c) Salier.

Zur Geschichte des ersten Saliers ist zunächst die aufschlußreiche Untersuchung von E. Brandenburg (1928: 577) zu verzeichnen, die sich mit den Lebensdaten der Kaiserin Gisela und ihren drei Ehen beschäftigt. Br. geht dabei von der im Grabe Giselas gefundenen Bleiplatte aus, wonach sie am 11. November 999 geboren ist -- als Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben -- und lehnt die Annahme eines Fehlers in dieser Angabe ab. Daraus folgt aber dann weiter, daß Gisela in erster Ehe mit dem Herzog Ernst I. von Schwaben (gest. 31. Mai 1015) verheiratet gewesen sein muß; aus dieser Ehe stammen zwei Söhne Ernst und Hermann, von denen der älteste und später durch seinen Streit mit Konrad II. bekannt gewordene Herzog Ernst frühestens Anfang 1014 geboren sein kann, bei seinem Tode (1030) also erst 16 Jahre alt war. Eine zweite Ehe ist Gisela dann, wahrscheinlich sehr bald nach dem Tode ihres ersten Gemahls, mit dem Grafen Bruno von Braunschweig eingegangen, aus der ein in der ersten Hälfte des J. 1016 geborener Sohn Rudolf stammte. Kurz darauf muß der Graf Bruno gestorben sein und Gisela, spätestens im Januar 1017 den Salier Konrad geheiratet haben. Aus dieser Reihenfolge der Eheschließungen erklärt sich dann auch die Abneigung kirchlicher Kreise gegen die neue Königin, die schließlich nach der Wahl Konrads zur Weigerung des Erzbischofs Aribo von Mainz führte, die Königin zu krönen. Wenn auch manches noch problematisch bleibt, so haben die scharfsinnigen Erörterungen Br.s doch viel Wahrscheinlichkeit für sich. -- R. Heuberger (1928: 576a) setzt sich mit neueren lokalgeschichtlichen Arbeiten über die Deutung der Ausstellungsorte von DK. II 102 und 103 auseinander und kehrt zu den schon von H. Bresslau in der Diplomataausgabe vorgetragenen Ergebnissen zurück, daß Fontana frigida mit Kaltenbrunn auf dem Rittnerberg zu identifizieren sei und sich über Stegon (DK. II 103) nichts feststellen lasse. -- A. Amelli ( 725a S. 5--15) veröffentlicht ein rhythmisches Gedicht in 35 dreizeiligen Strophen, das in den Hss. dem Papst Leo IX. zugeschrieben wird. Der Dichter vergleicht sich darin mit dem Manne, der unter die Räuber gefallen ist, was ja vortrefflich zu der Seelenstimmung Leos IX. nach der Schlacht bei Civitate passen würde. Zur endgültigen


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Feststellung des Textes und Klärung der Sache ist jedoch noch die Heranziehung der von A. nur erwähnten Hs. Admont 664 erforderlich.

Die sorgfältige Analyse der Quellen über die Geschichte der Pilgerfahrt des Bischofs Gunther von Bamberg nach dem hl. Land (1064--65) führt Einar Joranson ( 723) auf die Frage, wie sich diese Fahrt zu den späteren Kreuzzügen verhalte. Er stellt fest, daß es sich bei dieser »Reise« -- die Teilnehmerzahl von 7000 oder gar 12 000 wird S. 11 den Quellen doch wohl etwas zu leichtgläubig nachgeschrieben -- schon um etwas anderes handele, als bei den Pilgerfahrten der früheren Zeit, und weist auf das Unbehagen hin, mit dem die Chronisten die mit dem Charakter eines Pilgerzugs unverträgliche Tatsache zu verteidigen suchen, daß sich die Christen in Kämpfe eingelassen haben. Damit rückt das Unternehmen in ein anderes Licht und schlägt die Brücke von den unbewaffneten Bußfahrten alten Typs zu den Kreuzzügen im engeren Sinne. Auch zeigen die Ereignisse während der Fahrt, daß die Belästigung der Pilger nicht erst mit dem Auftreten der Türken einsetzt, das man gewöhnlich als Anlaß für die Kreuzzugsbewegung ansieht. -- Das immer noch rege Interesse für die Gräfin Mathilde von Canossa hat in Italien ein neues Buch von N. Grimaldi (1928: 581) hervorgebracht, das die Geschichte des Geschlechtes von den Anfängen her verfolgt, sich für den Markgrafen Bonifaz auf die Arbeit von A. Falce (vgl. Jberr. 2, 278) und für Mathilde selbst weithin auf das Buch von L. Tondelli (vgl. Jberr. 2, 277 f.) stützt und mit dem zweiten auch kritisch auseinandersetzt. Ein besonderes Kapitel ist der Szene von Canossa gewidmet; es zeigt aber nur, wie wenig die deutsche Forschung zu dieser Episode dem Verfasser bekannt ist. Ein Referat über mehrere neuere italienische Arbeiten über das Haus Canossa lieferte derselbe Grimaldi (1928: 582). -- Recht wertvoll für die von Montecassino im 11. Jhd. ausgehende Belebung des Unterrichts ist der Aufsatz von Ch. H. Haskins über den Grammatiker Albericus Cassinensis ( 725a, S. 115--124). Er enthält Nachweise der Handschriften der grammatischrhetorischen Werke Alberichs und berichtigt die unvollständigen und irreführenden Angaben L. Rockingers. Leider hat sich die von Alberich verfaßte Streitschrift gegen Heinrich IV. immer noch nicht auffinden lassen. -- Den als Dichter berühmten Alfanus I. von Salerno behandelt P. Capparoni ( 725a, S. 151--156) als Arzt und Verfasser einer medizinischen Schrift. -- Die unbedeutenden Bemerkungen von M. Schipa über die »triade illustre di Montecassino« ( 725a, S. 157--160), nämlich über Friedrich von Lothringen, Desiderius und Alfanus können ohne Schaden vernachlässigt werden.

Das große Buch von B. Schmeidler (vgl. Jberr. 4, 643 ff.) über Heinrich IV. ist Ausgangspunkt für eine ziemlich heftige Kontroverse zwischen ihm und H. Zatschek geworden, in deren Mittelpunkt die Frage steht, wie wir uns die Entstehung der ma.lichen Briefsammlungen vorstellen sollen. Beide Forscher arbeiten dabei im einzelnen mit denselben methodischen Hilfsmitteln, vor allem mit der Stilkritik, und gewinnen auf diesem Wege neue und wertvolle Einblicke in das Gefüge der Zentralregierung. So weit sind die Hauptergebnisse von Schmeidlers Buch, also vor allem die Herausarbeitung von vier in ihren Erzeugnissen nachweisbaren Kanzleibeamten, von H. Zatschek in seiner Besprechung ( 721) auch durchaus anerkannt. Es ist schließlich nur ein Punkt von untergeordneter Bedeutung, wenn Z. bestreitet, daß der Codex Udalrici aus den Briefheften dieser Beamten von Udalrich später zusammengesetzt worden sei,


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und statt dessen als verlorene Vorlage unserer Handschriften des Cod. Udalr. ein in der Kanzlei laufend geführtes Briefbuch annehmen will. Schmeidler ( 722) hat diese Ansicht in einer Untersuchung über die Kompositionsweise Udalrichs mit guten Gründen widerlegt, wenn er dabei doch auch wohl gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen ist. Dazu möchte ich die Polemik gegen eine Formulierung von H. Hirsch rechnen, daß es in Bamberg im 12. Jhd. »so etwas wie ein Reichsarchiv« gegeben habe. Diese Formulierung wird man gelten lassen dürfen, wenn man sich nicht allzu moderne Vorstellungen von einem ma.lichen »Archiv« macht.


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