiesen. Die Beziehungen von Hausform und Volkstum untersucht H. Wopfner an den bäuerlichen Hausformen im westlichen Tirol. Unsere Kenntnis über die Beziehungen der Tiroler Landesfürsten des ausgehenden 13. Jhds. zu italienischen Finanzkapitalisten vermehrt A. Luschin-Ebengreuth durch Auszüge aus den Tiroler Raitbüchern über Goldgeschäfte Meinhard II., Grafen von Tirol, und seiner Söhne (1289--1302).


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