I. Quellenkunde. Historiographisches.

In dem letzten Berichte (S. 407) konnten wir auf eine Bibliographie zur Geschichte der Niederlausitz hinweisen. Jacob Jatzwauks »Wendische Bibliographie« ( 39) berührt sich in manchen Punkten mit ihr, geht aber, ihrer Aufgabe entsprechend, auf das gesamte in wendischer Sprache gedruckte Schrifttum und weiter auf alle das wendischsorbische Volk behandelnde Literatur ein. Mithin für den Landesgeschichtler, der seine Aufgabe nicht allzu eng faßt, eine dankenswerte Ergänzung des erstgenannten Werkes. Das Ganze ist sauber gearbeitet, selbstverständlich unter gleichzeitiger Übersetzung der slawischen Titel. -- An Untersuchungen urkundlicher Quellen zur märkischen Geschichte sind nur zwei zu erwähnen:


S.448

E. Kittel untersucht sorgsam Verzeichnisse des früher in Küstrin befindlichen neumärkisch-markgräflichen Urkundenarchivs, schildert Entstehung und Schicksale des Bestandes und stellt das Verlorene zusammen ( 72). Damit ist eine wertvolle Vertiefung unserer Kenntnis vornehmlich jener Quellen gegeben, die für die Geschichte der Templer, der Johanniter, der schlesisch-polnischen Piasten in unserem Gebiete in Betracht kommen. Ähnlich aufschlußreich ist G. Wentz' Untersuchung eines Urkundenbestandes des Bischofs von Havelberg nach Aufzeichnungen von 1476--87 für die Geschichte des westlichen Brandenburg ( 71). Auf nicht unerhebliches Material macht Th. Schulze unter dem Titel »Niederlausitzisches im Anhaltischen Staatsarchiv« (Niederlaus. Mitt. 19, Hälfte 1, S. 39--47) aufmerksam, auf Akten des 18. Jhd., die das in der Niederlausitz eine fast landesfürstliche Stellung einnehmende Geschlecht der Promnitz betreffen. -- Mit Recht müht sich der Historiker jetzt mehr als früher, das Material der Ortsnamen als Quelle auszunutzen. Ist er bei der Deutung deutscher Namen oft selbst in Besitz der nötigen philologischen Schulung, so wird er bei slawischen fast durchweg der helfenden Hand des Slawisten bedürfen. Ob da ein Berlin und seine Umgebung besonders berücksichtigendes Schriftchen von E. Sembritzki ( 535) das Rechte bringt, ist aber doch recht zweifelhaft. Etwas mehr Sprach wissenschaft ist schon am Platze. Viel wird man von sprachgeschichtlichen Arbeiten H. Teucherts erwarten dürfen, der wiederum eine Kostprobe in einem kleinen Aufsatz bietet ( 440) und aus dem »mundartlichen Sprachbefund der Gegenwart« und von Orts-, Flur- und Personennamen aus Streiflichter auf die neumärkische Besiedlung wirft. Sie bestätigen und erhellen unsere aus sonstigen Quellen gewonnenen Ergebnisse. -- Stärker als bisher wäre auch die Numismatik als Helferin der Landesgeschichte heranzuziehen. Um so erfreulicher, wenn uns A. Suhle einen im vorletzten Jahrzehnt des 11. Jhd. in Prenzlau vergrabenen Münzschatz kurz beschreibt und ein Verzeichnis aller brandenburgischen Münzfunde anfügt, soweit es sich um Stücke des 11. und 12. Jhd. handelt ( 377). -- Unter den um die märkische Geschichte bemühten Forschern ist Paul Bailleu, dem M. Klinkenborg einen Nachruf widmet ( 130), freilich nur insoweit zu nennen, als er etliche Jahre an der Spitze des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg stand.


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