VII. Genealogie, Biographien.

Obgleich die seit dem Anfang des 12. Jhds. nachweisbare Familie von Gatersleben im nördlichen und östlichen Harzvorland, vorzüglich im Gebiet des Hochstifts Halberstadt und des Stifts Quedlinburg, eine höchst bedeutsame Rolle gespielt hat, ist ihre Geschichte bislang noch nicht im Zusammenhang behandelt worden. Diesem Mangel hilft nun E. Neubauer ( 313) in seiner bis zum Aussterben der Familie geführten Untersuchung über die Herren von Gatersleben ab, in der er zu Ergebnissen kommt, die von denen der bisherigen Forschung erheblich abweichen. So stellt er u. a. fest, daß es sich nicht um drei Familien, sondern um einen großen Mannesstamm handelt, dessen Stammsitz Gatersleben bei Quedlinburg war, während Neu-Gatersleben bei Kalbe a. S. erst später von einem Zweige der Familie gegründet wurde. Zum Schluß endlich erörtert N. noch die Frage der Stammesgemeinschaft mit anderen Familien, die man auf Grund der Wappengleichheit angenommen hatte, eine Theorie, die in ihrer Übertreibung von N. mit guten Gründen abgelehnt wird. -- Verschiedene Nachträge zu der von Gustav Schmidt aufgestellten Genealogie der Grafen von Regenstein liefert J. Studtmann ( 320) aus den Beständen des Staatsarchivs Hannover. Beachtenswert ist die von ihm geäußerte Annahme, daß das Würzburger Ministerialengeschlecht von Reinstein mit dem Harzgrafengeschlecht wahrscheinlich insofern zusammenhänge, als es sich bei dem ersteren wahrscheinlich um unebenbürtige Nachkommen des letzten Grafen, Konrad II., aus seiner Ehe mit der Dänin Ingard Suneson handele. -- Die in den mitteldeutschen Lebensbildern enthaltene Biographie des kurmainzischen Statthalters in Erfurt, Philipp Wilhelm Reichsgraf zu Boineburg (geb. 1656, gest. 1717) von Chr. Brodbeck ( 859) stellt lediglich eine starke Zusammenfassung seiner 1927 erschienenen, den gleichen Gegenstand behandelnden Arbeit dar, mit der sie dieselben Vorzüge gemein hat (vgl. Jberr. Bd. 3, S. 535). -- Ein Meisterstück biographischer Darstellungskunst legt uns E. Neuß ( 1627) in seiner Biographie des Hallensers C. A. Jacob (geb. 1798 als Sohn eines Arztes, gest. 1866), des verdienstvollen Förderers der deutschen Zuckerindustrie und des Begründers der mitteldeutschen Braunkohlenindustrie, vor. Daß sich das genannte Werk zu einer Darstellung der modernen Hallischen Wirtschaftsgeschichte und im besonderen der Geschichte der Hallischen Handelskammer ausweitet, ergibt sich durch die überragende Bedeutung Jacobs für das öffentliche und Wirtschaftsleben seiner Heimatstadt, die ihm letzten Endes ihre beherrschende Stellung sowohl in der Wirtschaft und Industrie als auch im Verkehrsnetz Mitteldeutschlands verdankt.


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