§ 5. Allgemeines zur deutschen Geschichte und Gesamtdarstellungen

(D. Gerhard)

Über Fülle und Mängel eines so weitschichtigen Unternehmens wie des neuen von Paul Herre herausgegebenen »Museum der Weltgeschichte« zu berichten, ist eine Aufgabe, die sich auf dem knappen Raum der »Jahresberichte« nur unvollkommen durchführen läßt. Vorweg sei bemerkt, daß, wie aus den bisher vorliegenden Bänden von W. Bauer ( 175), Schmitthenner ( 176) und Herre selbst ( 178) hervorgeht, die Sammlung sich durchweg auf Beiträge erster Sachkenner zu stützen bemüht und durch Heranziehung der entlegensten bildlichen Dokumente den Text mit äußerst lehrreichen Illustrationen zu unterbauen verstanden hat. Daß der Spezialforscher nicht überall ganz übereinstimmen wird, ist unvermeidlich; so unterschätzt z. B. Herre nach meiner Meinung für die Mittelmeerentwicklung des 18. Jhds. die überragende Stellung Frankreichs im Levantehandel, während er umgekehrt die maritim-kommerziellen Versuche der österreichisch-ungarischen Macht, deren Gesamtstruktur durch den großen Binnenraum bestimmt wird, zu positiv bewertet und auch in der Schilderung der englischen »Stützpunktpolitik« im 18. Jhd. nicht genug zwischen dem damals im Mittelmeer nur sehr schwachen Handelsinteresse und dem bestimmenden Bestreben der maritimen Umklammerung Frankreichs unterscheidet. Aber nicht so sehr darauf kommt es an, sondern vielmehr auf den Gesamtaufbau des Unternehmens und auf die Einheit der einzelnen Monographien, und eben hier liegt die, wie mir scheint, unüberwindbare Schwierigkeit der gewiß ebenso stoffreichen wie lehrreichen Bücher. »Die staatliche, wirtschaftliche, soziale, geistige und kulturelle Entwicklung der Völker in Einzeldarstellungen« zu schildern, soll die Absicht des Unternehmens sein -- ein sehr vages Programm, das in der Trennung der einzelnen Lebensgestaltungen, auf deren zusammenfassende Behandlung es dem Historiker gerade ankommt, schon gewisse Bedenken erweckt. Immerhin: soweit es sich dabei um einen zeitlich und räumlich begrenzten Geschichtsablauf handelt, ist eine wirkliche Darstellung einer historischen Einheit sehr wohl möglich, wie das inzwischen in hervorragender Weise Reins in der gleichen Sammlung erschienene »Europäische Ausbreitung über die Erde« bewiesen hat. Aber eben ein solches Formprinzip fehlt den hier anzuzeigenden Bänden; sie gruppieren sich nicht um historische, sondern um geographische (Herre) oder um zeitlos-soziologische Kategorien (W. Bauer, Schmitthenner). Eine historische Behandlung dieser Gegenstände ist daher unmöglich, und die Bände leiden durchweg an einer inneren Diskrepanz,


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die eine einheitliche Durchgliederung unmöglich macht. Am deutlichsten scheint dies Schmitthenner empfunden zu haben, denn er hat sein Buch -- unzweifelhaft den eigenwilligsten und anregendsten der bisher vorliegenden Bände -- in eine Reihe von Abschnitten aufgelöst, die nur zum Teil historisch, zum Teil aber systematisch bestimmt sind. Das ist deshalb hier am ehesten möglich, weil der Krieg nun einmal eine Grundtatsache menschlichen Daseins und daher durch den ganzen Lauf der Geschichte zu verfolgen ist (nicht, wie die »öffentliche Meinung«, nur erst in einem bestimmten historischen Stadium und unter bestimmten Bedingungen in Erscheinung getreten). Bei Schm. liegt die Schwierigkeit denn darin, daß er viel zu sehr Historiker und Geschichtsdenker ist, als daß er nach Art des Soziologen auf einen Gesamtablauf der Geschichte verzichten wollte. In Wahrheit ist er reichlich so sehr an einer »Weltgeschichte des Krieges« im Hegelschen Sinne interessiert als, wie der Titel es will, an »Krieg und Kriegführung im Wandel der Weltgeschichte«. So zieht sich die Kontrastierung von asiatischem Wanderkrieg und europäischem Kulturkrieg und die Entwicklung vom einen zum andern als ein Formprinzip der Weltgeschichte durch die ganze Darstellung hindurch, ohne sie doch zu beherrschen; denn zwischendurch stellt Schm., wie das nun einmal seine Aufgabe will, immer wieder die Frage nach dem Verhältnis »des« Krieges zu anderen zeitlosen Kategorien -- wobei übrigens für ihn der Krieg als Instrument der Politik im Mittelpunkt steht und infolge der Loslösung des Krieges vom Unterbau der jeweiligen Gesellschaftsstruktur weder -- trotz allen Bemühens -- die Zusammenhänge mit der Wirtschaft noch -- durchweg -- die Zusammenhänge mit religiösen Antrieben ausreichend zur Geltung kommen. Daß es sich aber hier um ein Werk handelt, dessen Verfasser von innerem Ringen um die Bewältigung der ihm zuströmenden Probleme bestimmt ist, spürt man freilich auf jeder Seite, und das trägt über den problematischen Gesamtcharakter des Ganzen hinweg. Ungleich einfacher liegt es bei W. Bauer, dessen Buch im wesentlichen (dem Umfang nach zu 3/4) der öffentlichen Meinung in der Neueren Geschichte gilt und der hier, nicht immer gleichmäßig durchgeformt, über Brief- und Nachrichtenwesen, Publizistik, Zeitungen und Zeitschriften eine Fülle von Stoff vor dem Leser ausbreitet -- ein Material, das gerade für die deutsche Geschichte besonders ergiebig ist und so nur von einem hervorragenden Spezialforscher zusammengetragen werden konnte. Wo B. die früheren Zeiten behandelt, erliegt er notwendigerweise der Schwierigkeit, daß hier ein Begriff von ganz bestimmter historischer Prägung auf Verhältnisse angewandt wird, denen er nicht angemessen ist. Ist eine historische Darstellung, die sich um eine geographische Einheit gruppiert, wie Herres »Weltgeschichte am Mittelmeer«, vor ähnlichen Gefahren geschützt? Mir scheint, bei aller Achtung vor der Belesenheit des Verfassers, sein Buch das nicht zu beweisen. Gerade wer die Bedeutung der geographischen Faktoren in der Geschichte sehr hoch einschätzt, wird mit aller Energie feststellen müssen, daß sie nicht den Mittelpunkt für eine historische Gesamtdarstellung bilden können, sondern nur für eine Untersuchung, die in strenger Konzentrierung sich immer auf den Kampf um den Raum ausrichtet. Eben hierin geht H. nicht weit genug, wie er denn offenbar -- es liegt dies ja schon im Titel ausgedrückt -- zugleich eine Geschichte der Völker und Staaten geben will, die sich im Verfolg der Geschichte am Mittelmeer gebildet haben. Es liegt in der Natur der Dinge, daß er daher fortdauernd in Entwicklungszusammenhänge eingreift,

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die sich von der geopolitischen Problemstellung her nicht erschließen lassen und daß er darum -- vor allem für die Perioden noch unfertiger Staatwerdung innerhalb der Antike wie innerhalb der späteren abendländischen Entwicklung -- stets in Gefahr ist, Fragen der Raumdurchgliederung und der Wirtschaftsbeherrschung an Zeiten heranzutragen, für die sie nur von sekundärer Bedeutung waren. Eine andere Schwierigkeit beruht darin, daß eine Darstellung, die einen bestimmten Raum durch die Geschichte hindurch behandelt, nur schwer die weltgeschichtlichen Gesamtverschiebungen herauszuarbeiten vermag, durch die für diesen Raum als Ganzes seine Position im politischen Gesamtzusammenhang sich verändert. Gerade für einen so eminent geschichtlichen Raum wie das Mittelmeer gilt das. Von heutiger weltgeschichtlicher Überschau her gesehen bildet das Mittelmeer in der Antike den Schauplatz der Geschichte und auch noch im Mittelalter ihre überragende Stätte. Von diesem Platz sinkt es seit dem Einbruch der Türken herab, um dann später im 17. und 18. Jhd. gegenüber der überseeisch-atlantischen Entwicklung nur noch eine ganz sekundäre Rolle zu spielen; die neue raumpolitische Verbindung mit Asien über Rußland und den vorderen Orient hin bringt seit dem ausgehenden 18. Jhd. eine entscheidende Änderung, das Mittelmeer wird aus einem Nebenmeer zugleich wieder Durchgangsmeer, aber im Rahmen der weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Entwicklung hat es seine alte Position natürlich nie wieder gewonnen. Alles das weiß H. selbstverständlich, und er spricht hier und da in klugen Worten davon; aber mir ist sehr zweifelhaft, ob bei der Gesamtanlage des Buches dem Leser diese entscheidenden Tatsachen der Weltgeschichte deutlich werden können. Gleichwohl: wesentlich problematischer noch vom Standpunkt des Historikers erscheinen die Monographien, die soziologischen Kategorien gewidmet sind; denn diese lassen sich, wenn überhaupt, meines Erachtens nur unter soziologischen Gesichtspunkten behandelt, und dem anschaulich-beschreibend gerichteten Historiker fehlt überdies fast allemal die logische Schulung, die dafür nötig ist. Man möchte daher für den Fortgang der Sammlung wünschen, daß sie sich auf die Themen beschränkt, die einen historisch abgrenzbaren Prozeß, ein »historisches Individuum« behandeln; andernfalls sind alle Belesenheit und aller Forschungseifer -- und wieviel davon steckt nicht in diesen Bänden! -- doch nur auf verfehlte, für den Fortgang historischer Erkenntnis kaum nutzbringende Aufgaben verwandt -- was darf man sich etwa von Ankündigungen wie einer »Geschichte der Bauern« oder gar einer »Geschichte des Aberglaubens« versprechen! Nur dann wird dies »Museum der Weltgeschichte« sich in einer Zeit behaupten können, in der auch die Museumspolitik Miene macht, Kunstwerke möglichst in dem Gesellschaftszusammenhang zu zeigen, in dem sie erwachsen sind.

Verglichen mit den Schwierigkeiten, die bei diesen Werken schon in der Formulierung des Gegenstandes liegen, erscheint eine Darstellung der Deutschen Geschichte, eines in sich geschlossenen zeitlichen Ablaufs, fast wie eine klar umgrenzte Aufgabe. Und doch beweist ein Buch wie das von Pinnow ( 181), schlicht, warm und anschaulich geschrieben, zugleich wieder aufs deutlichste, daß eine Nationalgeschichte, die das deutsche Geschehen aus dem gesamteuropäischen Ablauf loslöst, nur eine höchst unvollkommene Zeichnung zu geben vermag. P.s Buch hat Vorzüge, auf die man mit allem Nachdruck hinweisen muß: die Schilderung des Zuständlichen, die Verbindung sozial-, wirtschafts-


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und kulturgeschichtlicher Betrachtung ist hier in einer Weise durchgeführt, wie sie in Deutschland nur selten versucht wird. Gewiß wird man auch da gegen manche Formulierungen und Vereinfachungen Einwände machen müssen -- etwa gegen das Bild von der Entwicklung eines Bauernstandes im 12. Jhd. oder gegen die allzu rosige Schilderung des wirtschaftlichen Aufstiegs des in Wahrheit noch zumeist recht kümmerlichen Bürgertums im 18. Jhd. --, und merkwürdigerweise ist der letzte, das 19. Jhd. behandelnde Abschnitt, gerade in dieser Richtung nur unzureichend unterbaut und bleibt stattdessen in einer ungeformten, oft viel zu ausführlichen Erzählung der Geschehnisse stecken, die von einem schablonenhaften politischen Räsonnement zusammengehalten wird. Wichtiger, weil charakteristischer, sind aber die Mängel, die das ganze Werk durchziehen. Der gleiche Autor, der die literarischen Dokumente aufs eindruckvollste für die Erkenntnis des Zuständlichen und für die Lebensweise der unteren Schichten auszuwerten vermag, wird dürftig, sobald er an die großen geistigen und politischen Entscheidungen heranführen will, die nicht von unten her im deutschen Volke erwachsen sind, sondern Auseinandersetzung mit den Lebensmächten bedeuten, in die es hineingestellt war -- ganz gleich, ob es sich dabei um Kaisertum oder Kirche, um Rittertum oder Konzilsbewegung, um Kreuzzüge oder Reformation oder Neuhumanismus handelt. Und es gehört aufs engste damit zusammen, daß P. das außenpolitische Geschehen nicht lebendig zu machen versteht, weil ihm die konstitutive Bedeutung der geographischen Bedingungen für die Geschichte eines Volkes nicht gegenwärtig ist (woraus sich z. T. auch sein Unverständnis für die geschichtlichen Leistungen des Absolutismus und der Arrondierungspolitik erklärt). Man möchte wünschen, daß alle Leser von Ps. Buch sich zur Ergänzung und Korrektur den vortrefflichen Abriß zu eigen machten, in dem Schnabel in gedrängtem Überblick innerhalb der »Grundzüge der Deutschkunde« die Linien der deutschen politischen Entwicklung zeichnet ( 183). Denn eben darin besteht das Besondere der Leistung Schnabels, daß er die deutsche Geschichte von Anfang an als Auseinandersetzung mit den außer- und überdeutschen Mächten sieht -- wieviel lebendiger erscheinen nicht bei ihm, trotz der nicht darstellerischen, sondern notgedrungen mehr abstrakt-linienmäßigen Behandlung des Stoffes, Kaisertum und Kirche als bei P.! -- und daß er dementsprechend innerhalb der Neueren Geschichte vor allem die außenpolitischen Notwendigkeiten herausarbeitet, unter denen die deutsche Staatwerdung steht. Schn.'s weitausgreifende Gedankengänge vermögen auch einigermaßen über die Schwierigkeiten hinwegzuführen, die in einer isolierten Schilderung der politischen Entwicklung von selbst beschlossen liegen -- die wirtschaftliche wird von Robert Michels in einem anderen Abschnitt der »Grundzüge« behandelt --, aber gerade wenn man wieder mit P. vergleicht, dessen Hauptstärke in der sozialgeschichtlichen Unterbauung der Geschehnisse liegt, erkennt man erneut die Gefahren, die der akademischen Geschichtsschreibung aus der im Wissenschaftsbetrieb üblich gewordenen Trennung von politischer und Sozialgeschichte erwachsen. -- Wie ein deus ex machina erscheint bei P. zum Schluß der großdeutsche Gedanke, und wenn bei Schn. Auslandsdeutschtum und österreichisches Deutschtum auch wesentlich stärker mit herangezogen werden, so fehlt doch auch bei ihm -- wie überhaupt in unser aller historischer Gesamtauffassung -- noch viel daran, daß die neuere deutsche Geschichte zugleich unter dem Gesichtspunkt des allmählichen Herauswachsens

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Habsburgs aus dem Reich betrachtet wird. Sollte nicht überhaupt ein Abriß der politischen Geschichte im Rahmen einer Deutschkunde nicht nur auf die Bismarcksche Staatsgründung, sondern zugleich auch auf die österreichisch-ungarische Staatsgestaltung ausmünden? Führen nicht jedenfalls ihre Traditionen erst unmittelbar zu der Bewältigung dessen, was Schn. als die weltgeschichtliche Aufgabe der Deutschen ansieht, zu der Ordnung des mitteleuropäischen Raums gegenüber dem Andringen von Osten her? Gerade unter diesem Gesichtspunkt, wegen der neuen Antriebe, die er für eine gesamtdeutsche Geschichtsbetrachtung enthält, wird man dem anregenden und durch und durch eigenwüchsigen Vortrag von Steinacker »Deutschtum und Österreich im mitteleuropäischen Raum« ( 189) die weiteste Verbreitung wünschen. Es sind zwei Fragenkomplexe, die St. vor allem beschäftigen, das Verhältnis von Volkstum und Staatwerdung in der abendländischen Entwicklung und die besondere Rolle, die das österreichisch-ungarische Staatswesen im mitteleuropäischen Raum in der Neueren Geschichte gespielt hat. Dem ersten Problemkreis geht St. auch noch in einem anderen Vortrag ( 382) »Volk, Staat, Heimat und ihr Verhältnis bei den romanisch-germanischen Völkern« nach, einer vorerst nur mehr andeutenden, aber doch auch schon sehr konkret unterbauten Untersuchung über Tempo und Tendenz zu nationalstaatlicher Zusammenfassung bei den europäischen Nationen. Man wird für manche Stücke seines Aufbaus das größere Werk abwarten müssen, das St. über das Thema vorbereitet -- so für den vorerst nur unvollkommen abgegrenzten Begriff der »natürlichen Nation« --, aber man wird seiner klar herausgearbeiteten These nur zustimmen können, daß es sich bei der Entwicklung zur nationalen Zusammenfassung vor allem um Unterschiede des Tempos handelt, die durch die historische Konstellation bedingt sind, nicht so sehr um verschiedenartige völkische Veranlagungen -- eine Auffassung, wie sie z. B. noch in Schnabels deutschkundlichen Abriß dauernd hineinspielt. Es wäre zu wünschen, daß St. auch seine überreichen Gedankengänge über die deutsche Staatsgestaltung im mitteleuropäischen Raum, die seinen zweiten Vortrag beherrschen, zu einem größeren Werk sich verdichten läßt. Als entscheidende Tatsache wird hier seit dem Auseinanderbrechen des Abendlandes die Herausbildung einer festen westeuropäisch-atlantischen Staatenwelt und die allmähliche Gestaltung der russischen Macht hingestellt, und die Konstituierung Mitteleuropas einschließlich der labilen osteuropäischen Randsphäre, in der das Gegeneinander von Erobererrassen und unterworfenen Bauernstämmen zu keiner staatlichen Durchgliederung führt, wird als die seither historisch gegebene Aufgabe dieses Raumes gesehen, der durch den Gang der Neueren Geschichte hindurch das Formprinzip des österreichisch-ungarischen Staates gilt, in Gegenwart und Zukunft weiterdeutend. -- Auch das Sammelwerk »Volk und Reich der Deutschen« ( 184) zeigt in der fast völligen Vernachlässigung Österreichs, wie weit wir noch davon entfernt sind, daß Gedankengänge etwa von der Art Steinackers überall zu der historischen Selbstbesinnung der Nation gehörten. Diese Vorträge vor der Vereinigung für Staatswissenschaftliche Fortbildung, durchweg von führenden Forschern gehalten, gelten in ihrem historischen Bereich zum größeren Teil dem 19. Jhd. (Hartung, Ziekursch, Oncken, für die jüngste Zeit Schiffer; die Sozialgeschichte des 19. Jhds. ist in der üblichen Weise abgeteilt, neben einem stoffreichen und statistisch sehr gut unterbauten Vortrag von Friedrich Zahn findet sich hier u. a. ein Abriß Som-

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barts über »Emporkommen, Entfaltung und Auswirkung des Kapitalismus in Deutschland«). Aber gerade auch für die frühere Zeit bietet das Werk einige gute Überblicke. Außer auf den Beitrag von Rörig, der vor allem die Entwicklung zum Territorialstaat plastisch herausarbeitet, sei besonders auf die vorzügliche stammesgeschichtliche Übersicht von H. Aubin verwiesen. Ebenso umsichtig wie vorsichtig wird hier auf knappstem Raum die Entfaltung der Stämme bei der Besiedlung und die spätere Einwirkung der geographischen Bedingungen, der Staatsbildungen, der Einflüsse der Kulturzentren (besonders der kirchlichen!) für die Um- und Neubildung von Stammeszusammengehörigkeiten herausgearbeitet.


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