V. Wirtschaft.Die Siedlungsgeschichte eines Bezirks
wird geographischer Betrachtung nicht entbehren können. H. Schmidt unterbaut seine Abhandlung
über die Siedlungen des Fläming, der zum großen Teile Brandenburg angehört, in dieser Beziehung gut
(
437). Er bringt auch die notwendige Typisierung der Siedlungen. Was aber dann
als eigentliche Siedlungs geschichte geboten wird, das bedarf trotz anerkennenswerter Literaturbenutzung
und trotz weitgehender Erkenntnis der Probleme doch sehr erheblicher Nachprüfung von seiten der Historiker. Gerade
das schon in ottonischer Zeit von der deutschen Kultur berührte und dann namentlich von den Askaniern und von
Magdeburg ergriffene Gebiet verheißt erhebliche Früchte bei guter Nutzung aller Quellen.
-- Über die Urbarmachung des Warthebruchs in den Jahren 1767--1782 liegt eine Arbeit des auf diesem Felde
wohlbewanderten P. Schwartz vor (
1633), im wesentlichen der Abdruck eines Berichtes des bis 1779 als Leiter
tätigen Baudirektors L. F. Hahn. Der Bericht geht sehr in die Einzelheiten und gibt zusammen mit den
Ausführungen von Schwartz ein ausgezeichnetes Bild der Schwierigkeit des Unternehmens. Der Oderbruchmelioration
stellt sich die des Warthebruchs ebenbürtig zur Seite. -- Für die städtische Wirtschaftsgeschichte ist
gutes, leider an Umfang geringes Material in den von J. Girgensohn sehr exakt herausgegebenen und mit
guten Personen-, Orts- und namentlich Sachregistern versehenen Berliner Kämmereirechnungen 1504--1508
bereitgestellt. Übrigens ist die immer mehr ins Hochdeutsche übergehende Sprache der Rechnungen in Agathe
Laschs »Geschichte der Schriftsprache in Berlin« (Dortmund 1910) eingehend untersucht worden. Fehlt eine
Auswertung des Girgensohnschen Materials, wenn sie auch nur Teilresultate bringen wird, noch bis auf weiteres
)) Sie ist soeben
durch E. Kaeber in d. Mitt. d. Ver. f. d. Gesch. Berlins 1931, S. 1--11 erfolgt., so sind Berliner Archivalien
nach der Seite der Finanzgeschichte hin ausgebeutet worden in einer ergebnisreichen Darstellung von E.
Thaus über das Kassen- und Schuldenwesen der Schwesterstädte an der Spree in der 2.
Hälfte des 16. Jhds. (
1548). An Hand der Kassenabschlüsse, der Beantwortung der Frage, wie die
Steuerpflichten erfüllt wurden, der Schilderung des Vermögenszustandes erkennt Th. den Vorrang der
Köllner Finanzwirtschaft vor der Berliner. Berlin ist im Grunde damals finanziell ruiniert: ungetreue
Kassenführung hat neben der sonstigen Unordnung und Saumseligkeit ihr Übriges getan. -- Für die
Geschichte des märkischen Handwerks bringt E. Kaeber in
S.452 einem Schuhmachergesellenbrief von 1384 einen nicht unwichtigen Beitrag, um so mehr, als er ihn einleitend allgemein auszuwerten unternimmt ( 1549). -- Auf märkischer Erde groß geworden ist die weitbekannte Kupfer- und Messingfirma Hirsch. »Hirsch, ein Kaufmanns- und Industriegeschlecht« benennt Rud. Schmidt ein stattliches Buch (Eberswalde, C. Müllers Buchdr. 192 S. 4), in dem gerade die Verbundenheit des Werkes mit dem märkischen Boden zum Ausdruck kommt. Lägen erst mehrere solcher Schriften vor, so würde die Industriegeschichte in ihrer Bedingtheit durch das Land weit deutlicher als bisher zu erkennen sein. -- Schließlich darf noch zweier Aufsätze zur Wirtschaftsgeschichte des Waldes, der bekanntlich einen großen Teil Brandenburgs einnimmt, gedacht werden, zumal von all solchen Arbeiten sich weitere Ausblicke eröffnen. A. Arndt behandelt »Die Teerschwelerei in der Niederlausitz« (Niederlaus. Mitt. 19, Hälfte 1, S. 78--89) und H. Klose geht der »Waldbienenzucht in den brandenburgischen Heiden« nach (Brandenbg. Jahrbuch 4, S. 67--81). |
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