I. Quellen.

Die Inventarisation hat im raschen Fortgang den südlichsten Teil der Grafschaft Glatz, den Kreis Habelschwerdt ( 75), erfaßt. Auf Anregung des Vereins für Glatzer Heimatkunde hatte Udo Lincke gute Vorarbeit geleistet, so daß der Herausgeber, Erich Graber, nur einen Teil der Bearbeitung zu erledigen hatte und den Druck beschleunigen konnte. Auch in diesem Bande häufen sich die Angaben, daß Archivalien aus Unachtsamkeit verbrannt oder während des Krieges als Altpapier verkauft worden sind. Dies beweist, wie dringend das angekündigte Archivalienschutzgesetz ist. Die Bestände der Landgemeinden und Pfarreien sind, wie in den übrigen Kreisen, dürftig. Eine Ausnahme macht das Archiv des Prager erzbischöflichen Vikariats- und Dekanatsamtes in Mittelwalde. Inhaltreich sind die Archive der Städte Habelschwerdt, Landeck und Mittelwalde. Für die Fortsetzung der Inventarisation wäre zu erwägen, ob nicht die oft recht umständlichen Urkundenregesten kürzer gefaßt und viel Gleichgültiges, das in den Registraturen der Städte aus der neuesten Zeit mit übertriebenem Drange zur Vollständigkeit aufgezählt wird, zugunsten einer größeren Übersichtlichkeit ausgemerzt werden könnten. Das gilt namentlich für Gegenden, die, wie in der Grafschaft, durch ältere Veröffentlichungen und Zeitschriften bereits weit erschlossen sind. Vier große Herrschaften sind in dem Kreis gelegen: Grafenort (Reichsgraf Herberstein), Mittelwalde (Reichsgraf Althann), Seitenberg und Schnallenstein(Friedrich Heinrich Prinz von Preußen). Politische Akten, welche die Tätigkeit einzelner Familienmitglieder im Hof- und Staatsdienst beleuchten könnten, fehlen fast ganz. Der Bearbeitung der jedem Inventar beigegebenen Namen- und Sachregister wird eine erhöhte Sorgfalt gewidmet.

W. Wattenbach hat 1863 in der Ztschr. d. Vereins f. Gesch. Schlesiens 5 auf ein »böhmisch-schlesisches Nekrologium« ( 254) hingewiesen, das damals noch in Halberstadt in Privatbesitz war und jetzt eine Zierde der Pierpont Morgan Library in New York ist (The Pierpont Morgan Library 1924--1929, New York 1930, Ms. 739, S. 53 ff.). Jos. Klapper sucht wahrscheinlich zu machen ( 254), daß die Handschrift nicht in Trebnitz, sondern in dem mährischen Kloster Oslavan (gegr. 1228), das von Trebnitz aus besiedelt war, entstanden sei.

Seit 1889 ist Richard Jecht ( 7), der Görlitzer Ratsarchivar, Sekretär der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, die 1929 ihr 150jähriges Bestehen feierlich beging. Gründer der Gesellschaft waren der Historiker und Sprachforscher Karl Gottlob v. Anton und der Naturwissenschaftler Adolf Traugott v. Gersdorff, deren Veranlagung entsprechend anfangs allgemein wissenschaftliche und gemeinnützige Zwecke verfolgt wurden. Seit Jechts Tätigkeit


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ist die Gesellschaft landesgeschichtlich eingestellt. Ihre hervorragendsten Veröffentlichungen sind der Codex diplomaticus Lusatiae superioris, Band 2--5 (1896--1928), die Scriptores rerum Lusaticarum, Band 1--4 (1839--1870), die Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635--1815, Band 1 bis 4 (1912--1923) und ihre Zeitschrift, das Neue Lausitzische Magazin (seit 1821). Die Personalunion zwischen Ratsarchiv und Gesellschaft hat sich als äußerst fruchtbringend erwiesen. Jecht hat einmal das Ratsarchiv zutreffend die Nährmutter der Gesellschaft genannt. Sein Aufsatz über das Archiv ( 76) weist auf die Bedeutung und den Inhalt dieser einzigartigen Quellensammlung hin, über die Jecht schon in seinen »Quellen zur Geschichte der Stadt Görlitz bis 1600« (1909) gehandelt hat. Es sind in erster Linie die für die Ausbreitung des Magdeburger Rechts, die Topographie und die Familiengeschichte der Stadt wichtigen Stadt- und Gerichtsbücher (1305--1820), die Geschoß- und Steuerbücher (1426--1869), die Missiven- oder Briefbücher (1487--1662), die Rechnungen (seit 1375), die Ratsprotokolle (1563--1820) und die Handschriften der Magdeburger Schöppensprüche und des Sachsenspiegels. Unter den älteren Archivaren ragt der fleißige Jakob Gottlieb Kloß († 1789) hervor.


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