II. Hilfswissenschaften.

Von genealogischen Arbeiten behandeln eine das


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Marschgebiet zwischen Stade und der Ostemündung, das einst von Niederländern eingedeicht wurde, und drei die Geschichte einzelner Familien. H. Borstelmann ( 304) läßt seiner 1927 erschienenen »Familienkunde des Alten Landes« die des Landes Kehdingen folgen. Eine kurze Geschichte des Gebietes geht der Übersicht über die benutzten Quellen voraus. Dann folgt eine Zusammenstellung des daraus für die Geschichte der alteingesessenen Kehdinger Familien gewonnenen Materials. Den Beschluß machen Angaben über Bevölkerungsverhältnisse, Besitzverhältnisse und Einwanderungen. -- O. Hintze ( 311) hat die Geschichte des Geschlechts Blome in verschiedene Teile zerlegt, deren jeder eine besondere Linie behandelt. Die einzelnen Lebensbeschreibungen sind sehr ausführlich gegeben und im Rahmen der wirtschaftlichen und politischen Geschichte ihrer Zeit behandelt. Das reich ausgestattete Werk hat am Schluß neun Verwandtschafts- und fünf Ahnentafeln. -- J. Studtmann ( 320) bringt in seiner Studie über die Grafen von Regenstein-Blankenburg nach Durcharbeitung des einschlägigen Materials im Staatsarchiv zu Hannover noch einmal eine Nachlese zur Vervollständigung der entsprechenden Arbeiten in den Jahrgängen 1889 und 1892 bezw. 1899 der Zeitschrift des Harzvereins. -- M. Bär ( 325) hat die eigentliche Vollendung und Veröffentlichung seiner Familiengeschichte der niedersächsischen Walthausen nicht mehr erlebt. B. Hirschfeld hat in Zusammenwirken mit dem Freiherrn J. von Waldthausen, dem unermüdlichen Organisator dieser Forschungen, dem Buche die letzte Gestalt gegeben. Der erste Band ist im großen und ganzen nichts anderes als eine verbesserte und erweiterte Auflage der vom Historischen Verein für Niedersachsen 1923 herausgegebenen Biographie des Kanzlers Jobst von Walthausen. Im zweiten Bande, der die übrige Geschichte der einzelnen Zweige bringt, wird nicht nur auf das Persönliche, sondern auch auf die Besitzverhältnisse stark eingegangen. Die Darstellung ist so tief aus den Quellen gearbeitet, wie man es in der familiengeschichtlichen Literatur selten findet.

Nach dem 1923 erschienenen »Wappenbuch der Marschlandschaften Osterstade, Land Wührden, Lunemarsch und Vieland« veröffentlicht jetzt B. E. Siebs ( 333) die Wappensammlung einer weiteren Nordseemarsch, die des Landes Wursten. Das Gros der abgebildeten Wappen gehört Bauernfamilien an. Dabei hat die eingesessene friesische Bevölkerung der Hausmarke, der eingewanderte Teil der Bevölkerung dem Wappen den Vorzug gegeben. Den Beschreibungen der Wappen sind eine Reihe von Stammreihen bedeutender Familien beigegeben.

Zur Klärung des politisch-staatlichen Problems Niedersachsen liefern die Schriften von K. Brüning ( 423) und G. Schnath ( 422) wertvolle Beiträge. Jene beschreibt die gegenwärtige politische Gliederung Niedersachsens und untersucht die Ursachen der jetzigen Zerrissenheit, diese gibt einen knappen, aber überaus klaren Überblick über die oft recht verwickelte territoriale Entwicklung Niedersachsens. Die Denkschrift Brünings führt zu dem Ergebnis, »daß keinerlei aus der Vergangenheit abzuleitende Bedenken dagegen bestehen, die geschichtliche Entwicklung, die zur Entstehung der Kleinstaaterei geführt hat, abbrechen zu lassen und an ihre Stelle Gebilde zu setzen, die den Bedürfnissen der Gegenwart entsprechen.« Schnaths streng sachliche Schrift verdankt ihre Entstehung dem Bestreben der »Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens«, die Brüningsche Arbeit von der geschichtlichen


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Seite her zu ergänzen und, falls die beabsichtigte Reichsreform wirklich eine Auflösung Preußens brächte, die Grenzen eines Gliedgebildes Niedersachsen auch historisch zu umreißen. Zahlreiche vortreffliche Karten erleichtern dem Leser das Verständnis beider Schriften. -- Im Anschluß an seine jüngste Arbeit über das mittelalterliche Goslar (vgl. Jberr. 3, 495, nr. 1342) überprüft K. Frölich ( 427) nochmals die schwierige Materie und versucht, die Zweifel zu zerstreuen, die wegen der dominierenden Stellung, die der Sudburg als Verwaltungszentrum der königlichen Forsten um Goslar zuzuschreiben ist, gegen eine Entstehung der Stadt schon in fränkischer Zeit erhoben sind. K. Woltereck ( 428) legt eingehend die Gründe dar, die sie veranlassen, in den Burgresten auf dem Steinberg bei Goslar die 984 zerstörte Burg Ala der Billunger zu erkennen.

Die Herkunft der im nordwestlichen Deutschland vorherrschenden Bauernhausformen, des Niedersachsenhauses, verliert sich früh im Dunkel. J. F. Pries ( 425) erörtert zunächst das Wesen dieses Hauses und geht dann auf zwei Thesen ein, für die sich eine Möglichkeit nachweisen läßt. Eine dritte Möglichkeit sieht er darin, daß beide Thesen richtig sind.


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