III. Kirchengeschichte.

Dem 1926 erschienenen I. Teil seines Urkundenbuchs der Erfurter Stifter und Klöster, der die Überlieferung sämtlicher Erfurter geistlichen Anstalten für den Zeitraum von 706 bis 1330 berücksichtigt (vgl. Jberr. Bd. 2, S. 582), läßt A. Overmann ( 162) jetzt einen II. Teil folgen, der aber nur die Diplome der beiden Stifter St. Marien und St. Severi aus den J. 1331--1400 umfaßt, alles in allem über 1000 Stück, die, zum größten Teil bisher ungedruckt, in der Hauptsache aus dem Archiv des Erfurter Domstifts stammen. Daß der vorliegende Band nicht nur viel neues und wichtiges Material zur Geschichte der genannten Stifter und Erfurts selbst enthält, sondern auch »für die Kenntnis des kirchlichen Lebens in Thüringen eine besondere Bedeutung hat«, erklärt sich aus dem weitreichenden Einfluß, den St. Marien und St. Severi wegen der ihnen zustehenden Archidiakonate in einem großen Teil Thüringens ausübten. -- Eine weitere bedeutende Quelle zur Kirchengeschichte unseres Gebietes legt J. Freckmann ( 2095) in seiner Historia collegii Heiligenstadiani vor, von der er den ersten von 1574 bis 1685 reichenden Band veröffentlicht. Da das historische Quellenmaterial für das Eichsfeld vielfach recht dürftig ist, wird man das Erscheinen der Geschichte des 1574 begründeten und 1773 aufgelösten Heiligenstädter Jesuitenkollegs ganz besonders freudig begrüßen. -- Eine eingehende und auf sorgfältigen archivalischen Studien beruhende Behandlung erfährt die Geschichte des Zisterziensernonnenklosters Neuendorf in der Altmark durch O. Korn ( 1736), der zunächst ausführlich die äußeren Schicksale des um 1230 wahrscheinlich durch die Edlen von Gardelegen gestifteten Klosters und dann die Entwicklung der klösterlichen Grundherrschaft bis zu der im 16. Jhd. erfolgten Säkularisation (1544) und Umwandlung in ein Damenstift (1578) schildert. -- Den Kampf des Bischofs von Havelberg mit dem Magdeburger Erzbischof um die Landeshoheit über das Stift Jerichow, der nach dem Tode des Bischofs Busso von Havelberg ( 1548) mit einem Sieg Magdeburgs endete, macht G. Wentz ( 1734) zum Gegenstand einer interessanten Studie, der er in einem Anhang ein Verzeichnis der Urkunden des Jerichower Stiftsarchivs beigibt. -- Die Geschichte der Dombaubrüderschaft St. Stephani in Halberstadt von A. Diestelkamp ( 1789) erweitert unsere Kenntnis des ma.lichen Brüderschaftswesens in mehr als einer Beziehung; handelt es sich doch in dem vorliegenden Fall um einen Typ des Fraternitätswesens, der bisher kaum bekannt war und der nur dort in die Erscheinung tritt, wo durch besondere finanzielle Schwierigkeiten beim Dombau die Domfabrik den an sie gestellten Anforderungen nicht mehr genügen konnte und auf die Unterstützung weiterer Kreise


S.497

angewiesen war, so z. B. außer in Halberstadt in Köln, Bremen und Magdeburg. Als Beilagen sind im Anhang die Privilegien des Bischofs Johann von Hoym von 1435 und des Erzbischofs Ernst von 1509 sowie ein Verzeichnis der Prokuratoren und Konsiliarien der Stephansbrüderschaft abgedruckt. -- Einem Mangel der bisherigen Forschung sucht R. Specht ( 1788) dadurch abzuhelfen, daß er ortschaftsweise die Nachrichten verzeichnet, die ihm über Reliquien der ma.lichen Kirche Anhalts bekanntgeworden sind.


Diese Seite ist Bestandteil des Informationsangebots "Jahresberichte für deutsche Geschichte" aus der Zwischenkriegszeit (1925-1938)